Ich sage: „Danke, Trump!“

Seit Ende des Zweites Weltkriegs hat Deutschland ein enges Verhältnis zu seinen US-amerikanischen Nachbarn aufgebaut. Die Fehler des Friedensvertrags von Versailles, ein Land durch Rückzahlungen ausbluten zu lassen, wurde nicht wiederholt, und der Marshallplan half Deutschlands Wirtschaft, sich schnell zu erholen (indem z. B. Reparationszahlungen an Frankreich beglichen wurden). Dafür kann und sollte Deutschland auch dankbar sein und bleiben. Aber wie schaut es heute aus?

Über die vergangenen Jahre zeigte sich auch die hässliche Fratze der USA: Illegale (!) Angriffskriege gegen souveräne Staaten (Irak, Afghanistan, Syrien …), Foltereinrichtungen als Verstoß gegen das Menschenrecht (Guantanamo) und geheime Finanzierung von Regierungsumstürzen (regime change in Iran, Ukraine und vielen anderen Staaten). In keinem Land der Erde sitzen (anteilig an der Bevölkerung) mehr Menschen im Gefängnis als in den USA, und wie viele dunkelhäutige Menschen dort von der Polizei erschossen werden, steht auf einem noch fragwürdigeren Blatt. Nicht zuletzt ist die Allianz mit dem Königreich Saudi-Arabien eine divergente Angelegenheit, da hier die Verstöße gegen Menschenrechte und die Nähe zum IS einfach nicht in mein humanitäres Menschenbild passen. Die Verbundenheit zu den USA schien in Deutschland dennoch unerschütterlich.

Doch einer hat es nun scheinbar geschafft: Donald Trump! Nach Jahren der Verunglimpfung als Kommunist oder Putin-Versteher bei der leisesten Kritik an den USA hat der amtierende amerikanische Präsident nun auch für die Regierungen Europas eine rote Linie überschritten! Nach dem Aufkündigen des iranischen Atomdeals nun die Strafzölle auf Stahl und Aluminium, da ist der Bogen scheinbar überspannt. Endlich!

Das „ewige Feindbild Russland“ bröckelt nun auch in den Öffentlich-Rechtlichen dahin, wie ein knapp neunminütiger Bericht bei Monitor (ARD) gerade erst konstatierte. Dabei macht mir allerdings die anhaltende Aufrüstungsspirale Bauchschmerzen: Neben der fehlenden Gesprächsbereitschaft zwischen den NATO-Staaten und dem Osten scheint die Lobbyarbeit der Rüstungskonzerne ein abartiges Ausmaß angenommen zu haben. Laut dem eben genannten Beitrag von Monitor liegen die Rüstungsausgaben Europas bereits mehr als fünfmal so hoch wie die Russlands, Tendenz klar steigend (gerade mit dem erklärten 2-%-Ziel). Wir rüsten uns gegen Staaten auf, die uns entweder gar nicht ans Leder wollen oder die wir zuvor selbst mit Waffen versorgt haben! Wo doch der einzige Staat, der es sich erlauben würde und könnte, Europa anzugreifen, eben die USA wären.

Wenn ich die potenzielle Bedrohung durch die USA mal beiseitelasse, scheint mir die Aussicht auf internationalen Frieden erfolgversprechender denn je. Bezeichnenderweise scheint mir die internationale Raumfahrt eine der Aktivitäten, wo solche Machtspiele kaum eine Rolle spielen: Solange wirtschaftliche Interessen dieses Ressort nicht aushöhlen, wird international kooperiert und offen und transparent zusammengearbeitet. Wenn die USA als Taktgeber auch hier entfallen, kann endlich auch China an der ISS (International Space Station) andocken und sich an der Raumfahrt als gemeinschaftlichem Projekt beteiligen. Aber erst einmal sollten wir mit und auf unserem eigenen Planeten miteinander zurechtkommen. Donald sei Dank, dass dies nun möglicher denn je scheint.

 

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Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

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