Ukraine und die Propaganda

Über die Geschehnisse der letzten Monate in der Ukraine und über die (nicht nur im Zusammenhang damit) immer offensichtlicher werdende gleichgeschaltete Propaganda der deutschen Medien haben wir ja hier auf unterströmt schon einiges geschrieben (s. hier), aber nun gab es gerade wieder ein besonders dreistes Bubenstück von einer vermeintlich seriösen Informationsinstanz, nämlich den Tagesthemen, was nun einen neuen Beitrag lohnt (außerdem werden die Ergänzungen bei den anderen Beiträge sonst ja auch immer länger).

Am 20. Mai wurde dort ein Bericht anmoderiert über eine Demonstration, die der Oligarch Achmetow organisiert hatte, indem dort von Zehntausenden die Rede war, die sich daran beteiligten. Der Aristo Blog hat den Ausschnitt aus den Tagesthemen mit Bildern der Veranstaltung, die vor Ort aufgenommen wurden, gekoppelt, und hieran wird deutlich, wie schäbig und billig die Propaganda der Tagesthemen ist. Unbedingt anschauen, man mag es wahrlich kaum glauben.

Jens Berger von den Nachdenkseiten hat diesen Vorgang treffend kommentiert, und dem ist auch nicht mehr wirklich viel hinzuzufügen:

Der Tagesthemen-Beitrag ist ein handfester Skandal, der eigentlich nicht folgenlos bleiben kann. Abseits von der offensichtlichen Manipulation ist jedoch auch die journalistische Schlagrichtung im Fall Achmetow mehr als bedenklich. Bis vor kurzem gehörte Achmetow für die westlichen Medien – wie selbstverständlich – zu den „bösen Oligarchen“, da er als enger Verbündeter des ehemaligen Präsidenten Janukowitsch galt. Der Umstand, dass Achmetows wundersamer Aufstieg vom Bergarbeitersohn und Einzelhandelskaufmann zum reichsten Ukrainer von Entwicklungen begleitet war, die selbst für post-sowjetische Verhältnisse fragwürdig sind, spielt da schon keine Rolle mehr. Nun hat Achmetow offenbar Sorge, in der Ostukraine von den Separatisten vom Hof gejagt zu werden und seine milliardenschweren Stahl- und Kohlewerke zu verlieren. Daher spannt er seine Arbeiter als eine Art Privatarmee für seine Interessen ein. Und da seine Interessen in diesem Punkt zum Teil deckungsgleich mit den westlichen Interessen sind, gilt Achmetow in den westlichen Medien plötzlich als „guter Oligarch“. Welch wundersamer Wandel. Dabei eignet sich das Beispiel Achmetow vorzüglich, um den Niedergang der „Euro-Maidan-Revolution“ zu verdeutlichen. Anfangs gingen die Demonstranten für eine transparente Politik, die die Interessen der Bürger und nicht die Interessen der Oligarchen verflogt, auf den Maidan. Nun haben die Oligarchen die Bewegung übernommen und eine fragwürdige Person wie Achmetow, der noch vor wenigen Wochen auf dem Maidan als Ausgeburt der Hölle galt, wird zum Hoffnungsträger aufgebaut. Arme Ukraine, kann man da nur sagen.

Mal schauen, wie die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen heute über den March Against Monsanto, bei dem tatsächlich wieder ein paar Millionen Menschen weltweit auf die Straßen gehen werden, berichten werden – oder vielmehr nicht berichten werden, so wie das schon im letzten Jahr der Fall war, als diese Veranstaltung schon zwei Mal stattfand. Aber der böse Iwan ist ja auch ein viel sinnvolleres Feindbild als ein Konzern, der die Menschen weltweit vergiftet, erpresst, ruiniert und in den Suizid treibt …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

2 Gedanken zu „Ukraine und die Propaganda“

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