Buchtipp: Wetten auf Europa

Vor einigen Wochen hatte ich hier einen kurzen Clip aus der Kulturzeit verlinkt, der mir zumindest interessant schien und auf dieses Buch verwies (ISBN 978-3-421-04632-1). Nun möchte ich doch endlich der damaligen Ankündigung einer Rezension nachkommen, da ich den Schmöker mittlerweise „hinter mich gebracht“ habe.

Zuerst muss ich wohl vorausschicken: Was kann man von einem Buch erwarten, in dem der Spiegel-Redakteur Gregor Peter Schmitz ein Interview mit dem Milliardär George Soros geführt hat? Alleine die Tatsache, dass George Soros mit Spekulationen zahllose Menschen in den Ruin getrieben hat, lässt keinen solchen „Philanthropen“ erwarten, den er gern darstellen möchte. Da wirken Spenden für eine „Demokratisierung von Osteuropa“ auch eher wie eine Wiedergutmachung.

Um es kurz zu machen: Man muss es nicht lesen. Es werden einige spannende und erhellende Fakten in den Raum geworfen, wie zum Beispiel der Schuldenschnitt Griechenlands gegenüber dem hoch verschuldeten Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Oder die einfache Überlegung, dass immer eine Generation zwischen zwei Krisen liegt, denn damit ist die Krise spätestens vergessen (aus der persönlichen Erfahrung). Als Leser bekommt man ein facettenreiche Bild von George Soros, der erst als Jude zur Nazizeit in Ungarn lebend, dann beruflich aufstrebend als junger Erwachsener in den USA ankommt und dort zu einem der reichsten Spekulaten heranwächst.

Unterm Strich steht immer wieder eine Forderung: Europa muss politisch einfach näher zusammenrücken. Und das kann ich auf die eine oder andere Weise unterschreiben! Das derzeitige Europa ist nicht mehr als eine Währungsunion, doch untereinander gibt es eben Geldgeber und Geldnehmer (was Erstere die Letzteren klar spüren lassen). Wenn wir gemeinsam erfolgreich sein wollen, und damit meine ich in erster Linie nicht wirtschaftlich, dann müssen wir alle zusammenrücken. Nicht nur in Europa, sondern weltweit, Europa ist da nur ein Teilschritt. Es ist Zeit zu begreifen, dass wir alle in einem Boot sitzen, auch die Milliardäre und Spiegel-Redakteure dieser Welt.

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Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

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