Auto ummelden in Hamburg

Vor einigen Wochen war es so weit: Mein treuer Opel Corsa hat mit 15 Jahren, nachdem er acht Jahre davon mein Gefährt war, die Hürde TÜV nicht mehr geschafft, sodass ein neuer fahrbarer Untersatz hermusste. Dessen Beschaffung war dann auch nicht das Problem, doch dann musste der Wagen ja auch noch angemeldet werden. Und das war dann ein ziemlich unglaubliches Theater, das zeigt, dass der viel gepriesene „schlanke Staat“ vor allem mit Kosten und Erschwernissen für den Bürger verbunden ist.

Ein Auto an- oder umzumelden war immer schon so ein bisschen nervig, da man gern mal ein, zwei Stunden beim LBV (Landesbetrieb Verkehr) rumsitzen und warten musste, bis dann die gezogene Nummer endlich aufgerufen wurde. Na ja, hat man sich halt was zu lesen mitgenommen, dann ging das schon einigermaßen. Zufälligerweise erfuhr ich dann, als ich mit einer freundlichen Dame des Fairsicherungsladens sprach, die sich auch um meine Kfz-Versicherung kümmern, dass man mittlerweile nicht mehr einfach so zur Zulassungsstelle hinfahren kann (wie das noch vor acht Jahren, als ich das letzte Mal dort auflief, der Fall war), sondern dass man sich nun einen Termin geben lassen müsse. Prima, dachte ich mir, dann brauchst Du da ja auch nicht so lange rumzusitzen. Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass mir im Zusammenhang mit dem LBV so etwas wie „prima“ einfiel …

Ich suchte mir also die Telefonnummer vom LBV raus, um dann dort einen Termin zu vereinbaren. Leider erreicht man dort niemanden mehr telefonisch, sondern bekommt nur eine automatische Ansage zu hören, die einen auf die Webseite verweist, wo man sich doch einen Termin holen solle. Super, dachte ich mir, was machen denn nun die Leute (und die soll’s ja nach wie vor geben), die kein Internet haben? Auf der Webseite kam dann gleich die nächste Überraschung: Als ich mich bis zur Terminvergabe durchgeklickt habe, durfte ich feststellen, dass der nächste freie Termin in drei Wochen ist. O. k., da muss ich wohl irgendwas falsch gemacht haben, kam es mir in den Sinn, geh das noch mal besser von vorn durch. Gesagt, getan – das Resultat war das gleiche. Also schrieb ich über das Kontaktformular einen E-Mail an den LBV:

Guten Tag,
ich wollte in der nächsten Woche einen Wagen bei Ihnen ummelden, doch leider sind Termine erst in drei Wochen reservierbar. Da ich davon ausgehe, dass es sich hierbei nur um einen Fehler handeln kann, allerdings auch nicht die Möglichkeit besteht, telefonisch mit Ihnen in Kontakt zu treten (Was machen eigentlich die Menschen ohne Internet, wenn sie ein Auto an- oder ummelden wollen?), versuche ich es nun auf diesem Weg.
Wie ist es möglich, in einem akzeptablen Zeitrahmen einen Termin zum Ummelden eines Autos bei Ihnen zu bekommen? Und da auch die Ansage, wenn man versucht sie anzurufen, die Möglichkeit einer Onlineummeldung erwähnt, ich dazu aber leider auf Ihrer Webseite nichts Entsprechendes finden konnte: Wie funktioniert denn diese?
Gern können Sie mich auch telefonisch zurückrufen unter xxx oder mobil yyy.
Beste Grüße

Die Sache mit der Onlineummeldung habe ich tatsächlich in Erwägung gezogen, aber weder mir noch meiner Freundin (und wir sind beide schon durchaus etwas länger routiniert im Internet unterwegs) war es möglich, herauszufinden, wie das denn überhaupt funktionieren solle.

Also wartete ich auf eine Antwort vom LBV, die allerdings auch am nächsten Tag noch nicht eintraf. Mittlerweile haben wir uns informiert, dass es Dienstleister gibt, welche die An- und Ummeldung von Autos übernehmen, und über den Verwerter, zu dem wir unseren alten Corsa brachten, haben wir auch eine Adresse bekommen von jemandem, der dabei vertrauenswürdig ist (immerhin muss man dann ja Personalausweis und Bankdaten dort abgeben, das drücke ich zumindest nur ungern irgendeinem völlig Unbekannten in die Hand), zeitgleich habe ich vorsorglich schon mal einen Termin über die LBV-Webseite für drei Wochen später reserviert.

Als dann auch nach drei Tagen immer noch keine Antwort auf meine E-Mail eingetroffen ist, haben wir uns entschlossen, den Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Da dieser in Norderstedt (nördlich von Hamburg) ist, war das Ganze auch noch mit erheblicher Fahrerei verbunden, doch schließelich war dann unser Auto auch tatsächlich innerhalb von einem Tag angemeldet – sechs Tage, nachdem ich dieses Vorhaben in Angriff genommen habe (was o. k. ist von der Zeit her, finde ich), allerdings auch mit 50 Euro Mehrkosten für den Dienstleister.

Drei Tage später, also nach insgesamt neun (!!!) Tagen, bekam ich dann doch noch eine Antwort vom LBV:

Guten Tag,

es ist richtig das die Termine ca. 2-3 Wochen ausgebucht sind. Sie können Morgensfrüh ohne Termin kommen und müssen mit längeren Bearbeitungszeit rechnen!

Weitere Erläuterung zur der Online-Zulassung finden sie auch unsere Internetseite.

http://www.hamburg.de/lbv-internet/4437190/ikfz-online-abmelden/

Mit freundlichen Grüßen

Zu der Aussage, dass man ja auch ohne Termin kommen könnte, sei noch angemerkt, dass auf der LBV-Webseite mehrfach darauf hingewiesen wird, dass, wenn man ohne Termin dort aufläuft, man davon ausgehen muss, nicht mehr am gleichen Tag dranzukommen:

Der LBV setzt verstärkt auf die Sachbearbeitung mit Termin.  Grundsätzlich kann daher eine taggleiche Bearbeitung Ihrer Vorgänge nur mit einem Termin erfolgen. Wenn Sie in den Fachbereichen Kfz-Zulassungs- und Führerscheinangelegenheiten trotzdem ohne Termin erscheinen, ist eine Bearbeitung Ihres Vorganges am selben Tag nur möglich, wenn noch freie Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Ich habe also noch nie so viel Zeit und Geld aufwenden müssen, um ein Auto an- oder umzumelden, und das, obwohl die Vorgänge ja eigentlich beschleunigt werden sollten durch die Möglichkeiten des Internets: Man braucht keinen sogenannten Doppelkarte mehr vom Versicherer, sondern hat nur noch einen Zahlencode, über den dann in der Zulassungsstelle gleich alle Daten aufgerufen werden können, und es besteht zudem die Möglichkeit, sich Formulare online runterzuladen und schon zu Hause auszufüllen anstatt erst in der Zulassungsstelle. Will man hingegen sein Fahrzeug einigermaßen zeitnah anmelden (und es kann ja durchaus vorkommen, dass man zum Beispiel aufgrund eines Unfalls recht unerwartet ein neues Auto benötigt), dann muss man jemandem Geld dafür bezahlen. Ob nun genau diese Dienstleister auch diejenigen sind, welche die ganzen Termine schon für Wochen im Voraus blockieren, weiß ich nun allerdings nicht, ich halte dies jedoch auch nicht für ganz unwahrscheinlich …

So sieht es also aus mit dem schönen schlanken Staat: Es wird eingespart, wo es nur geht, sodass niemand mehr telefonisch zu erreichen ist, zudem scheinen die Zulassungsstellen ja auch nicht mehr mit der gleichen Personaldichte wie noch vor ein paar Jahren besetzt zu sein, da sonst das ganze Prozedere ja eher schneller als langwieriger vonstattengehen müsste. Der Leidtragende ist im Endeffekt der Bürger, der entweder lange warten muss oder aber zusätzliche Kosten hat – vorausgesetzt, er hat Internet, ist der deutschen Sprache sehr gut mächtig und versteht die nicht ganz unkomplizierte Navigation auf der LBV-Webseite. Einer ganzen Menge Menschen ist es somit schlichtweg verwehrt, in Hamburg ein Auto anzumelden – und das ist für mich das eigentlich Skandalöse dabei, was zeigt, wie welche selbstverständlicher Ausgrenzung das neoliberale Dogma auf allen Ebenen durchgesetzt wird.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

Ein Gedanke zu „Auto ummelden in Hamburg“

  1. Andre Dehne hat ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich und daraus resultierend eine Webseite erstellt, bei der Termine, die immer kurzfristig wieder frei werden (vermutlich von professionellen Anmeldern, die sich diese erst mal im Voraus blocken), dann von Usern genutzt werden können. Hört sich ganz interessant an, finde ich, insofern schaut da ruhig mal vorbei, wenn Ihr Euer Auto in Hamburg an- oder ummelden wollt: http://kfz-zulassung-sofort.de

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