Interessantes aus KW 13/2016

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Hagen Rether beschäftigt sich in einem siebenminütigen Beitrag für die WDR-Sendung Mitternachtsspitzen mit den viel beschworenen europäischen Werten. Mal wieder steckt viel Wahrheit in seiner kritisch-pointierten Betrachtung, welche das Heuchlerische unserer derzeitigen europäischen Politik trefflich aufdeckt. [Karl]

2. Auf dem Onlineportal Piqd weisen Journalisten auf interessante Artikel hin, die sich mit Dingen beschäftigen, die man sonst nicht unbedingt in den sogenannten Leitmedien zu sehen bekommt. Ein interessanter zusammenfassender Hinweis von Fabian Köhler verlinkt auf einen englischsprachigen Artikel von Foreign Policy, in dem die jüngsten Kriegsverbrechen Saudi-Arabiens im Jemen dargestellt werden. Von denen hört man hier in Deutschland auch so gut wie nichts, da ja die Saudis unsere lieben Freunde sind, denen wir schön Waffen verkaufen. [Karl]

3. Ein Kommentar von Markus Pausch, Professor an der FH Salzburg mit Schwerpunkten Demokratiefragen, Europäisierung und Migration, zeigt auf, wie weit in unserem Nachbarland Österreich schon vorangeschritten wurde in Richtung Totalitarismus. Der Staat greift dort mittlerweile immer stärker in den ureigensten privaten Bereich seiner Bürger ein und degradiert so elementare Bürgerrechte. Keine schöne Entwicklung, von der wir in Deutschland leider auch nicht mehr sehr weit weg sind. [Karl]

4. Auf die Widersprüchlichkeit der AfD, die einerseits vorgibt, die Interessen des sogenannten „kleinen Mannes“ vertreten zu wollen, andererseits allerdings vor allem wirtschaftspolitische Standpunkte vertreten, die den Interessen der Vermögenden entsprechen, haben wir (und natürlich auch andere) ja schon öfter hingewiesen. Nun bringt ein Kommentar von Georg Sesslen in der taz dieses Phänomen gut auf den Punkt, indem er beschreibt, warum gerade Multimillionäre, Unternehmer und Kapitaleigner sich zu Anführern und Sprachrohren derjenigen aufschwingen, deren Verliererposition sie selbst und ihresgleichen zu verantworten haben. Sehr interessant! [Karl]

5. Constantin Seibt beschreibt in einem Artikel für den Tages-Anzeiger eine adäquate Reaktion auf die Terroranschläge von Brüssel in der letzten Woche: „Fürchte dich nicht!“ Dazu rückt er den islamistischen Terror in Europa mal ein bisschen in eine reale Relation und zeigt auf, dass es vor allem unsere mediale Rezeption und die Reaktionen darauf, in denen Abschottung, Sicherheitsdenken zulasten der Freiheit und Antiislamismus propagiert werden, sind, die den radikalislamischen Terroristen nutzen. Nur wir selbst schaffen es auf diese Weise, unsere Werte, die wir doch eigentlich verteidigen wollen, zu demontieren und so Wasser auf die Mühlen der islamistischen Agitation zu schütten. [Karl]

6. Eigentlich ist der Ausverkauf des griechischen Volksvermögens hinlänglich bekannt, aber der achtminütige Bericht von plusminus bringt des Ausverkauf und die Folgen noch einmal gut auf den Punkt. So ist von der ersten Verkaufswelle (6 Milliarden Euro) kein Cent in die Staatskasse geflossen, da alles komplett für Schuldentilgung verbraten wurde. Ja, so hilft man seinen „Freunden“: ausziehen bis auf die Unterhose. [Dirk]

7. Unter dem Titel „Die Scheinwelt von Facebook & Co“ lief eine knapp 45-minütige Dokumentation in der ARD, welche sich mit gekauften Klicks/Likes in Social Media und YouTube beschäftigt. So lassen sich Tausende Klicks bei YouTube schon für 200 Euro erkaufen. Die Reporter fahren auch in die Niedriglohnländer, in denen die Klicks letzten Endes generiert werden. Auch hier das typische Gebaren von großen Wirtschaften: Die Armen schuften für die Reichen. Und Klicks sind vielerorts eben auch nichts anderes als bezahlte Werbung. [Dirk]

8. In Frankreich soll auch eine Art Agenda 2010 eingeführt werden, und dagegen regt sich massiver Protest. Komischerweise war darüber in deutschen Medien in der letzten Woche so gut wie nichts zu lesen, daher hier noch mal der Hinweis auf zwei Artikel zu den Demonstrationen und dem Generalstreik in der jungen Welt und im österreichischen Standard. In jedem Fall gut zu sehen, dass sich die Franzosen derartige Gesetze nicht einfach so gefallen lassen wollen. [Karl]

9. Sascha Lobo beschreibt in seiner Kolumne auf Spiegel online sehr treffend, was derzeit an Behörden- und Staatsversagen in Europa zu beobachten ist bei der Bekämpfung von islamistischem Terror. Es wird nämlich immer weiter anlasslos auf technischer Ebene überwacht, wobei auch Grundrechte eingeschränkt werden, bekannte Straftäter hingegen werden aufgrund von kaputtgesparten Justiz- und Polizeiapparaten nicht verfolgt und können untertauchen. Von den 15 identifizierten islamistischen Terroristen, die in den letzten zwei Jahren Anschläge in Europa verübten, bei denen Menschen starben, waren nämlich alle 15 schon polizeibekannt. [Karl]

10. Auch Heinrich Schmitz beschäftigt sich in einem Artikel für Die Kolumnisten mit dem gleichen Thema wie Lobo. Ausgangspunkt ist für ihn der Satz von Bundesinnenminister Thomas de Maizère: „Datenschutz ist schön, aber in Krisenzeiten hat Sicherheit Vorrang.“ Diese hanebüchene Aussage wird von Schmitz trefflich und gewohnt pointiert seziert, sodass deren Absurdität, gerade wenn sie von einem Bundesinnenminister kommt, deutlich wird. [Karl]

11. Zwei Artikel auf Utopia und vom Magazin enorm berichten von einer Studie der Universität Oxford, die vier verschiedene Szenarien der weltweiten Ernährung durchgespielt hat und dabei zu beeindruckenden Ergebnissen kam: Eine Reduzierung des Fleischkonsums würde nicht nur Millionen von Menschenleben retten, sondern hätte auch großen positiven Einfluss auf das Weltklima. Und Hunderte von Milliarden Euro könnten noch eingespart werden im Gesundheitswesen. Treffendes Fazit: „Ernährung ist keine reine Privatsache.“ [Karl]

12. Am 19./20. März wurde in der irakischen Stadt Mossul die Universität von der US-geführten Anti-IS-Koalition bombardiert, da man dort IS-Kämpfer vermutete. Dabei wurde nicht nur wichtige zivile Infrastruktur zerstört, sondern es kamen zudem auch viele Zivilisten ums Leben. In den deutschen Medien liest und hört man darüber so gut wie nichts, nur die junge Welt fällt hier mal wieder positiv auf mit einem Artikel und einem Interview mit Dr. Souad Naji Al-Azzawi , die diesen Angriff klar als Kriegsverbrechen benennt, zu dem Thema. [Karl]

13. Dass die Ungleichheit in Deutschland zunimmt, ist ja nichts Neues, nun ergibt eine Erhebung von der Linken-Bundstagsabgeordneten Sabine Zimmermann, dass es auch eine deutliche Ungleichheit bei der Lebenserwartung von armen und reichen Menschen gibt, wie ein Artikel im Tagesspiegel berichtet: Wer ärmer ist, stirbt früher. Ob da Gesundheitsprävention Abhilfe zu verschaffen mag, sei mal dahingestellt, sodass wir uns bei stetig zunehmender Armut wohl mit dem Zustand abfinden müssen. Traurig für ein so wohlhabendes Land. [Karl]

14. Ein Kommentar von Mathias Greffrath in der taz beschäftigt sich mit Jeremy Corbyn, dem Vorsitzenden der britischen Labour Party. Dabei wird auch zu Recht die Frage aufgeworfen, warum in Deutschland generell sehr wenig über Corbyn zu lesen und zu hören ist, der ja quasi von der sich übers Internet organisierenden Parteibasis in seine exponierte Position gebracht wurde und nun mit Positionen, die eben nicht auf die berühmte Mitte, um die in Deutschland fast alle Parteien buhlen, abzielen, frischen Wind und eine enorme Politikbegeisterung gerade junger Leute entfacht hat. Parallelen zur Berichterstattung über Bernie Sandres sind bestimmt nicht zufällig … [Karl]

15. Um ebenjenen Bernie Sanders dreht sich ein Blog-Artikel von Prinz Chaos. Darin beschreibt er, wie sehr das Internet als Medium Einfluss auf die derzeitigen Vorwahlen zur Präsidentenwahl in den USA haben. Seine Sympathie für Sanders bringt der Autor dabei deutlich zum Ausdruck, aber das ist ja gerade mal recht angenehm, da in den meisten anderen deutschen Medien ja sowieso beständig nur Hillary Clinton als alternativlose Kandidatin abgefeiert wird. Zudem erfährt man in dem Artikel einiges an interessanten Hintergrundinformationen zu den Vorwahlen und dem damit verbundenen Wahlkampf. [Karl]

16. Hatte wir schon Sigmar Gabriel diese Woche? Ohne den geht’s ja schon seit einiger Zeit nicht, da er stets neue Unmöglichkeiten raushaut. Diesmal wird im (m. E. zu Recht) Wortbruch vorgeworfen, wie ein taz-Artikel berichtet, da unser Bundeswirtschaftsminister möchte, dass das Freihandelsabkommen zwischen Kanada und der EU CETA (quasi der „kleine Bruder“ von TTIP) in Kraft tritt, ohne dassder Bundestag darüber abstimmen kann. Merkwürdiges Demokratieverständnis, was Gabriel da offenbart, finde ich, mal von den rechtsstaatlichen Bedenken abgesehen. [Karl]

17. Ein gut zweiminütiger Beitrag des 3sat-Magazins Kulturzeit stellt das Buch „Gute-Macht-Geschichten: Politische Propaganda und wie wir sie durchschauen können“ von Daniel Baumann und Stephan Hebel vor. Das macht Appetit auf das Werk! [Karl]

18. Einen interessanten Einblick in die unappetitliche Welt des Landgrabbings bietet ein Artikel von Jens Berger für den Blog AussenGedanken. Darin geht es um Aktivisten in Sierra Leone, die sich gegen die Ausbeutung und Enteignung der einheimischen Bevölkerung durch das belgisch-luxemburgische Konsortium Scofin zur Wehr setzen und dafür ins Gefängnis gesteckt wurden. Ein Interview mit dem Aktivisten Shiaka Musa Sama zeigt, wie wenig rechtsstaatlich es bei diesem Verfahren zugeht. [Karl]

19. Sich mit dem NSU zu beschäftigen stärkt meistens nicht das Vertrauen in die deutschen Behörden, ist aber m. E. dringend notwendig. Ein Artikel von Wolf Wetzel auf den NachDenkSeiten beschreibt, wie bei der Ermittlung von Telefondaten, die Aufschluss über die Flucht von Beate Zschäpe nach dem Tod von Uwe Mundlos und Uwe Bähnhardt im November 2011 hätten geben können, Beweismittel vernichtet und nicht ausgewertet wurden – und wie die Öffentlichkeit dabei für dumm verkauft wird. [Karl]

20. Zum Abschluss noch ein bisschen Musik: SLIME haben einen Song über die sogenannten „besorgten Bürger“, wie die rechtsradikalen Spinner sich ja zurzeit gern nennen, geschrieben. In knapp vier Minuten wird deren Armseligkeit im Video zu „Sie wollen wieder schießen“ auf den Punkt gebracht. [Karl]

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