Interessantes aus KW 19/2016

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Unsere Fähigkeit, Dinge auszublenden und zu verdrängen, wenn sie nicht in unserer unmittelbaren Nähe passieren, ist schon sehr groß. Wie umfassend dies mittlerweile als gesamtgesellschaftliches Prinzip verankert ist, wird in einem Artikel der Zeit deutlich, der die berechtigte Frage aufwirft, warum sich vor einigen Monaten noch ganz Deutschland (zu Recht) über die AfD-Aussagen empörte, die Grenzen gegen Flüchtlinge mit Waffengewalt zu verteidigen und es nun keinen interessiert und aufregt, dass in der Slowakei tatsächlich auf Flüchtlinge geschossen wurde. [Karl]

2. TTIP und CETA sind ja mittlerweile recht bekannt (und berüchtigt) bei uns im Land, aber es gibt auch noch andere Freihandelsabkommen, die von der EU geschlossen werden, zum Beispiel mit afrikanischen Ländern. Welche negativen Auswirkungen diese für die ärmeren Partner im globalen Süden haben, wird in einem Artikel von Nico Beckert für le Bohemien aufgezeigt. Freihandel klingt zunächst erst mal immer gut, so als Wort, dahinter verbergen sich jedoch allerhand Fallstricke. [Karl]

3. Interessante Idee! Ein etwa dreiminütiger Videobeitrag der Abendschau des Senders rbb stellt das sogenannte Tiffin-Konzept vor. Auf diese Weise soll Verpackungsmüll eingespart werden, der entsteht, wenn man sich Essen aus einem Restaurant nach Hause mitnimmt. Das Ganze läuft erst mal als Pilotprojekt mit zehn Restaurants an und hat bestimmt noch einiges an Verbesserungspotenzial, geht aber in jedem Fall in die richtige Richtung, wie ich finde. [Karl]

4. Spiegel online präsentiert als Infografik der Woche die Ergebnisse einer Studie, die der Frage nachging, ob sich Menschen eher als Weltbürger oder als Bürger ihres jeweiligen Landes fühlen. Positiv: Knapp mehr als die Hälfte der weltweit 20.000 Befragte sehen sich eher als Weltbürger, wobei diese Tendenz besonders in Schwellenländern sehr ausgeprägt ist. Weit unterdurchschnittlich ist diese Sichtweise in Deutschland anzutreffen – warum wundert mich das nun bloß nicht? [Karl]

5. In Brasilien findet zurzeit eine Art Staatsstreich statt, in dessen Zuge die gewählte Präsidentin Dilma Rousseff quasi auf Eis gelegt wird. Einen guten Überblick über die Situation im Land gibt ein Artikel von Andreas Novy in den Blättern für deutsche und internationale Politik. Wie es nun unter dem neuen De-facti-Präsidenten Michel Tremer weitergeht, berichtet Harald Neuber in einem Telepolis-Artikel: Alte, reich, rechte weiße Männer haben nun die Macht an sich gerissen, sodass oligarchische Strukturen zu entstehen drohen. Als „Sahnehäubchen“ kommt nun noch hinzu, dass laut einem Handelsblatt-Artikel Wikileaks noch einmal auf schon 2011 veröffentlichste Dokumente hinweist, die belegen, dass Tremer für die US-Geheimdienste Informationen über Interna der brasilianischen Politik gesammelt und an den US-Botschafter in Brasilien weitergetragen haben soll. [Karl]

6. Thomas Fricke spielt in seiner Kolumne auf Spiegel online einmal hypothetisch durch, was wäre, wenn es vor etwa 15 Jahren die Agenda 2010 nicht gegeben hätte – und kommt zu erstaunlichen (oder auch nicht) Ergebnissen. In jedem Fall würde die SPD wohl deutlich besser dastehen, als sie es heute tut, und das, obwohl deren Parteiführung immer noch nicht müde wird, die Agenda 2010 als Erfolg zu verkaufen. Interessantes Gedankenspiel! [Karl]

7. In der Zeit findet sich ein interessantes Interview mit Astrid Ebenhoch, die einige Zeit im gleichen Gefängnis wie Beate Zschäpe eingesessen hat. Was sie berichtet, unterscheidet sich massiv davon, wie sich Zschäpe selbst im Rahmen ihres Gerichtsprozesses präsentiert, in dem es ja ihrer Verteidigung darum geht, sie als eigentlich braves Mädel, dass nur mit ein paar Freunden mitgelaufen ist bei den NSU-Verbrechen, darzustellen. Bedenklich auch, dass Zschäpe laut Ebenhoch allerdings Privilegien im Gefängnis hat. [Karl]

8. Margarete Stokowski entlarvt in ihrer Kolumne auf Spiegel online ihren Kollegen Jan Fleischhauer als das, was er ist: jemand, der die Verlustängste alter weißer Männer bedient. Ausgehend von einer Kolumne Fleischhauers, in welcher er Twitter-Postings vollkommen irrational überhöht als Machtinstrument darstellt, mit dem Karrieren zerstört werden können (natürlich nur, wenn sie aus ihm unliebsamer politischer Richtung, also nicht von rechts, kommen), widerlegt Stokowski dies nicht nur pointiert, sondern bringt auch gleich noch eine treffende gesellschaftliche Einordnung derartige Vorgänge. [Karl]

9. Transparency International hat eine Untersuchung zum Thema Korruption im deutschen Journalismus erstellt, die man sich online durchlesen oder auch herunterladen kann. Viel Stoff (ich habe bisher nur ein bisschen querlesen können), aber garantiert sehr interessant und erhellend, um die eigenen Medienkompetenz zu steigern! [Karl]

10. Das NDR-Magazin ZAPP hat für einen etwas sechsminütigen Bericht die Überschneidungen von konservativ-christlichen Medien mit der AfD untersucht. Ergebnis: Die Rechtspartei wird erfährt in Publikationen aus diesem Spektrum schon eine deutlich positive Resonanz, da sich gerade im familienpolitischen Bereich große Parallelen zeigen, was dann wieder die Rezipienten dieser Medien in ihrer teilweise reaktionären Sichtweise bestärkt. Da scheinen sich ja zwei gefunden zu haben … [Karl]

11. Hepatitis E – schon mal was von gehört? Diese Krankheit galt bisher vor allem in tropischen Ländern Afrikas und Asiens heimisch. Jetzt muss man allerdings nicht mehr um die halbe Welt reisen, um sich damit zu infizieren, dazu reicht auch schon der Genuss von Schweinefleisch in Form von Mettwurst oder Rohwürsten, wie foodwatch berichtet. die Infektionsraten nehmen rapide zu, für bestimmte Risikogruppen (wie z. B. Schwangere) kann die Krankheit tödlich verlaufen – und unsere Bundesregierung weigert sich, dagegen Kontrollen schon in den Schweineställen einzuführen, sondern gibt lieber Kochtipps an die Verbraucher. [Karl]

12. Mit viel Tamtam wurde nun ja von den Großkoalitionären unter Federführung von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) ein neues Gesetz gegen den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen angekündigt. Ein Artikel im neuen deutschland legt nun allerdings dar, dass dies kaum zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Löhne von davon betroffenen Arbeitnehmern beitragen dürfte, da die Regelungen zum Teil sogar hinter die bisherigen zurückfallen. Lob gab es dafür allerdings vonseiten der Unternehmer. Na denn … [Karl]

13. Ja, so ticken die AfD-Anhänger: In einem zweieinhalbminütigen Bericht der SWR geht es um den baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Wolfgang Drexler (SPD), der vor laufenden Fernsehkameras der AfD-Abgeordneten Christina Baum den Handschlag verweigerte. Nachdem sich diese Szene im Internet verbreitete, dauerte es auch nicht lange, bis Drexler eine anonyme E-Mail mit einer Morddrohung erhalten hat. Bei den Äußerungen von Baum in dem Bericht dazu, dass mit Muhterem Aras (Grüne) eine Muslima zur Landtagspräsidentin ernennt wurde, empfinde ich einen verweigerten Handschlag ja noch als eine recht moderate Geste … [Karl]

14. Die Strompreise in Deutschland steigen in den letzten Jahren stark an, und als verantwortlich dafür wird oft die sogenannten Energiewende benannt. Nun berichtet ein Artikel des ARD-Magazins Monitor darüber, dass mit den Strompreisen auch Renditen der Netzbetreiber bezahlt werden, die allem Anschein nach deutlich über den vom Gesetzgeber festgelegten maximal 9,05 % liegen. Ein weiteres Beispiel, warum Privatisierung von gesellschaftlich wichtiger Infrastruktur einfach nie funktioniert (zumindest für die Allgemeinheit). [Karl]

15. In einem Kommentar auf der Spiegelfechter nimmt Joerg Wellbrock auf treffliche Weise einen Zeit-Artikel auseinander, in dem der Redakteur Zacharias Zacharakis zur zunehmenden Ungleichheit bei den Vermögen und Einkommen in Deutschland meint, dass die Arbeitgeber selbst schuld daran hätten. Wellbrock zeigt auf, wie sehr der Journalist (und ich denke, dass das durchaus exemplarisch für einen Großteil dieses Berufsstandes gesehen werden kann) in seiner eigenen schönen Mittelstandswelt verhaftet ist und kritiklos den Mantras des Neoliberalismus aufsitzt. [Karl]

16. Ingrid Brodnig hat auf der Berliner Konferenz re:publica einen Vortrag zu dem Thema gehalten, warum Lügengeschichten (nicht nur) im Internet so gut funktionieren und was man selbst dagegen unternehmen kann, wenn man mit diesen konfrontiert wird. Die Transkription findet sich in ihrem Blog, dort kann man sich auch das etwa halbstündige Video des Vortrags anschauen. Der Text ist zwar etwas länger, lässt sich aber aufgrund der sehr verständlichen Formulierung sehr gut weglesen – und lohnt sich in besonderem Maße, da wir ja wohl alle mit diesem Phänomen immer wieder mal konfrontiert werden. [Karl]

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