Monopolismus: Monsanto & Bayer

Da haben sich doch zwei gefunden: Bayer hat ein Übernahmeangebot an Monsanto unterbreitet, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Die beiden Konzerne glänzen ja immer wieder durch die klare Verhaltensrichtlinie: erst die Gewinne, dann der Mensch. Da es ja gerade um die Neuzulassung von Glyphosat geht (und damit um den Hauptbestandteil von „Roundup“, Monsantos Schlachtschiff unter den Unkrautvernichtern), würde ich meinen: Entweder ist das Angebot sehr niedrig (mit knapp 60 Milliarden), weil die Neuzulassung nichts wird, oder Bayer weiß schon, wie es um die Neuzulassung steht, und möchte vorher einen guten Deal machen. Auf jeden Fall gewinnt wie immer das große Kapital.

Die Reaktionen bei so einer Übernahme bleiben nicht aus: Der Videoblogger Rayk Anders veröffentlicht in seiner Reihe HeadLinez ein knapp fünfminütiges Video. Auch medial wurde die Übernahme so stark ausgeschlachtet, dass ich davon ausgehen muss, dass es gewollt war, dies in der Öffentlichkeit so präsent zu inszenieren. Die Spekulationen bei einer Übernahme dieser Größe sind vielleicht schon ein nicht unerheblicher Teil des Geschäftes, wobei der Aktienkurs von Bayer eher sensibel auf die Schlagzeilen reagierte. Wir können auch reagieren: Indem wir unseren Unmut über eine weitere Monopolisierung zum Ausdruck bringen und eine der Onlinepartitionen bei SumOfUs oder campact unterzeichnen.

So passiert es immer wieder: Bereits viel zu große Konzerne werden durch Fusion noch größer. Dadurch werden Monopole erzeugt, die so ziemlich niemandem helfen außer dem Firmenvorstand und den Topmanagern. Für gewöhnlich bedeutet dies eben auch: Fehlende Konkurrenz, Einsparung von Mitarbeitern, Vereinheitlichung von Produkten/Dienstleistungen. Besonders brisant ist das beispielsweise der gerade erst stattgefundene Deal zwischen EDEKA und Kaisers’s/Tengelmann, wie Deutschlandfunk berichtet: Da setzt sich also der Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) über das Kartellamt hinweg und erlaubt die Übernahme per Ministererlaubnis. Natürlich wurden darauf hin, entgegen der Aussage von Gabriel, Stellenkürzungen angekündigt (so z. B. das Hamburger Abendblatt). Leere Versprechen, damit kennt sich Herr Gabriel bestens aus.

Die Monopolisierung war hier schon häufiger Thema, weil man dieser „feindlichen Übernahme“ gar nicht genug Aufmerksamkeit schenken kann: Von der Übernahme staatlicher Grundversorgung über die Unverhältnismäßigkeit zwischen Konzernen und nationalen Regierungen bis zu der Tatsache, dass es letzten Endes weniger als 150 Konzerne sind, denen praktisch der Großteil der Weltversorgung zufällt. Auch diesen Fall werden wir weiter im Auge behalten …

 

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Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

4 Gedanken zu „Monopolismus: Monsanto & Bayer“

  1. Dieser Deal ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Zum einen dokumentiert er, dass eine der Grundthesen, mit denen uns radikalisierter Kapitalismus verkauft werden soll, nämlich dass dieser zu mehr Wettbewerb führt, absurd ist, da es letztlich auf immer größere Konzerne mit irgendwann quasi monopolistischen Strukturen hinausläuft, die sich um kleinere Wettbewerber nicht kümmern müssen oder diese eben mithilfe von politischer Einflussnahme aus dem Feld drängen. Zum anderen habe ich so die leise Vermutung, dass Monsanto gerade wegen des Hickhacks um die Neuzulassung von Glyphosat in der EU der Arsch reichlich auf Grundeis geht, da dann eine entscheidende Säule von deren Geschäftsmodell einen derben Schlag bekommen würde. Bayer dürfte hier in der EU über die wesentlich besseren Lobbykontakte verfügen, sodass dann vielleicht lieber fusioniert wird (die Monsanto-Vorstände dürften dabei ja auch nicht gerade ärmer werden, wenn das über die Bühne geht), als dass der Zusammenbruch des Konzerns riskiert wird. Das würde auch die Medienpräsenz ein Stück weit erklären: Bayer hat eben noch ein sauberes Image als Monsanto, was auf diesem Wege dann entsprechend genutzt werden soll.

  2. Ein Artikel im Campact-Blog berichtet, wie Großplakate gegen die Fusion von Bayer und Monsanto, die Campact in der Nähe des Bayer-Werkes in Leverkusen hat aufhängen lassen, nach nur zwei Tage wieder aufgrund von Beschwerden überklebt wurden. Da ist wohl jemand ein bisschen empfindlich, was Kritik angeht …

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