Mieses Diskussionsverhalten gibt’s nicht nur von rechts …

Nachdem ich ja neulich schon mal einen Artikel über das mangelhafte Diskussionsverhalten von Rechten im Netz geschrieben habe, so ist mir nun an gleicher Stelle, nämlich in der Facebook-Gruppe „Politik und Zeitgeschehen“ aus anderer Richtung nun auch eine Gesprächskultur untergekommen, die ich als reichlich miserabel bezeichnen möchte. Interessanterweise ist dieses Verhalten sehr bezeichnend für den Diskurs um die neuen Rechten in Deutschland, sodass ich das hier dokumentieren und anschließend bewerten möchte.

Worum ging es? Christoph Giesa, dessen Buch „Gefährliche Bürger“ ich schon hier auf unterströmt rezensiert habe, verlinkte einen Beitrag, den er für Deutschlandradio Kultur verfasst hat. Darin sang er, selbst der FDP nahestehend und in jungen Jahren sogar führend aktiv in deren Jugendabteilung vertreten, das Loblied auf diese Partei, deren weitgehende politische Abwesenheit in den letzten Jahren seiner Meinung nach das Erstarken von rechten Parteien und Bewegungen befördert hätte. Daraufhin „wagte“ ich den Einwurf, dass die neoliberale Politik, für die ja nun gerade die FDP in den letzten Jahrzehnten stand, ein Grund dafür sei, dass viele Menschen in Deutschland sich offen zeigen für die Parolen rechter Demagogen – und daraus entspann sich dann folgender Dialog, den Ihr Euch am besten im Original anhand von Screenshots anschaut:

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Was ich von Giesas Diskussionsverhalten halte, geht ja schon recht deutlich aus meinen dokumentierten Äußerungen hervor. Darüber hinaus finde ich es vor allem interessant, dass er auf derart eindrückliche Art und Weise die Betriebsblindheit zur Schau stellt, die ich ja bereits in meiner oben verlinkten Rezension seines Buches kritisch anmerkte. Und das fast schon Tragische daran ist, dass Giesa sich ja auch selbst als eine Art führender Experte für rechtsradikale Netzwerke sieht – was auch schon sein mag, allerdings recht wirkungs- und substanzlos bleibt, wenn man sich aus ideologischen Gründen den tiefer liegenden Ursachen dafür verschließt, warum Menschen auf einmal so empfänglich für rechtes Gedankengut sind und dieses auch entsprechend offen äußern.

Ich möchte sogar so weit gehen und behaupten, dass die überhebliche Art, mit der Giesa versucht, mich abzukanzeln, ein Vorgehen ist, das viele Menschen von Politikern und ihren Sprechrohren erfahren haben und dadurch abgestoßen wurden, sodass sie sich dann den rustikalen, aber Verständnis heuchelnden Parolen von Rechtsaußen zugewandt haben. Und da bekommt es schon einen reichlich ironischen Anstrich, dass Giesa sich hier genau der rhetorischen Mittel bedient, die man auch bei Diskussionen mit Rechten immer wieder vorfindet: Dem Gegenüber wird Ahnungslosigkeit und Unwissen unterstellt, es wird nicht sachlich auf vorgebrachte Argumente eingegangen, sondern schnell auf eine persönlich diffamierende Ebene gewechselt, und dann kommen auch noch Unterstellungen hinzu.

Mit so einer sich selbst limitierenden Sicht auf das Phänomen des Rechtsrucks, die er auch noch mit Klauen und Zähnen verteidigt, um seiner eigenen Ideologie und seiner diese vertretenden Lieblingspartei eine weiße Weste attestieren zu können, kann Giesa so viel und so treffend rechte Netzwerke analysieren, wie er möchte: Es bleibt fruchtlos, denn letztlich sind solche neoliberalen Realitätsverweigerer bestimmt kein Teil der Lösung, sondern vielmehr ein Teil des Problems.

Giesa schmort in seinem eigenen Saft und hat sich seine eigene kleine heile FDP-Welt gebaut, in der er zu den Guten gehört und Probleme immer nur von anderen verursacht werden. Etwas polemisch könnte ich jetzt sagen: nicht ganz untypisch für einen Unternehmensberater … Wie verzerrt seine Sicht der Dinge dabei ist, offenbart sich beispielsweise auch darin, dass er die Überschneidungen von AfD und FDP vehement bestreitet – auch wenn beispielsweise die NachDenkSeiten schon im März 2013 in einem Artikel darauf hinwiesen, dass die AfD in vielen Punkten einfach nur ein Stück weit marktradikaler als die FDP ist und es somit schon einige inhaltiche Parallelen gibt. Nur wenn man die AfD als Ganzes zu erfassen versucht, kann man ihre Struktur und Funktionsweise durchschauen und auch offenlegen. Davon ist Giesa mit seinen ideologischen Scheuklappen leider meilenweit entfernt – und legt dabei ein leider bei bürgerlichen AfD-Kritikern nicht wenig verbreitetes Verhalten an den Tag.

Wenn das unsere Experten für Rechtsextremismus sind – na dann Gute Nacht …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

Ein Gedanke zu „Mieses Diskussionsverhalten gibt’s nicht nur von rechts …“

  1. Einen Leserbrief erhielten wir hierzu von Mathias Schmitt:

    So wie er sich äußert ist es doch typisch FDP – vollkommen substanzlos und nicht kritikfähig. Als sog. Experte scheint er das Programm der Afder ja nicht zu kennen oder ignoriert es, wie die drei Affen.
    Aber da er ja intellektuell begrenzt scheint, lass‘ ihn sich darüber freuen, dass sich jmd. erbarmt hat sein Gefasel zu veröffentlichen. Macht auf mich den Eindruck eines idealtypischen FDPlers.

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