Interessantes aus KW 38/2016

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Der ehemalige Containerschiffkapitän Klaus Vogel betreibt seit zwei Jahren den Verein „SOS Mediterranee“, der Flüchtlingen in Seenot im Mittelmeer rettet. Ein Artikel im Freitag berichtet, wie Vogel dazu gekommen ist, was seine Beweggründe sind und mit welchen Schwierigkeiten der Verein bei der Erfüllung seiner humanitären Aufgaben zu kämpfen hat. In jedem Fall ist Klaus Vogel ein cooler Typ, von der Sorte bräuchten wir deutlich mehr! [Karl]

2. Ein Artikel auf Netzpolitik.org beschreibt, wie kürzlich ein paar Video-Blogger EU-Kommissionspräsident Juncker interviewen durften, das Ganze organisiert von YouTube. Klingt erst mal nach einer ganz guten Sache, wird aber spätestens dann bedenklich, wenn man erfährt, dass YouTube wohl massiven Einfluss auf die gestellten Fragen nehmen wollte, da deren Mutterkonzern gerade so seine Probleme mit der EU-Kommission hat und so versucht haben könnte, ein bisschen Schönwetter zu schaffen. [Karl]

3. Die SPD-Basis hat mal wieder den Schwanz eingekniffen und in Wolfsburg nach dem Willen ihrer Parteiführung CETA zugestimmt. Ein Artikel des Campact-Blogs analysiert diesen Beschluss und zeigt vor allem Möglichkeiten auf, wie und auf welchen Ebenen nun noch gegen das Freihandelsabkommen mit Kanada, gegen das am letzten Wochenende 320.000 Menschen in sieben deutschen Städten protestiert haben, vorgegangen werden kann. Kleine Anmerkung am Rande: Die österreichische SPÖ hat sich mit 87 % gegen CETA ausgesprochen. Dort weiß man anscheinend noch, was Sozialdemokratie bedeutet … [Karl]

4. Bernd Greiner beschreibt in einem sehr interessanten Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik die von ihm so bezeichneten „Angstunternehmer“. In erster Linie meint er damit den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, der die sogenannte bürgerliche Mitte zu extremistischen Haltungen treibt, doch lässt sich dieses Bild auch sehr gut auf Europa und Deutschland übertragen. [Karl]

5. Und noch mal die Blätter für deutsche und internationale Politik: In einem Artikel von Ulrich Wagner geht es um die Integration der Flüchtlinge, was ja nach wie vor ein sehr präsentes Thema bei uns im Land ist. Die These des Autors: Nicht Repression, wie ja vielerorten gefordert und auch praktiziert, sondern tatsächliche Integration bringen uns mehr Sicherheit. Dabei beleuchtet er recht nachvollziehbar die Mechanismen, warum Menschen zu Terroristen oder Amokläufern werden. Gute Analyse, wie ich finde! [Karl]

6. Joerg Wellbrock nimmt sich in einem trefflichen Kommentar auf der spiegelfechter die Berichterstattung zur großen Anti-CETA-Demo am letzten Wochenende in sieben deutschen Städten zur Brust und zeigt auf, wie erbärmlich regierungstreu der Großteil der Journaille dabei agiert. Da wird mit allen unlauteren Methoden, die der Kampagnenjournalismus so hergibt, versucht, den Protest kleinzureden und die Demonstranten als logikresistente, weltfremde Trottel hinzustellen. So kenn wir die deutschen Mainstream-Medien … [Karl]

7. Kulturzeit, die Erste: Einen Appell zur Reformation der Schule gibt es schon lange. In einem fast sechsminütigen Bericht geht es um eine zeitgemäße Schule und die Abschaffung von Vorgaben, die bereits über 100 Jahre alt sind. Auch Hirnforscher Gerald Hüther kommt zu Wort und bringt es in gewohnter Ruhe auf den Punkt. [Dirk]

8. Kulturzeit, die Zweite: Interessante Einsichten in aktuelle Denkweisen ganzer Gruppen in Bezug auf Autorität und Macht offenbart uns Psychoanalytiker Paul Verhaeghe. Im Rahmen von Kulturzeit finden sich hier ein zweiminütiger Anriss und das anschließende Interview (sechs Minuten). Einfache Erklärungen sind für mich nicht leicht zu akzeptieren, aber auch dieser Ansatz ist eine Bereicherung. [Dirk]

9. „549.209 abgelehnte Asylbewerber in Deutschland“, so titelten etliche Zeitungen. Bei heute+ wird diese Zahl in einem knapp zweiminütigen Bericht einmal auseinandergerechnet und erklärt. Egal, wo man hinschaut, ob rechts oder links, immer wieder geht es um Sensationsjournalismus. Schön, wenn das auch mal nüchtern erklärt wird. [Dirk]

10. In den Übermedien findet sich ein Beitrag von Stefan Niggemeier über die AfD-Umfragewerte bei der Forsa (ein bekanntes deutsches Umfrageinstitut). Dabei schimmert schon durch, dass Umfrageinstitute teilweise sehr unterschiedliche Umfrageergebnisse haben bzw. diese eben selbst intransparent interpretieren. Anders ist es kaum zu erklären, dass die Zahlen oft dermaßen weit auseinandergehen (was bei den Erklärungen für Umfragewerte ja noch nachvollziehbar wäre). Umfragen sind eben auch ein Mittel zur Meinungsbildung und -manipulation. [Dirk]

11. Noch einmal die Übermedien: Der portugiesische Reporter Paulo Pena beschäftigt sich mit einem Artikel der Süddeutschen Zeitung, in dem mal wieder das Loblied auf die neoliberale Politik der Konservativen gesungen wird. Das langfristige Versagen der politischen Eliten muss direkt nach deren Abwahl korrigiert werden, sonst hat das linke Lager versagt, so der Tenor der SZ. Was jedoch von den Zahlen zu dieser Interpretation zu halten ist, wird von Pena erläutert. [Dirk]

12. In der Zeit ein kurzer Artikel über die Entrüstung des US-Finanzministeriums über die geforderten Steuernachzahlungen an Apple. Verwundert bin ich darüber auch, sind die Bürokraten aus Brüssel doch sonst so sehr den Konzerninteressen verschrieben. Mal schauen, wovon dieses Schauspiel denn gerade wieder ablenken soll … vielleicht von TiSA (siehe hier auf Netzpolitik.org)? [Dirk]

13. Auf Telepolis findet sich ein aufschlussreicher Bericht über das Eingreifen der britischen Streitkräfte in Libyen. Wie wenig Gedanken sich die Staatschefs über solche weitreichenden Eingriffe machen, ist erschreckend. Und die Konsequenz solcher Angriffe ist eben nicht die „Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch“, sondern das genaue Gegenteil: die Einladung zum Rückschlag in unserem Land. So wenig Weitsicht, wie Politiker haben (in der Regel maximal vier Jahre), wird in jedem anderen Geschäft gnadenlos abgestraft. [Dirk]

14. Kritik am Kapitalismus und Kritik an den deutschen Verhältnissen ist mehr als notwendig – zu viele Menschen wiegen sich noch in Sicherheit und glauben, das wäre schon alles so in Ordnung. Dabei zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Kapitalismus, und erst recht der neoliberal verschärfte Kapitalismus, in einer modernen Welt nicht mehr zeitgemäß ist. Von daher kann man gar nicht genug auf solche Kritiken hinweisen, so wie in diesem Interview mit Gerhard Hanloser auf den NachDenkSeiten. [Gerald]

15. In die gleiche Kerbe schlägt dieser kurze Text von Oskar Lafontaine zur Erbschaftssteuer, auch auf den NachDenkSeiten veröffentlicht. Ich vertrete schon seit Langem die These, dass die deutschen Steuergesetze nur deshalb so komplex und kompliziert sind, um die darin enthaltenen Schlupflöcher zu tarnen, welche einzig dazu dienen, die Reichen reicher zu machen. Wenn die Steuererklärung tatsächlich auf einen Bierdeckel passen würde, wäre das kaum noch möglich. [Gerald]

16. Als Letztes noch etwas Entertainment: Seit Donnerstag läuft der in Deutschland gedrehte Film „Snowden“ in den deutschen Kinos, und ich bin schon gespannt, wie Regisseur Oliver Stone (von ihm sind Klassiker wie „Platoon“ oder gesellschaftskritisch „Wall Street: Geld schläft nicht“) dieses Mal eine Mischung aus nationaler Kritik und proamerikanischem Pathos da zusammengewürfelt hat. Ob es nach gelungenen Dokus wie „Citizenfour“ noch eines Kinofilms bedarf? Schauen wir mal … Und die schlechte Nachricht aus dem Entertainment: „Donald Arthur ist tot“. [Dirk]

 

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Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

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