Uwe Krüger: Mainstream. Warum wir den Medien nicht mehr trauen

Medienkritik gibt es viel in der letzten Zeit, und auch wir hier auf unterströmt haben uns ja schon öfter mal kritisch zur Berichterstattung in unseren Medien geäußert. Allerdings ist Medienkritik durch die „Lügenpresse“-Krakeeler auch reichlich in Verruf geraten und wird so nun oft pauschal in die rechte Ecke gerückt, obwohl sie eigentlich aus einer ganz anderen Richtung kommt. Insofern ist ein Buch, dass sich mit den Strukturen unserer Medienlandschaft beschäftigt und dabei ausgesprochen sachlich und gut recherchiert vorgeht, sehr willkommen.

Und Uwe Krüger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Leipzig in der Abteilung Journalisitk und Buchautor, erfüllt die Erwartungen dann auch recht gut, wie ich finde. Ich kannte ihn schon von einiges medienkritischen Artikeln und Analysen her (z. B. auf den NachDenkSeiten), und der gute Eindruck, den ich aufgrund dessen von ihm hatte, bestätigt sich mit seinem Buch dann auch. In recht kompakter Form (auf nicht mal 150 Seiten) gibt Krüger einen vielschichtigen Überblick darüber, wie Journalisten heute arbeiten und vernetzt sind – und warum dabei oftmals der berechtigte Eindruck entsteht, dass alle nur das Gleiche schreiben würden.

Zunächst einmal beschreibt Krüger den Staus quo der momentanen Medienrezeption, die von zunehmender Ablehnung seitens der Konsumenten geprägt ist. Dabei geht er dann auch auf die Rolle des Internets ein, dass es dem Medienkonsumenten ermöglicht, selbst zu recherchieren und nicht nur die Meldungen zur Verfügung zu haben, die schon vorselektiert von Tageszeitungen und Nachrichtensendungen an ihn herangetragen werden. Denn bei diesen Informationen stellt Krüger einen auffallenden Gleichklang fest.

Wie es dazu kommt, analysiert er dann in den folgenden Kapiteln, in denen er sich mit den veränderten Arbeitsbedingungen von Journalisten beschäftigt, aufzeigt, dass diese zu einem großen Teil aus dem gleichen Milieu kommen, und auch darstellt, in welcher Weise Journalisten vernetzt sind. Diese Netzwerke sind auch extrem wichtig, denn nur so gelangt ein Journalist an exklusive Informationen aus elitären Kreisen – allerdings führt dies auch häufig zu einer Nähe zu genau diesen Kreisen, die dann eben eine kritische Distanz vermissen lässt. Letztlich zeigt er dann auch noch Wege auf, wie die Medien aus der derzeitigen Vertrauenskrise herauskommen könnten.

„Mainstream. Warum wir den Medien nicht mehr trauen“ ist so sehr weit weg von dumpfer Medienschelte, sondern ermöglicht einen differenzierten Blick auf unsere Medienlandschaft. Krüger vermeidet dabei ein Gut-und-böse-Schema, sondern erläutert schlüssig und nachvollziehbar, welche Wechselwirkungen dazu geführt haben, dass wir einen immer größeren medialen Gleichklang wahrnehmen, der dann zum Unmut über die „gelenkte Presse“ oder das „Staatsfernsehen“ führt.

Viel Information in kompakter und gut lesbarer Form dargeboten – viel mehr kann man von einem Sachbuch eigentlich nicht erwarten, oder? Insofern gibt es von mir eine klare Empfehlung für dieses Buch, das erfreulich viele Antworten liefert und dem diffusen Gefühl des Unwohlseins bezüglich der Mainstream-Medien eine fundierte Basis liefert, ohne in Schwarz-Weiß-Muster zu verfallen. Ein wichtiger Beitrag, um die eigene Medienkompetenz zu steigern!

Hier gibt’s alle formalen Infos zum Buch bei JPC, am besten ist es aber natürlich, wenn Ihr Euch das gute Stück beim Buchhändler um die Ecke besorgt.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

Ein Gedanke zu „Uwe Krüger: Mainstream. Warum wir den Medien nicht mehr trauen“

  1. Super! Ich habe mich nun auch endlich durch das Buch gegraben und es ist wirklich eine umfassende und kritische Analyse aus der Sicht des Journalisten Uwe Krüger. Es findet Erklärungen für die Betriebsblindheit genauso wie für die persönliche Vorteilnahme rund um Journalisten und Politiker in Berlin und den großen Presseagenturen. Außerdem wird wieder einmal klar, dass man mit einfachen Erklärungen keinen komplexen Zusammenhang befriedigend und umfassend erklären kann. Es Bedarf mehr als einer „Lügenpresse“ oder eines „Verschwörungstheoretikers“, um die Unzufriedenheit der aufgebrachten Bürgerinnen und Bürger zu erklären. Wer ein großes Stück dieser Unzufriedenheit erklärt haben möchte, der ist mit diesem Buch bestens beraten. Daumen hoch.

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