Keine Rekrutierung von Minderjährigen in die Bundeswehr!

Heute kam eine E-Mail von Campact in mein Postfach, die mich auf eine Petition aufmerksam machte, die sich dagegen wendet, dass Minderjährige für die Bundeswehr rekrutiert werden. Das ist zwar laut UN-Kinderrechtskonvention, die auch Deutschland ratifiziert hat, nicht erlaubt, aber dafür interessieren sich die Verantwortlichen beim deutschen Militär und im Verteidigungsministerium irgendwie nicht so richtig.

Ausgelöst von den Berichten über sexuellen Missbrauch und sadistische Praktiken bei der Bundeswehr, hat nun Frank Mischo auf der Campact-Petitionsplattform We Act einen entsprechenden Appell zum Unterzeichnen an Verteidigungsministerin Ursul von der Leyen (CDU) erstellt. Eine wichtige Sache, wie ich finde, denn junge Menschen, die noch nicht mal wählen dürfen, können oftmals die Tragweite ihrer Entscheidung, zum Militär zu gehen und sich dort teilweise für viele Jahre zu verpflichten, noch nicht vollständig überblicken.

Aber da die Bundeswehr ja auch gezielt massiv in Schulen Werbung betreibt, scheint man es ja genau auf diese jungen Menschen abgesehen  zu haben.

Weitere Infos dazu gibt es auf der Seite mit der Petition, hier ist noch der Text, der in der dazugehörigen E-Mail von Campact stand und der auch recht informativ ist:

Die Bundeswehr: kein Ort für Jugendliche

 

Deutschland ist eines der letzten Länder weltweit, das Minderjährige für seine Armee rekrutiert. Das verletzt die UN-Kinderrechtskonvention und kann fatale Folgen für die psychische Gesundheit der Jugendlichen haben. Fordern Sie Verteidigungsministerin von der Leyen auf, keine Minderjährigen mehr zu rekrutieren!

 

Erst vor wenigen Tagen hat ein weiterer Skandal gezeigt: Die Bundeswehr ist kein Ort für Minderjährige. Bei der Ausbildung von Rekruten kam es laut Spiegel Online zu „bizarren Erniedrigungsritualen“ und „sexuell-sadistischen Praktiken“.[1] Wegen des Skandals steht Ursula von der Leyen unter Druck – sie muss dringend handeln, um ihre Bilanz als Ministerin zu retten.

 

Deshalb ist jetzt der richtige Moment für Frank Mischo. Er hat eine Petition auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, gestartet. Gemeinsam mit dem „Deutschen Bündnis Kindersoldaten“ fordert er Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf, das Eintrittsalter in die Bundeswehr auf 18 Jahre anzuheben und nicht mehr gezielt unter Jugendlichen zu werben.

 

Schon am Donnerstag will er bei einer großen Pressekonferenz auf die Situation von Minderjährigen in der Bundeswehr aufmerksam machen. Dabei will er zehntausende Unterschriften von Menschen präsentieren, die von der Leyen auffordern: Rekrutieren Sie keine Minderjährigen mehr für die Bundeswehr! Bitte setzen auch Sie jetzt Ihre Unterschrift unter die Petition von Frank Mischo.

 

Professionelle Werber der Bundeswehr werben immer mehr Minderjährige in Klassenräumen oder auf Jugendmessen an. Allein 2016 wurden 1946 Jugendliche neu eingestellt – ein neuer Rekordwert. Für viele ist die psychische Belastung zu groß: „Über die Hälfte der minderjährigen Rekruten bricht die Ausbildung vorzeitig ab. Dann ist es aber oft schon zu spät“, erzählt Frank Mischo von der Kindernothilfe. „Jugendliche sind beeinflussbarer und verletzlicher als Erwachsene, sie brauchen besonderen Schutz.“

 

Bei der Bundeswehr unterschreiben die Minderjährigen Verträge mit einer Dauer von bis zu zwölf Jahren. Nach sechs Monaten Probezeit können sie die Streitkräfte nicht mehr regulär verlassen. Die Jugendlichen erhalten dasselbe militärische Training wie Erwachsene, werden mit ihnen zusammen untergebracht. Das Jugendarbeitsschutzgesetz oder besondere Maßnahmen zum Schutz vor sexueller Belästigung oder Missbrauch gelten für sie nicht.

 

Der UN-­Ausschuss für die Rechte des Kindes hat Deutschland mehrfach aufgefordert, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben.[2] Denn laut UN-Kinderrechtskonvention dürfen Minderjährige nicht im Militär dienen. Deutschland hat die Konvention zwar ratifiziert – verstößt aber dagegen. Das tun weltweit nur noch wenige Staaten, etwa Somalia oder der Südsudan.

 

„Mit dem Schicksal von Kindersoldaten in Konfliktregionen ist das Handeln der Bundeswehr zwar nicht zu vergleichen, aber es ist trotzdem unverantwortlich“, sagt Ralf Willinger, Experte für Kinderrechte bei terre des hommes. „Selbst viele ältere Soldaten raten den Jugendlichen mittlerweile: Macht erstmal eine Ausbildung und wartet, bis ihr volljährig seid.“ Fordern Sie Ministerin Ursula von der Leyen jetzt auf, Kinderrechte zu achten und keine Jugendlichen zu rekrutieren!

 

PS: „Sommer Highlight: Gewinne einen Platz im Adventure Camp auf Sardinien!“ Als Kinderrechtler die Jugendzeitschrift „Bravo“ aufschlugen, waren sie entsetzt. Dort wurde für die 12- bis 17-jährige Leserschaft eine „sportliche Team-Challenge“ beworben. Es handelte sich um das Werbe-Camp der Luftwaffe auf einem NATO-Stützpunkt.[3]

 

[1] „Bundeswehrskandal – Sadistische Rituale bei der Kampfsanitäter-Ausbildung“, Spiegel Online, 27.01.2017
[2] „Concluding observations on the combined third and fourth periodic reports of Germany“, UN-Kinderrechtskomittee, 25 Februar 2014
[3] „Bundeswehr-Werbung für Jugendliche. Ins ‚Adventure-Camp‘ mit der Armee“, Spiegel Online, 08.08.2014

Und hier noch mal der Link zur Petition: https://weact.campact.de/petitions/keine-rekrutierung-von-minderjahrigen-in-die-bundeswehr?utm_campaign=%2Fkb-weact%2F&utm_term=link1&utm_content=random-b&bucket=nl-17-02-06-kind&utm_source=%2Fkb-weact%2F2017-user-petitions%2F&source=nl-17-02-06-kind&utm_medium=Email

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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