Interessantes aus KW 23/2017

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Der Begriff der sogenannten Biodeutschen ist ja zurzeit sehr en vogue und wird gerade von Rechten gern benutzt, um sich so von Nichtdeutschen abzugrenzen. Dass dieser Terminus allerdings kompletter Mumpitz ist, wird in einem Artikel auf Telepolis beschrieben, indem dargelegt wird, dass die Menschen in Europa genetisch vor allem durch drei große Einwanderungswellen von vor einigen Tausend Jahren geprägt sind und somit überhaupt kein germanischer oder arischer Phänotyp besteht. Tja, das werden unsere völkischen Biologisten nicht so gern hören … [Karl]

2. Die Untersuchungsausschüsse zum NSU-Komplex bringen immer wieder Ungeheuerlichkeiten an den Tag. Diesmal ist es der Ausschuss des brandenburgischen Landtags, der laut einem Bericht der Märkischen Allgemeine mit Aussagen von Polizisten konfrontiert wurde, die bei ihren Ermittlungen gegen die sogenannte Nationale Bewegung (Nabe) vom Verfassungsschutz behindert und sogar eingeschüchtert wurden. Und woher ein Rechtsextremist die Telefonnummer eines Bundesanwalts hat, um sich dort besoffen zu beschweren, dass er schon wieder eine Speichelprobe wird abgeben müssen (was zu der Zeit noch polizeiintern geplant und daher nicht öffentlich bekannt war), ist auch eine interessante Frage mit viel Spielraum für Interpretationen … [Karl]

3. Saudi-Arabien und einige weitere Staaten aus der Golfregion und Nordafrika haben die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen, da der kleine Golfstaat angeblich Terroristen unterstützen würde. Michael Lüders erläutert in etwa fünf Minuten im Morgenmagazin des ZDF, dass vermutlich deutlich mehr dahintersteckt, nämlich eine Eskalation des Konfliktes mit dem Iran vonseiten Saudi-Arabiens. Katar unterhält nämlich recht gute Beziehungen zu Teheran. Hier droht ein neuer Konfliktherd mit reichlich Zündstoff zu entstehen in einer Region, die an militärischen Auseinandersetzungen ja nun nicht gerade arm ist … [Karl]

4. Klare Aussage! In einem Artikel auf der Wandel benennt Fayad Mulla klar und deutlich die Ursache für nahezu alle zurzeit existierenden Probleme: die Oligarchen, die von leistungslosen Einkommen leben, dass andere für sie erarbeiten müssen, und die sich dann auch noch um ihren Beitrag am Gemeinwesen drücken. Dies sei ein Grundprinzip des Kapitalismus, wobei der Neoliberalismus dafür gesorgt hat, dass das in den letzten Jahren reichlich aus dem Ruder gelaufen ist. Nichts wirklich Neues, aber gut auf den Punkt gebracht. [Karl]

5. Ein Artikel im Stern beschreibt die Folgen für Mensch und Umwelt im US-Bundesstaat Michigan, wo Nestlé für ein lächerliches Entgelt von 200 Dollar eine halbe Million Tonnen Trinkwasser aus dem Boden pumpt, um es dann in Flaschen abzufüllen und zu verkaufen. Das einzige Argument, was dann für dieses Vorgehen angeführt wird, sind (mal wieder) Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Zugleich wird auf der Webseite des Bundeszentrums für Ernährung darauf hingewiesen, dass zuckerhaltige Getränke mittlerweile oftmals billiger sind als Wasser. Beide Meldungen zusammen ergeben dann schon eine unangenehme Melange, oder? [Karl]

6. Im österreichischen Standard findet sich ein interessantes Interview mit dem Philosophen Paul Liessmann über die Technisierung von Schulunterricht. Ausgehen von den derzeitigen Plänen der österreichischen Regierung, alle Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse mit Tablets auszustatten, betont Liessmann, dass Bildung andere Kompetenzen erfordert als solche, die über derartige Geräte vermittelt werden können. Technik ist nämlich in der Schule nur bedingt sinnvoll, was auch schon Erfahrungen mit solchen Projekten in der Vergangenheit gezeigt haben. [Karl]

7. Kritische Stimmen zum G20-Treffen gibt es einige, allerdings selten vonseiten der Polizei. Nun berichtet ein Artikel im neuen deutschland über einen offenen Brief eines Polizisten, der sich nicht nur über die immensen Kosten der Veranstaltung beschwert, sondern auch die Verhältnismäßigkeit infrage stellt, also ob die zu erwartenden Ergebnisse denn tatsächlich die massive Einschränkung von Bürger- und Freiheitsrechten rechtfertigen würden. Gut, dass es auch solche Polizisten gibt – bitte mehr davon! [Karl]

8. Zwar schon von letzter Woche, aber immer noch aktuell und sehr treffend: Rayk Anders setzt sich in einer gut sechsminütigen Folge seines Videoblogs Headlinez mit der „neuen“ FDP auseinander. Die Partei konnte zuletzt bei Landtagswahlen ja gute Ergebnisse einfahren und scheint auch wieder im September in den Bundestag einzuziehen. Das liegt nun aber nicht etwa an neuen Inhalten und anderem Personal, sondern eben nur an Äußerlichkeiten (und m. E. daran, dass FDPler ihren unsozialen Rotz in vielen Medien überproportional präsentieren dürfen, da journalistische Entscheider eben zur Klientel der Partei zählen), wie Rayk nachweist. Ätzende Entwicklung, da diesen elitären Haufen wirklich niemand braucht. [Karl]

9. Da brutale Vorgehen der Polizei gegen Berufsschüler, die in Nürnberg friedlich die Abschiebung eines ihrer Schulkameraden nach Afghanistan verhindern wollten, sorgte in der letzten Woche zu Recht für große öffentliche Empörung. Ein Gastkommentar auf der Freitag von Sebastian Strauch kommt nun zu dem Schluss, dass Zivilcourage, die ja von Politik und Medien immer wieder gern eingefordert wird, nur erwünscht ist, wenn sie sich nicht gegen staatliches Gewalt- und Willkürhandeln richtet. Reichlich verlogen, oder? [Karl]

10. In einem Artikel auf neulandrebellen kommentiert Roberto J. De Lapuente das Ansinnen des KaDeWe-Chefs, sein Kaufhaus auch am Sonntag öffnen zu dürfen, da ja Onlinehändler gerade an diesem Tag den meisten Umsatz machen würden, sodass hier ein struktureller Nachteil für den stationären Einzelhandel bestünde. Wie immer, wenn die Forderung nach Aufhebung des Sonntagsarbeitsverbots erhoben wird, ist die argumentative Basis dafür recht dünn, was De Lapuente auch treffend aufzeigt. [Karl]

11. Dass rechte Regierungen in jeder Beziehung destruktiv sind, wird gerade in Polen deutlich. Dort geht es nämlich gerade dem letzten europäischen Urwald, dem Bialowieza-Nationalpark, an den Kragen, weil dort nun in größerem Stil Bäume gefällt werden dürfen. Dass die EU das nicht so gern sieht, interessiert die polnische rechtsnationale Regierungspartei PiS nicht wirklich, sodass hier, wie ein Artikel auf der Webseite vom ORF berichtet, irreparabler Schaden angerichtet wird. [Karl]

12. Nicht nur die deutsche Polizei hat ein Problem mit zu vielen Rechtsextremen in den eigenen Reihen, in Finnland ist gerade durch die Rechercheplattform Long Play veröffentlicht worden, dass etwa ein Drittel der dortigen Polizisten Mitglieder eine rassistischen Facebook-Gruppe sind und dort entsprechende Kommentare abgegeben haben, wie ein Artikel in der taz berichtet. Der Moderator dieser Gruppe war übrigens Leiter der Ermittlungsgruppe gegen Hassrhetorik im Internet – zumindest von dieser Aufgabe wurde er nun entbunden. [Karl]

13. Ein längerer Artikel in der Süddeutschen Zeitung setzt sich mit dem zurzeit immer deutlicher hervortretenden Rassismus auseinander, der sich in vielen Aussagen von Politikern (natürlich vor allem aus dem rechten Spektrum) widerspiegelt. Dabei wird zunächst einmal der Begriff der Rasse in Bezug auf den Menschen beleuchtet, um dann zu den entsprechenden Interpretationen dieses Begriffs zu gelangen, die zum Teil auf wissenschaftlich arg tönernen Füßen stehen. Ausgesprochen interessant! [Karl]

14. Das Problem der deutschen Exportüberschüsse haben wir ja schon öfter thematisiert. Im Zuge der Kritik von US-Präsident Donald Trump an diesem Zustand beschreibt nun Fabio De Masi (Die Linke) in einem Gastartikel für Tagesspiegel Causa, warum die US-Regierung (genau wie übrigens der IWF) mit ihrer Kritik durchaus recht haben und dass gerade Deutschland gut beraten wäre, lieber durch wirtschaftspolitische Anpassungen peu à peu die Exportüberschüsse abzubauen, als aufgrund von US-amerikanischen Portektionismusmaßnahmen quasi zu einer Schocktherapie genötigt zu werden. [Karl]

15. Als Helene Fischer in der Halbzeitpause des DFB-Pokal-Finales ihre Schlager trällerte, erntete sie ein Pfeifkonzert aus den Fankurven. Dies sei ein Zeichen gewesen gegen die totale Kommerzialisierung des Fußballs, hieß es überwiegend in den Sportmedien. Dass diese Haltung schon ein Stück weit verlogen ist und an der Realität vorbeigeht, behauptet Roberto J. De Lapuente in einem Artikel auf neulandrebellen und begründet dies nachvollziehbar damit, dass die meisten Fans ohnehin schon komplett von der Kommerzialisierung des Fußballs vereinnahmt wurden und dabei auch eigentlich ganz gern mitmachen. Nicht nur für Fußballfans lesenswert! [Karl]

16. Ein Plädoyer für den Sozialstaat hält Veronika Bohrn Mena auf dem österreichischen Kontrast Blog. Dabei zeigt sie auf, dass wir alle schneller auf Sozialleistungen angewiesen sein können, als uns lieb ist, beispielsweise durch Unfall oder Krankheit. Und dieser Sozialstaat darf zum einen nicht als Almosenverteiler daherkommen, zum anderen ist es wichtig, auch diejenigen daran zu beteiligen, die in besonders großem Maße vom Gemeinwesen profitieren (was bisher nicht der Fall ist). Das lässt sich so ziemlich 1 : 1 auch auf Deutschland übertragen. [Karl]

17. Auf Spiegel Online schreibt Henrik Müller, dass die deutsche Konjunktur ob des allzu großen Booms zu überhitzen droht und deshalb dieser Entwicklung mit höheren Steuern für Normalverdiener entgegengewirkt werden muss. Klingt grotesk? Ist es auch, wie Jens Berger in einem Artikel auf den NachDenkSeiten nachweist, indem er diesen hanebüchenen Unsinn mal mit Zahlen konfrontiert, die so gar nicht dazu passen. Das Schlimme daran: Henrik Müller schlägt nicht nur immer die gleichen neoliberalen Lösungen für unterschiedlichste von ihm herbeifabulierte nicht existente Probleme vor, sondern ist zudem noch Dozent für Wirtschaftsjournalismus an der TU Dortmund. Au weia … [Karl]

18. Dass Großkonzerne oftmals (oder eher in der Regel) unmoralisch handeln, ist nichts Neues. Dennoch ist es immer wieder erschreckend, wie skrupellos vorgegangen wird, wenn es um die eigene Profitmaximierung geht. So berichtet ein Artikel in der jungen Welt, dass der US-Konzern Chiquita jahrelang rechte paramilitärische Einheiten in Kolumbien finanziell unterstützt hat, um so seine eigenen Interessen dort besser durchsetzen zu können – auf Kosten von zahlreichen Toten in einem auch dank Chiquita immer weiter anhaltenden Bürgerkrieg. Einfach nur widerlich – deren Bananen sollte man definitiv nicht mehr kaufen! [Karl]

19. Aus der Sendereihe ZDFzoom kommt dieses Mal ein scheinbar abgeschlossenes Thema: der VW Abgas Skandal. In der 30-minütigen Doku wird eines besonders klar: Der Skandal war bisher vielleicht nur die Spitze des Eisberges, und es müsste eigentlich noch viel weiter gehen, da Politik und Wirtschaft einmal mehr eindeutig gegen die Bevölkerung agieren. Das ist weder besonders „christlich“ noch „sozialdemokratisch“, was sich unsere Regierung seit Jahren erlaubt. Kramt die Mistgabeln aus! [Dirk]

20. Ein sechsminütiger Bericht des auslandsjournals (ZDF) zeigt, wie die Regierung von Australien mit Flüchtlingen umgeht, die den weiten Weg zu Down Under auf sich nehmen, anstatt Richtung Europa zu flüchten. Ich hatte schon vor Jahren mal gehört, dass beliebte Zuwanderungsländer von Europäern (wie Kanada oder Australien) nicht einfach als Wahlheimat ausgewählt werden können. Aber was dieser Bericht zeigt, ist extrem schockierend und menschenverachtend. [Dirk]

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