Mysterious Skin – Unter die Haut

Das Leben zweier Jungen unter zehn Jahren in einer nicht allzu großen Stadt in Kansas. Beide wachsen (mehr oder weniger) ohne männliche Bezugsperson auf, wobei Brian eine ältere Schwester hat. Die beiden kennen sich aber offenkundig nicht, und doch handelt der Film von deren Beziehung zueinander. Als Kind machen beide eine traumatische Erfahrung, die ihre Leben ab da an verändert.

Während der kleine Brian (Brady Corbet) mit Nasenbluten im Keller seines Elternhauses von seiner Schwester gefunden wird, geht es bei Neil (Joseph Gordon-Levitt) gleich zu Anfang des Films um eine sexuelle Erfahrung mit seinem erwachsenen Baseballtrainer. Ab diesem Moment war für mich der Film bei fast allen Szenen mit Neil durchtränkt von Beklemmungsgefühl oder Fremdscham. Dies lag zum einen an wiederkehrenden Szenen mit älteren Männern, zum anderen an seiner scheinbaren Gleichgültigkeit gegenüber seiner Umwelt.

Sehr spannend ist der Handlungsstrang, den Brian im Laufe des Films, unter wiederkehrendem Nasenbluten und häufigeren Blackouts, durchläuft. Nach einer ziemlich bitteren und trostlosen Kindheit trifft er als Heranwachsender ein gehbehindertes Mädchen vom Lande, das scheinbar sein Schicksal teilt. Die beiden freunden sich an und teilen auch ihre Erfahrungen und Träume bei persönlichen Gesprächen.

Unter der Regie und nach dem Drehbuch von Gregg Araki spielt dieser Film die Geschichte des gleichnamigen Erstromans von Scott Heim nach. Ich frage mich nun schon, warum dieser Film gerade auf die homosexuellen Begegnungen von Neil so intim und detailliert eingeht?! Trotzdem: Der für das Fernsehen produzierte Film steht inhaltlich, technisch und vor allem auch durch seine grandiosen Schauspieler den großen Kinodramen in nichts nach. Es bleibt fast durchgehend spannend, glänzt immer wieder mit schockierenden und bizarren Szenen, und am Ende löst sich das Beziehungsgeflecht der beiden Protagonisten.

Packend und unterhaltsam, verstörend und abstoßend, lustig und zugleich tief traurig. Ein Film für Leute mit starken Nerven! Auch kostenlos im Kanal Netzkino auf YouTube zu sehen …

Mysterious Skin – Unter die Haut“, USA 2004, ca. 95 Minuten.

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Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

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