Wir sind auf dem Weg in die Unmoderne

Deutschland ist sicher noch eines der modernsten Industrieländer der Welt, auch wenn wir die Digitalisierung verschlafen haben, noch viel zu sehr auf überholte Technologien setzen und, mit unserer fast einseitigen Fixierung auf die Automobilindustrie, auch noch gefährliche strukturelle Probleme bekommen werden – trotz des derzeitigen Hypes um die individuelle E-Mobilität, vielleicht sogar gerade deshalb. Denn auch hier werden wir wieder einmal die Entwicklung wirklich moderner Verkehrskonzepte zugunsten einer alten Technologie, die der Automobilindustrie, verschlafen, das ist derzeit schon absehbar. Es könnte bald mit dem Aufschwung hier ein Ende haben, eigentlich ist es nur noch eine Frage der Zeit. Schon lange fahren wir auf Verschleiß und sind dadurch schon lange auf dem Weg in die „Unmoderne“, und das nicht nur ökonomisch.

Ein Gastartikel von Heinz Peglau

Gesellschaftlich sieht es genau genommen noch düsterer aus, da sind wir nämlich im vorletzten Jahrhundert, in der Gründerzeit, stecken geblieben. Wir denken und handeln so, nicht nur bezüglich unseres Denkens von Eigentum und Unternehmertum, auch im Hinblick auf Markt und Staat. Der Beschluss, die Versorger von der Verantwortung für den Atommüll zu befreien, dieses Ablassgeschäft der Parlamentarier mit den anderen Riesen der Wirtschaft, steht da für mich Pate. Das Eigentum muss geschützt werden, die Eigentümerinteressen werden über die der Gesellschaft gestellt, wieder einmal und bezeichnenderweise, auch weil wir die Riesen mit Unternehmern gleichsetzen und deren heutige Anonymität nicht begreifen und dadurch die Interessen der Anleger mit Unternehmertum verwechseln. Dabei hat der Unternehmer ganz andere Interessen als der Shareholder – die Quittung folgte ja in Form der Klage um die Brennelementesteuer auf dem Fuße, diese durch Zugeständnisse abwehren zu können platze wie eine Seifenblase -, nur wahrhaben wollen wir es nicht, denn das Gründerzeitdenken verhindert die realistische Sichtweise.

Es wundert mich auch nicht im Geringsten, dass wir derzeit einer Physikerin, einem Juristen und einigen Ökonomen das Sagen gegeben haben, also denjenigen uns und unsere Gesellschaft anvertrauen, die meist denken, dass eine Ökonomie wie der Straßenverkehr geregelt werden könne, man im Grunde nur Regeln erlassen muss und ansonsten kaum einzugreifen hätte, den Verkehr einfach rollen lassen sollte, genannt Ordoliberalismus, die Keimzelle des Neoliberalismus, wie ich meine, der zusätzlich noch die Schleifung des Sozialstaates, des Rests vom aktiven Staat fordert und auch durchsetzt, und das fast alle diesen Gedanken derzeit nachhecheln. Und um es gleich mit zu sagen: Auch die sogenannte soziale Marktwirtschaft ist ordoliberales Denken, nur wenig praktikabler und nur wenig besser und hat eigentlich nur im Schatten von Bretton Woods, als Trittbrettökonomie quasi, und dem Kalten Krieg funktioniert.

Subventionen sind aus diesem Grunde gesellschaftlich genauso verpönt wie staatliches Vorsorgedenken, staatliches Vermögen muss dem der Privaten weichen, und sozial ist nur noch, was Arbeit schafft, wie prekär oder unsinnig diese auch sein mag. Gut an den Sprechblasen der Politiker gerade wieder im Wahlkampf zu erkennen und sehr gut an den Schäublenomics abzulesen, denen der Deutsche, die Deutsche in seiner und ihrer Mehrheit anhängt. Gut am Feminismus zu sehen, der einzig und allein die Frau in Lohn und Brot zu bringen als Ideal auserkoren hat, alles unternimmt, um dieses Ideal zu verwirklichen, anstatt zu erkennen, dass dies im bestehenden System nur zur Ausbeutung der Frau beiträgt, es das Leben der meisten Frauen kaum verbessert, im Gegenteil nur noch hektischer und anstrengender für sie gemacht hat, es längst ein umfangreiches Zeitmanagement erfordert von der Frau, um nicht ganz und gar unterzugehen in ihren täglichen massenhaften Anforderungen. Nicht dass ich gegen die Frau in Arbeit bin, im Gegenteil, gerade die Rolle der Frau in Arbeit trägt zur Befreiung des Mannes aus der Rolle des Versorgers bei, würde ihm ungeahnte Möglichkeiten eröffnen, würde er dies endlich begreifen, aber es ist mir zu kurz gedacht und zu kurz gehandelt. Denn anstatt den Mann einzubinden in die familiären Strukturen, dort, wo der Mann fehlt, gute staatliche Strukturen zu gestalten und daraus für die Frau die nötigen Freiräume zu schaffen, hat man längst Strukturen geschaffen, die die Frau zur Mitarbeit zwingen, die Kinder in Betreuung zwingen, die Frau in Krankenhäuser auf „Gebärstationen“ zwingen, anstatt in die Hände von Hebammen, weil auch hier die Massenproduktion der Politik wieder Pate stand und steht und ein Recht geschaffen worden ist, das nicht im Sinne der Frauen ist, sondern in dem der Gesundheitsfabriken. Wer Chancengleichheit in Kindergärten und Krippen jetzt fordern muss, der hat m. E. den Menschen einen Bärendienst geleistet, der hat Gesellschaft nicht verstanden, denn der hat eine Gesellschaft vor Augen, die nur dem ökonomischen Ideal am Ende zu dienen hat, dem industrieökonomischen Ideal genauer gesagt, dem der Massenproduktion und nicht umgekehrt. Die neoliberale Falle hat auch hier zugeschnappt!

Und Europa ist auf dem gleichen Weg, in der gleichen neoliberalen Falle gefangen, vertraglich sogar, uns alle findend, uns alle bindend, uns alle knechtend. Gerade gut auch zu sehen in Frankreich, wo Macron, der französische Schröder, Hof hält und das Gesicht Frankreichs nachhaltig, nicht zum Besseren, verändern wird.

Tafeln und andere Vereine prägen unser Stadtbild genauso wie Menschen, die in Papierkörben nach Pfandflaschen suchen, um ihre Rente oder Unterstützung aufzubessern. Schulen sind ohne die Unterstützung von Fördervereinen oder anderen mildtätigen Vereinen oft kaum mehr in der Lage, einen ordnungsgemäßen Unterricht durchzuführen, gammeln oft vor sich hin. Unlängst wurde hier für die sanitären Einrichtungen einer Hauptschule gesammelt, weil der Etat des Landkreises eine längst überfällige Renovierung nicht mehr hergab und das sehr engagierte Lehrpersonal keine andere Möglichkeit mehr sah, als um Hilfe bei der Bevölkerung zu bitten. Schulspeisungen durch einen Verein sind seit Jahren hier bei uns allgemein akzeptierte Wirklichkeit. Längst haben wir uns daran gewöhnt.

Wo wären wir bei uns hier vor Ort ohne den örtlichen Lions Club beispielsweise, würde dieser – von mir nicht geliebte Club, weil ich solche Clubs im Allgemeinen nicht mehr mag, stehen sie doch für die Amerikanisierung unseres Staates -, nicht unsere Schule und andere Schulen mit den notwendigen Lexika und anderen Büchern einmal jährlich ausrüsten, die wir nun beispielsweise im Sprachunterricht mit unseren neuen Mitbürgern aus vielen Regionen der Welt benötigen. Der Schuletat gibt es kaum mehr her, die Landkreise und Kommunen sind längst am Ende ihres Lateins und ihrer finanziellen Mittel, das Land hilft nur zeitlich begrenzt und auch nicht in ausreichendem Maße, und der Bund, der steht unter den Sparzwängen des alten Mannes im Finanzministerium, seiner Herbheit, die als Austerität ganz Europa in seine Krallen genommen hat, nicht nur Griechenland, auch uns, in den Länder als Schuldenbremse verfassungsmäßig sogar verankert; Schäublenomics eben. Trickle-down (gib den Reichen, damit bei den Armen genügend ankommt) in Reinkultur und die US-amerikanische Art und Weise, Gesellschaft zu denken, die auch der eigentlich ehrenwerte Lions Club verkörpert, sind längst Realität bei uns. Und das obwohl schon lange bewiesen ist, dass der Geiz mit dem Vermögen zunimmt und die Spendenbereitschaft abnimmt. Aber wer schert sich schon darum, wenn die Ökonomen und die Politik anderes behaupten? Die, die sich die Eintrittspreise in Bäder, Museen und Theater noch leisten können, bestimmt nicht. Und die, die sich die Nachhilfe oder die Internate für ihre Kinder leisten können, interessiert das sowieso nicht. Erschreckt sind sie ein wenig, wenn sie lesen, wie heute in unserer Tageszeitung, dass die Zahl derer steigt, die ohne Abschluss ins Berufsleben hinaustreten müssen. Mehr aber auch nicht. Obwohl: Ein flaues Bauchgefühl bleibt zurück, denn wer soll denn ihre Renditen und Renten erwirtschaften, wenn das noch schlimmer werden könnte? Umdenken jedoch tun sie nicht!

Selbst das Sponsoring von Mülleimern ist hier bei mir im Ort unlängst vorgeschlagen worden, von einem Grünen, beifällig beklatscht von den Konservativen im Ort, nicht einmal von einem Marktliberalen vorgeschlagen, denen ich dies am ehesten zugetraut hätte bisher, von denen ich sogar nichts anderes mehr erwarte als dieses Almosen- und Sponsorendenken. Aber wo ist da noch der Unterschied im Denken der politisch Handelnden, wo doch alle in ihrer Marktgläubigkeit verharren, der Aufbruchstimmung der Gründerzeit nacheifern und dabei nicht merken, dass die meisten von uns längst keinen Grund mehr haben zu dieser Stimmung, eher lethargisch versuchen, mit den Umständen zurechtzukommen oder uns in der Spaßgesellschaft suchen abzulenken und unser bisschen Eigentum, wenn wir denn noch etwas unser Eigen nennen können, es nicht längst im Hartz-Staat aufgeben mussten, verscherbeln mussten, versuchen zu schützen?

Mich wundern deshalb die vielen Probleme, die wir haben, überhaupt nicht mehr. Alters- und Kinderarmut, Wohnungsnot, Gentrifizierung, immer größere Aggressivität, die ich meine zu verspüren, die ich auch zugetragen bekomme von Menschen, die mit Menschen arbeiten, die nicht auf der Sonnenseite der Gesellschaft geboren sind, die leicht in den Jobcentern zu sehen ist, sind für mich ebenso leicht erklärbar wie die Unwillkommenskultur, die der Willkommenskultur forschen Schrittes gefolgt ist, oder dass man junge Menschen zur Arbeit, zur Ausbildung zwingt, anstatt ihnen die Weiterbildung zu ermöglichen, dann, genauer gesagt, wenn sie nicht auf der Sonnenseite der Gesellschaft geboren worden sind. Die anderen können es sich ja leisten – und wollen die nicht sowieso auch lieber unter sich bleiben? Manche Ziele bei Klassenfahrten lassen mich das vermuten, manch Lehrmittelanforderung auch.

Banlieues und No-go-Areas werden bald auch hier die Realität sein, ebenso wie geschützte Bereiche für die, die sich diesen Schutz noch leisten können. Es gibt sie schon, seit Jahren gibt es diese Viertel schon, und längst haben investigative Reporter darüber berichtet, gezeigt, wie abgeschottet Menschen dort leben in ihren Villen. Nur sehen wollen wir sie nicht oder können es nicht, weil wir viel zu sehr abgelenkt sind, abgelenkt werden, bewusst hinter die Fichte geführt werden. Im Gegenteil, wir lassen uns weiter missbrauchen, sehen nur die im Schatten und deren Wut, aber nicht die Ursachen.

Aber alles das wundert mich nicht mehr! Es regt mich nicht einmal mehr auf! Ich nehme es zur Kenntnis, denn ändern kann ich es sowieso nicht. Das werden andere tun, verschlimmbessern werden sie bestenfalls, weshalb ich auch ebenso wenig verwundert bin über die derzeitigen Diskussionen zur Verbesserung der nicht mehr zu versteckenden Wirklichkeit.

Mich wundern die, im meinen Augen untauglichen, vorgeschlagenen Lösungen nicht mehr. Beispielsweise die Altersarmut über die private Vorsorge zu bekämpfen, mit Betrieb oder ohne, wo es doch diese war, die seit Rot-Grün, seit deren Übertreibungen in diesem Bereich, erst so richtig die gute, alte gesetzliche Rente unter Druck gesetzt hat, das erfolgreiche Umlageverfahren, dem nur die Reichen und Schönen nichts abgewinnen konnten. Die gleichen Schönen und Reichen, die dann zusätzlich noch von den Steuerreformen dieser Zeit profitieren konnten und können. Sind doch die gesetzliche Rente, wie auch die Sozialkassen insgesamt, erst durch diese Fehler, zugunsten der Banken und Versicherungen, wirklich in Schieflage geraten. Deren Krise hat sich nun fast zur Katastrophe ausgewachsen, macht diesen Aktivismus erst möglich, nutzt anscheinend sogar den Aktivisten, um den Restsozialstaat noch weiter zu schleifen durch ein BGE (bedingungsloses Grundeinkommen, oft auch nur Grundeinkommen genannt) oder Bürgergeld zu ersetzen, wie die nun unheilige Allianz, wieder der Grünen, diesmal gemeinsam mit den Marktradikalen, dies ganz aktuell in Schleswig-Holstein vorschlägt, es aber auch von Bundestagsabgeordneten anderer Länder, meist reicher Bundesländer, vehement vertreten wird. Denn im Zweifel für das Eigentum, für die Eigentümer, gilt hier immer noch.

Mich wundert mittlerweile gar nichts mehr oder, besser gesagt, fast nichts mehr, sind es doch auch meist Eigentümer, denen wir in den Parlamenten für uns zu sprechen erlaubt haben. Was auch einer gewissen Logik entspringt, dass wir das getan haben und tun müssen. Denn Politik zu machen ist längst auch abhängig vom Geldbeutel in unserem Land, muss man sich schon lange auch leisten können, finanziell und zeitlich und an mindestens einem von beiden, meist an beidem, hapert es bei den Menschen in prekärer Lage. Entweder sie arbeiten bis zum Umfallen oder sie haben die nötigen finanziellen Mitteln nicht, oft arbeiten sie sogar bis zum Umfallen und haben trotzdem keine Mittel dazu, oder sie sind im Ehrenamt eingebunden, auch und immer öfter, um die Folgen der Privatisierung auszugleichen. Ein Teufelskreis!

Was mich, genauer gesagt, gar nicht mehr verwundert, ist auch, warum meist die gleichen Protagonisten nun auch noch behaupten, den Stein der Weisen gefunden zu haben, unverfroren dies behaupten können, auch im Angesicht ihrer groben Fehler der Vergangenheit es frech behaupten dürfen, ihre oft zu beobachtende Weltfremdheit weiter ausleben dürfen.

Wirklich verwundern mich nur diejenigen der Betroffenen, die nicht auf der Sonnenseite leben, diejenigen, die bald auf die Schattenseite wechseln könnten, gerade weil man das soziale Netz immer löchriger hat werden lassen, besser gesagt, gemacht hat, die den ewigen Protagonisten der Marktkonformität der Gesellschaft aber dennoch Glauben schenken, die nicht merken, dass die Fehler der Vergangenheit einerseits deren heutiges Handeln begründen und andererseits die gleichen Fehler im Denken wiederholt werden. Mann und Frau machen den Bock zum Gärtner und merken es nicht einmal mehr. Unglaublich, könnte man meinen, wenn Noam Chomsky nicht Ähnliches schon festgestellt hätte, wie ich letztens lesen durfte.

Unglaublich könnte man auch diese Chuzpe nennen, wenn man mildtätig die Agenda der Parteien, die uns dieses Denken hier in die Köpfe gepflanzt haben, nur als Chuzpe bezeichnen will. Dass diese Parteien, die diese Fehler gemacht haben, immer weiter ihr Unwesen treiben dürfen, nun mit noch waghalsigeren Vorschlägen, aber verwundert mich nicht, denn diese Chuzpe fällt gar nicht auf. Die wenigsten durchschauen sie noch. Können sie auch gar nicht durchschauen, denn- wie schon gesagt, das Denken hier entspricht dem der Gründerzeit, wenn es um das Eigentum geht und wie Gesellschaft zu funktionieren hätte. Und dieses Denken verhindert das Durchschauen!

Wirklich den Kapitalismus verstanden, wie Geld funktioniert, wie Preisbildung tatsächlich funktioniert, haben sie allesamt nicht mehr. Sie denken im Kleinen und handeln im Großen, indem sie das Kleine auf das große Ganze übertragen, so als ob sie den Umlauf der Erde um die Sonne mit den Gesetzen der Quantenphysik anstatt mit denen der Relativität erklären, und wundern sich ob der „komischen“ Ergebnisse, die sie verursachen. Irgendwie scheinen sie alle irgendwelche unsichtbaren Hände hinter allem zu vermuten, sind die meisten hier im Lande und auf der politischen Bühne im Merkantilismus der Gründerzeit stecken geblieben. Die Kinder des bourgeoisen Bürgertums, die Eigentümer eben, die neue Schicht des modernen Kapitalismus, die ich meine, identifiziert zu haben, will uns ihre Weltsicht aufoktroyieren und ist damit sehr erfolgreich – leider.

Diese neue Schicht „tickt“ anders, als wir uns das bisher zu erklären versucht haben, wie Mensch in Ökonomie und Gesellschaft „zu ticken“ scheint, ganz anders, als uns dies Homo oeconomicus, Homo ludens oder wer auch immer weismachen will. Der Mensch dieser Schicht ist Eigentümer, und alles leitet er aus seinem Eigentum ab, ob nun der große oder der kleine Eigentümer, selbst der Facharbeiter behandelt seinen Arbeitsplatz nicht mehr rein als Besitz, hebt gedanklich die Trennung von Besitz und Eigentum auf und sieht darin ein Eigentum, das es zu verteidigen gelte, komme, was da wolle. „Der hart arbeitende Mensch“ steht dafür ebenso als Floskel wie „in Wohlstand leben“. Selbst vor dem Nationalismus schreckt man nicht zurück, sieht hinter allem eine Verschwörung gegen das eigene Unternehmen, gegen das eigene Eigentum, gegen die eigenen Existenz, die immer mehr mit dem Eigentum verbunden worden ist in den letzten Dekaden. Schuld sind immer die anderen!

Politik und Ökonomie haben darauf m. E. noch keine Antwort gefunden, werden getrieben, können nicht mehr gestalten, müssen sich den vielfältigen Wünschen des Eigentums, der Eigentümer letztendlich beugen, denn alles geht entlang dieser neuen Klassengesellschaft, besser Schichtengesellschaft des Eigentums, des Bündnisses der Eigentümer, die in allen gesellschaftlichen Gruppen längst die Meinungsführerschaft übernommen haben. Und deshalb behaupte ich …

… Der Kapitalist ist tot! Es lebe der Eigentümer! …

… und mit dem sollten wir uns schnellstmöglich intensiver beschäftigen, denn er ist der neue Mächtige und gleichzeitig Ohnmächtige, denn er ist es derzeit, der die unerhörten Möglichkeiten des technischen Fortschritts allein dem Eigentum, dem Eigentümer zum Nutzen kommen lässt und dabei fast ausschließlich den großen Eigentümern den Profit sichert und gerade dadurch Gefahr läuft, sein kleines Eigentum letztendlich auch an die Großen zu verlieren. Oder wie will man anders erklären, dass 84 Milliardäre mittlerweile so viel besitzen an Eigentum wie der Rest der Weltbevölkerung? Der Mensch an sich hat nicht viel mehr vom technischen Fortschritt als marktfähige Produkte mit einer immer kürzeren Halbwertzeit und verwechselt deren Konsum dann auch noch mit Lebensqualität, wenn er denn als Konsument überhaupt eine Rolle spielt und nicht gleich an den verlängerten Werkbänken der Zweiten und Dritten Welt schuften muss, den Preis für unser bisschen Eigentum bezahlen muss.

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Ein Gedanke zu „Wir sind auf dem Weg in die Unmoderne“

  1. Ich habe den Beitrag mit Interesse und viel Zustimmung gelesen, danke. Ich möchte dazu jedoch ergänzen, dass vieles mich, im Gegensatz zum Autor, sehr wohl aufregt! Gerade eine so umfangreiche Aufzählung der politischen Missstände sorgt dafür, dass ich sofort meine nicht vorhandene Mistgabel aus dem nicht vorhandenen Stall holen möchte, um mit meinen mir nicht mehr bekannten Mitbürgern und Nachbarn die nichts selbst entscheidenden Politiker „zur Rede zu stellen“ (Pranger?).

    Es endet dann damit, dass ich über mein nicht vorhandenes iPhone in meinen nicht vorhandenen Facebook-Account meine Meinung poste. Zumindest der Konsumverzicht bleibt als Wermutstropfen, um den Konzernen und deren Lobbyisten die Stirn zu bieten … und dieser Blog. ;)

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