Kaptialismus anstatt Arbeitsreduzierung

Es gab mal den Traum von einer Welt, in der wir nicht mehr oder nur noch wenig arbeiten. Das begann praktisch schon vor 200 Jahren, als Produkte maschinell hergestellt wurden und die Menschen davon zu träumen begannen, dass ihr Anteil an der Produktion zukünftig abnehmen wird. Dieser Gedanke war auch oder wieder nach dem Zweiten Weltkrieg in den Köpfen der Leute, auch wenn die zurückliegenden 150 Jahre sich eher nicht so entwickelt hatten. Die Vision, dass Roboter im Rahmen der Industrialisierung die schweren, gefährlichen und unliebsamen Arbeiten übernehmen werden, war fast greifbar.

Und was ist daraus nun geworden? Wie es jeder Ökonom lernt, benötigt man Schulden, um Gewinne zu erzielen. Die Schulden nehmen Unternehmen und Konzerne auf (von Banken, die dieses Kapital zu 90 % aus dem Nichts schaffen, sogenanntes „Buchgeld“) und investieren damit in ein Produkt. Der Gewinn vom Verkauf dieser Güter, die von vielen fleißigen Händen gemacht wurden, fließt aber nur in die Managergehälter und noch mehr zu den Inventoren (da kaum ein Unternehmen seine Angestellten an den Gewinnen beteiligt). So wurde aus der erhofften Reduzierung der Arbeit (Ältere werden sich an die Idee der 30-Stunden-Woche erinnern) eine Maximierung der Gewinne für die Kapitalbesitzer. Und je weniger Arbeit dank der Industrialisierung übrig bleibt, desto eher lassen sich die Leute im Lohn drücken, um noch etwas von der weniger werdenden Arbeit abzubekommen. Arbeiten wird ein Recht für Privilegierte. Verrückt!

Und der Clou: Wenn einmal etwas schiefgeht (weil die Banker zu viel Geld aus dem Nichts geschaffen haben oder ein Konzern durch Betrug oder Fehlplanung pleite ist), dann darf der so verhasste Staat (in erster Linie der kleine Steuerzahler) dafür aufkommen, Banken retten, Autoindustrien (die den kleinen Steuerzahler vorsätzlich vergiften) subventionieren oder das Geld gleich via Schiedsgericht an die Unternehmen weiterreichen.

Apropos „schöne neue Welt“: Der größte Ferienwohnungsanbieter der Welt hat keine Ferienwohnungen, das größte Taxiunternehmen keine Taxen und die größte Handelsplattform keine Güter zum Handeln. Dank der vernetzten Welt und der sogenannten „Schnäppchenjagd“ ist es auch kleinen Unternehmen möglich, große Gewinne zu machen. So kann man den Reichtum von einer Handvoll Leuten mit noch weniger Personal realisieren … und jeder Onlinekäufer trägt eifrig dazu bei *andieeigenenasefass*. 1, 2, 3 – deins …

Print Friendly, PDF & Email

Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

Schreibe einen Kommentar