Retten wir das Klima – wer macht mit?

In den letzten Monaten wurde ja immer offensichtlicher, dass wir die Folgen des Klimawandels nicht mehr nur irgendwo weit weg feststellen müssen, sondern dass die uns mittlerweile ganz schön auf die Pelle rücken. Kann man als Nordeuropäer über Dürren und Überschwemmungen in Afrika und Asien oder absaufende Inselstaaten im Pazifik noch recht großzügig drüber hinwegsehen, so sind einem die Hurrikane, die die USA in immer größerer Zahl und heftigerer Ausprägung heimsuchen, schon ein bisschen näher. Und wenn so ein Ding dann auf Großbritannien zurast, in Portugal die Wälder brennen und hier in Deutschland ein Herbststurm nach dem anderen mit ungewohnter Wucht übers Land fegt, dann ist klar, dass das Ganze wohl doch nicht nur ein Problem von Menschen am anderen Ende der Welt sein könnte …

Insofern ist es also nicht nur so ein „Gutmenschen“-Ding, sich für den Klimawandel zu interessieren, sondern auch sehr im eigenen elementaren Interesse (das braucht es bei den meisten Deutschen anscheinend, um sich mal für Katastrophen aller Art überhaupt auch nur zu interessieren). Natürlich gibt es immer noch Leute, die meinen, das diese ganzen Klimaveränderungen ja gar nicht menschgemacht seien und es so was schon immer gegeben habe (die AfD als Partei für Einfaltspinsel hat sich sogar nicht entblödet, das ins Parteiprogramm mit aufzunehmen), und denen ist auch nicht mit eindeutigen Nachweisen beizukommen – aber es gibt ja auch immer noch Menschen, die glauben, die Erde sei eine Scheibe. Und ein solches Abstreiten kommt ja auch der Tendenz zur feigen Verantwortungsverweigerung entgegen, die solche Pappkameraden in der Regel zu eigen ist …

Aber um solche Realitätsflüchtlinge soll es hier ja auch gar nicht gehen, sondern eher um den Großteil der Menschen in Deutschland, die mittlerweile eingesehen haben, dass wir mit unserer industriellen Lebensweise und dem haufenweisen Verbrennen von fossilen Energieträgern gerade dabei sind, das Weltklima und damit unsere eigenen planetaren Existenzgrundlagen reichlich abzurockern. Das wirkt alles erst mal sehr, sehr groß und sehr, sehr bedrohlich (was es zweifelsfrei auch ist), aber die gute Nachricht ist: Wir können alle was dagegen machen. Wer macht mit?

Zunächst mal sollte man beispielsweise nicht mehr fliegen, denn diese Art des Reisens ist die mit Abstand klimaschädlichste.

Dann sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, keine Kreuzfahrten zu machen, da diese Riesenpötte, die eher schwimmenden Städten gleichen, richtig viel Energie verbrauchen – oft auch noch in Form von Schweröl.

Möglichst wenig mit dem Auto rumzufahren gehört auch dazu – und dann natürlich vor allem nicht in möglichst übemotorisierten und überdimensionierten Kisten wie SUVs.

Weiter geht’s: Seine Klamotten sollte man so lange tragen, bis sie kaputt sind, und nicht, bis sie nicht mehr chic sind. Moderesistent zu werden ist eine ziemlich wichtige Sache, denn Kleidung wird viel zu wasser- und energieintensiv hergestellt, als dass man sie einfach jedes Jahr für einen neuen Trend „opfern“ sollte.

Auch überwiegend lokale Produkte zu kaufen ist gut fürs Weltklima: Alles, was von weither rangekarrt werden muss für uns, braucht dafür auch viel Energie und produziert somit viel CO2. Also rauf auf den Speiseplan mit regionalen und saisonalen Obst- und Gemüsesorten, auch der Wein aus deutschen Landen schmeckt lecker, da muss er nicht aus Chile, Kalifornien oder gar Australien kommen, und für viele Produktbereiche gibt es deutsche Hersteller. Diese sind zwar oft etwas teurer, da eben nicht in irgendwelchen Fabrikhöllen in Ostasien Menschen für Hungerlöhne 16 Stunden am Tag knüppeln müssen, aber das geht dann auch gleich super konform mit dem nächsten Punkt:

Man sollte generell weniger kaufen bzw. nur Sachen, die man wirklich braucht, und nicht irgendein Zeug, nur weil es gerade im Angebot oder in ist. Dann kann man sich auch die teurere einheimischen Produkte leisten. Ach ja: To-go-Produkte sind natürlich energie- und umwelttechnisch der letzte Mist, da haufenweise Verpackungskram quasi für den Müll produziert wird. Wer seinen Kaffee also in Ruhe aus einer richtigen Tasse und in einem Café sitzend trinkt, tut nicht nur was gegen den Klimawandel, sondern auch für seine eigene Entschleunigung.

Zu so einem „Weniger ist mehr“ (zumindest mehr fürs Klima) gehört auch, sich nicht jedes Jahr ein neues Smartphone zuzulegen. Und vielleicht kann man sich ja auch mal die Frage stellen, ob man so ein Ding überhaupt braucht, denn das ständige Onlinesein braucht schließlich auch Energie (das weltweite Internet benötigt mittlerweile mehr Strom als die allermeisten Staaten).

Auch der Wechsel zu einem Ökostromanbieter ist eine sinnvolle Sache – eigentlich ganz offensichtlich, oder? Aber es ist ja nun noch lange nicht so, dass alle Menschen in Deutschland ihren Strom so beziehen, sondern bei den meisten ist immer noch der günstigste Anbieter erste Wahl.

Und noch was zum Essen: Deutlich weniger Fleisch zu essen und auch den Konsum von Milchprodukten zu reduzieren ist eine ganz wichtige Sache, denn die ganzen Tiere aus der Massentierhaltung (natürlich nicht nur die, aber durch ihre große Zahl sind sie eben besonders schädlich) furzen haufenweise Methan in die Luft, was noch mal klimaschädlicher ist als CO2 (was sie natürlich auch noch produzieren), mal abgesehen davon, dass nach wie vor große Waldflächen vor allem im globalen Süden gerodet werden, um unseren großen Fleischhunger stillen zu können, da auf diesen Flächen dann beispielsweise Rinder weiden oder Futtersoja angebaut wird.

Das wäre jetzt mal so ein paar Dinge, die jeder dazu beitragen kann, damit wir diesen Planeten in den nächsten Jahren nicht unbewohnbar machen werden. Aber ich wette, dass viele schon beim ersten Punkt (keine Flugreisen mehr) sich gesagt haben: „Och nö, das geht mir jetzt dann aber doch ein bisschen zu weit mit diesem Klimagedöns …“

Dann sollte man sich allerdings auch folgende Frage stellen: Stirbt jemand, wenn ich nicht in den Urlaub fliege? In der Regel wohl nicht, aber es sterben Menschen, wenn ich das weiterhin mache. Und das gilt für alle anderen oben aufgezählten Handlungsmöglichkeiten genau so. Aber von der eigenen Bequemlichkeit rückt natürlich keiner so richtig gern ab, und da uns seit Jahrzehnten weisgemacht wird, dass Kaufen glücklich macht (was nicht der Fall ist) und dass Wachstum das Allerwichtigste ist, schieben wir nur allzu gern die eigene Verantwortung von uns – und verweisen auf „die da oben“ in der Politik, die gefälligst vor allem erst mal was machen sollten!

Und natürlich gibt es auch etliche politische Maßnahmen, die dringend notwendig wären, um einen Kollaps des Weltklimas noch irgendwie abwenden zu können:

Transport von Waren muss teurer werden, gerade der über sehr lange Strecken.

Fliegen muss unerschwinglich werden – dazu sollte zunächst mal die Subventionierung von Flugbenzin abgeschafft werden. Und dann könnte man beispielsweise pro geflogenen Kilometer eine Abgabe von einem Euro festsetzen, die direkt in Klimaschutzmaßnahmen investiert wird.

Der ÖPNV muss ausgebaut werden, damit es sich einfach nicht mehr lohnt, das Auto zu benutzen.

Gewollte Obsoleszenz muss verboten und streng geahndet werden. Stattdessen sollten Produkte, die gut repariert werden können, gefördert werden, genauso wie man Reparaturbetriebe unterstützen sollte.

Lokale Produkte müssen gefördert werden, wenn diese nachhaltig und ökologisch hergestellt werden, zum Beispiel durch Steuerentlastungen.

Die fossile Verbrennung muss schnellstmöglich gestoppt werden – und nicht erst bis 2050 oder so. Wenn es dazu notwendig ist, die Stromkonzerne wieder in die öffentliche Hand zu bekommen, dann muss alles dafür in die Wege geleitet werden, um so eine koordinierte Energiewende herbeiführen zu können.

Massentierhaltung gehört verboten. Fleisch würde dadurch teurer werden, aber dann würden die Menschen eben auch weniger davon essen – was gut fürs Klima wäre.

Und letztlich hat die Politik dafür zu sorgen, dass die Menschen genug Geld zur Verfügung haben, damit sie sich vernünftig produzierte Sachen auch kaufen können, denn leider gibt es ja viel zu viele selbst in unserem reichen Land, die sich nur billigste (und daher meistens unter klimaschädlichen Bedingungen hergestellte) Produkte leisten können. Dafür kann man zum einen die Einkommen erhöhen, zum anderen Ausgaben der Menschen senken, zum Beispiel durch eine wirkungsvolle Begrenzung der Mieten.

Und wenn man sich nun diese aufgezählten politischen Maßnahmen anschaut, dann stellt man fest, dass die im Grund Hand in Hand mit denen gehen, die jeder Einzelne schon mal für sich umsetzen kann.

Dazu wird es notwendig sein, dass wir unseren Lebensstil ändern, teilweise auch massiv. Letztendlich würden sich dann aber m. E. neue Formen der Lebensqualität ergeben, die nicht vor allem an immer mehr Konsum festgemacht werden. Und ein wirklich radikales Umdenken ist hier auch absolut notwendig und (auch wenn ich den Begriff sonst nicht sehr mag) alternativlos. Denn wir müssen uns eins dabei immer vor Augen halten:

Die Natur verhandelt nicht!

 

 

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

2 Gedanken zu „Retten wir das Klima – wer macht mit?“

  1. Danke für diesen Beitrag! Im letzten Jahr war der höchste je gemessene Wert an CO2 in unserer aller Atmosphäre (so berichtet unter anderem nano).
    Die oben genannten Vorschläge unterschreibe ich gern alle. Bevor aber an dieser Stelle schon die Hälfte der Leser abspringt, weil sie gerade ihren Flug- oder Kreuzfahrturlaub planen, noch ein Hinweis: Jedes bisschen hilft! Es muss nicht der radikale Einschnitt sein, er sollte es sogar nicht sein. Es ist wie bei der Diät: Eine langsame Umstellung, ohne sich zu verbiegen, wirkt dauerhaft, und so zieht sie weitere Umstellungen nach sich.
    Die andere Parallele zur Diät: Wenn die ersten Umstellungen greifen, dann möchte man mehr und merkt erst, wie gut sich das anfühlt mit weniger Gewicht/Konsum …

  2. Getreu dem „Weniger ist mehr“ lief bei plan b (ZDF) eine 30-minütige Dokumentation über Leute, die aktiv das Klima retten. Vom Minimalismus über nachhaltige Lebensmittelproduktion und -vertrieb bis zu sogenannten „Transition Towns“. Spannend und wieder ein Impuls, sich neuen Schwung für ökologisches Handeln zu holen.

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