Fünf weitere Jahre Glyphosat

Tja, das dürfte die Politik- und EU-Verdrossenheit weiter befeuern … Heute haben sich die EU-Staaten für eine Verlängerung der Zulassung des höchst umstrittenen Pestizids Glyphosat ausgesprochen (nachzulesen exemplarisch hier in der Süddeutschen Zeitung).

Nachdem Deutschland sich bisher enthalten hat, da das SPD-geführte Umweltministerium gegen die weitere Zulassung war, das CSU-geführte Landwirtschaftsministerium hingegen dafür, wurde heute von einem Vertreter des Landwirtschaftsministeriums mit Ja votiert.

Das zeigt vor allem zwei Sachen:

Bei aller Ähnlichkeit in vielen Standpunkten gibt es doch immer noch Unterschiede im politischen Agieren von CDU/CSU und SPD.

Und: Unter Christian Schmidt ist das Landwirtschaftsministerium zu einer Wünsch-dir-was-Bude für die Industrie verkommen. Typisch CSU, muss man leider sagen, das hat dort ja schon jahrzehntelange Tradition. Die Amigos lassen grüßen.

Bayer wird es freuen. Nun wissen wir also auch, warum Monsanto sich an Bayer verkauft hat, da diese eben ihren Einfluss auf die deutsche und europäische Politik besser geltend machen konnten.

Bleibt die Frage, ob das deutsche Abstimmverhalten anders ausgefallen wäre, wenn es bereits eine neue Bundesregierung und damit auch eine andere Besetzung des Landwirtschaftsministeriums gegeben hätte. Unter grüner Führung dürfte es da wohl kaum ein zustimmendes Votum gegeben haben, schätze ich.

Insofern muss man sich auch die Frage stellen, ob das Herauszögern und Scheitern der Sondierungsgespräche eventuell davon beeinflusst wurde. Ist natürlich rein spekulativ, aber zuzutrauen wäre eine derartige Einflussnahme einem Konzern wie Monsanto bzw. Bayer natürlich schon …

Traurig – oder besser: beschämend – vor allem, dass das große Engagement vieler Bürger der EU gegen das nicht nur wahrscheinlich krebserregende, sondern auch die Artenvielfalt massiv schädigende Ackergift überhaupt nicht gewürdigt wurde vonseiten der Politik. Hier wurden mal wieder reine Konzerninteressen bedient, und das zum Schaden von Mensch und Umwelt.

Aber klar: Bevor im neoliberalen Marktfundamentalismus das (schädliche) Geschäftsmodell eines großen Konzerns wie Monsanto abgeschafft wird, zeigt man lieber den Bürgern den Mittelfinger. Das ist keine Demokratie mehr, sondern eine Konzernoligarchie. Aber anders kann sich der radikalisierte Kapitalismus im Endstadium nicht mehr halten, wie es aussieht.

Es wird dringend Zeit für etwas Neues …

 

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

2 Gedanken zu „Fünf weitere Jahre Glyphosat“

  1. Da haben wir sie wieder, die vermeintliche Alternativlosigkeit (die „Vernunft“ der Konzerne und Reichen). Seit Jahren die Alleingänge gegen den ausgesprochenen Willen der Bevölkerung und sogar gegen jede wissenschaftliche Vernunft (ob ökonomisch oder medizinisch). Einmal mehr zeigt die Politik eindeutig, wessen Knecht sie ist.

    Einen unaufgeregten Kommentar mit konstruktiven Argumenten konnte man im viereinhalbminütigen Interview mit Heike Moldenhauer in der Sendung nano vom Dienstag sehen.

    Und für eine gute Unterhaltung zum Thema hier noch der zweiminütige „Apokalypse Twist“ aus der Sendung Mann, Sieber! vom 28.11.

  2. Brisantes Timing: Während die EU über eine Zulassungsverlängerung für das umstrittene Herbizid Glyphosat berät, bestätigt eine Studie dessen Schadwirkung auf Amphibien – und möglicherweise andere Organismen. Demnach verursacht Glyphosat schon in geringen Konzentrationen massive Fehlbildungen bei Kaulquappen. Dies gilt auch für den reinen Wirkstoff ohne weitere chemische Zusätze. Sogar am weltweiten Amphibiensterben könnte das Mittel mitschuld sein, wie das Team erklärt.
    Quelle: https://www.scinexx.de/news/medizin/fehlbildungen-durch-glyphosat-bestaetigt/

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