Dass der Spiegel sich seit einigen Jahren schon lange von der Maxime des ehemaligen eher linken Blatts mit Qualitätsjournalismus verabschiedet hat, ist ja nun nichts ganz Neues mehr, aber hier haben sie echt mal wieder ein besonderes Bubenstück abgeliefert.
In diesem Artikel wird schön beschrieben, wie man es in der Spiegel-Redaktion mit einigen Wortumdeutungen oder, nennen wir es mal freundlich, Neuinterpretationen schafft, die tatsächlichen Ergebnisse einer Allensbach-Umfrage zum Thema NSA-Bespitzelung komplett zu ignorieren und ins Gegenteil zu verkehren – und daraus dann auch noch einen Schlagzeile zu machen, die da lautet: „Drei Viertel der Deutschen haben keine Angst vor NSA.“
Das mag ins Spiegel-Konzept passen, den alten Satz aus Preußenzeiten „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ unters Volk zu streuen, hat aber mit der Realität nicht wirklich viel zu tun, wenn sich in der Umfrage, auf die man sich bezieht, immerhin 84 Prozent der Befragten dahin gehend äußern, dass sie dem Staat und den im Internet agierenden Konzernen misstrauen. Das ist ein Wert, der schon mal einiges an Aussagekraft hat – zumal nach „Angst“ in der Umfrage gar nicht gefragt wurde.
Gerade in diesem Bereich, in dem das Vertrauen vieler Menschen in den letzten Montane seit der Enthüllungen von Edward Snowden massiv erschüttert wurde, würde ich mir doch ein wenig mehr verantwortungsvolle Sachlichkeit von Journalisten wünschen. Der Spiegel zeigt so in jedem Fall, wie es nicht geht.