Interessantes aus KW 3/2018

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Thomas Beschorner und Martin Kolmar vom Institut für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen malen in einem Gastartikel auf Spiegel Online ein eher düsteres Bild der Zukunft. Dazu beschreiben sie die Verunsicherung vieler Menschen in der heutige Zeit des Wandels, die sich allerdings in eine Besorgnis erregende Richtung wendet, nämlich hin zu obskuren Bullshit-Propheten mit wenig demokratischen und rechtsstaatlichen Vorstellungen. Ihr Appell: Wachsamkeit ist angesagt! [Karl]

2. Im Rahmen der ARD-Reihe Die Story im Ersten lief eine 43-minütige Dokumentation mit dem Titel „Bomben für die Welt“ über die Waffenlieferungen deutscher Firmen (auf indirektem Weg) in Krisengebiete. Ganze Munitionsfabriken werden nach Nordafrika verkauft, und damit werden strenge Regeln des Rüstungsexports umgangen. So trägt z. B. Rheinmetall direkt zu den hier zu Lande beklagten „Flüchtlingsströmen“ bei. [Dirk]

3. Dass von der neuen schwarzblauen Regierung in Österreich nicht nur fremdenfeindlich, sondern auch konzernfreundliche Politik zu erwarten ist, sollte für politisch Interessierte nicht allzu überraschend sein. Wie nun unter dem Vorwand des Sparens das österreichische Gesundheitssystem privatisiert werden soll, schildert ein Artikel des Blogs mosaik. Die Resultate dürften dann ähnlich sein wie in Deutschland, wo das ja schon länger der Fall ist: Zweiklassenmedizin, höhere Kosten und schlechtere Leistungen für die normalen Versicherten, Profite für Gesundheitskonzerne und weniger Kosten für Unternehmen. [Karl]

4. In letzter Zeit vernimmt man immer wieder das Mantra „Uns geht es so gut wie noch nie“, mit dem die neoliberalen Politikverwerfungen schöngeredet und die Menschen in Deutschland ruhiggestellt werden sollen. Jens Berger blickt in einem Artikel auf den NachDenkSeiten nun einmal ganz subjektiv zurück, wie es denn in seiner eigenen Familie in den 80er-Jahren so aussah und ob es den Menschen damals wirklich schlechter ging als heute. Das Resultat ist wenig überraschend, dass wohl eher das Gegenteil der Fall war. [Karl]

5. So was war ja nun leider zu erwarten: Im Zuge des umstrittenen NetzDG, das zum Jahresanfang in Kraft getreten ist, wird nun immer mehr in sozialen Medien gelöscht, was dazu überhaupt keinen Anlass bietet. So hat es nun einige Beiträge der bekannten Streetart-Künstlerung und Grimme-Preis-Trägerin Barbara erwischt, die von Facebook und Instagram entfernt wurden – ohne dass für die Künstlerin nachvollziehbar war, wie ein Artikel auf MEEDIA berichtet. Das wird noch für viel Ärger und Zensur sorgen, dieses unausgegorene Gesetz … [Karl]

6. Markige, deutliche Worte findet Jakob Augstein in seiner Kolumne auf Spiegel Online für das desolate Bild, dass die SPD zurzeit gerade abgibt, indem sie sich bei den Sondierungsgesprächen von Angela Merkels CDU am Nasenring durch die Politmanege ziehen lässt. Augstein plädiert für einen glaubhaften Neuanfang der SPD in der Opposition, für eine Rückbesinnung auf sozialdemokratische Werte und eine Abkehr vom Neoliberalismus. Sollte die Parteiführung dazu nicht in der Lage sein und darin von der Basis unterstützt werden, dann müsse die SPD eben sterben, so wie ihre Schwesterparteien in vielen andren europäischen Ländern. [Karl]

7. Wem die Abwrackprämie wirklich hilft, dass sollte im Prinzip ja schon vor Jahren angekommen sein: der Autoindustrie. Nun hat quer in einem fünfminütigen Bericht das Thema noch einmal satirisch umgesetzt, und Ex-Gouverneur Schwarzenegger wird auch auf den grünen Arm genommen. Kurzweilig und informativ. [Dirk]

8. Vivien Varga, in Schwabing aufgewachsene Tochter ungarischer Eltern, wirft in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung einen recht deprimierenden Blick auf ihr Heimatland, dem sie sich dank Viktor Orbáns antidemokratischer Kleptokratie zunehmend entfremdet fühlt. Dabei beschreibt sie nicht nur treffend, wie die Regierung dort durch das Sähen von Hass und Angst die Menschen entpolitisiert oder radikalisiert, sondern auch, wie offensichtlich das ganze Land immer mehr den Bach runtergeht. [Karl]

9. Auch zum NSU-Komplex gibt es mal wieder Neues zu berichten: Ein Artikel in den Potsdamer neusten Nachrichten befasst sich mit dem V-Mann „Piatto“ und bezeichnet den Umgang mit diesem hochgradig kriminellen Rechtsextremisten als „Justizskandal“. Es wird nämlich mittlerweile immer offensichtlicher, dass der Verfassungsschutz hier mal wieder gelogen und mit öffentlichen Geldern rechtsterroristische Aktivitäten unterstützt hat, indem der Neonazi Carsten Szcepanski (das ist „Piattos“ bürgerlicher Name) nicht nur alimentiert, sondern eben auch gezielt vor Strafverfolgung geschützt wurde. Es bleibt dabei: Die größte Terrororganisation im Land ist nach wie vor der Verfassungsschutz. [Karl]

10. Über die kriminellen Cum-Ex-Geschäfte, mit denen Banken und Superreiche vom deutschen Steuerzahler etliche Milliarden Euro gestohlen haben, berichteten wir ja schon häufiger. Nun hat sich gerade in Hamburg gezeigt, wie ein Artikel vom NDR (inkl. eines zweiminütigen Videos) berichtet, wieso das alles jahrelang so gut funktioniert hat: Die Vernetzungen in die Politik sind einfach zu gut. In Hamburg vonseiten der traditionsreichen Warburg-Bank sogar so gut, dass die Finanzbehörden eine Anzeige wegen dieser kriminellen Machenschaften einfach liegen ließen, vermutlich um so die Verjährungsfrist zu überdauern. Hat allerdings zum Glück nicht ganz geklappt – der zuständige Finanzsenator Tschentscher (SPD) wird allerdings, so wie ich das einschätze, dennoch keine Konsequenzen für seine offensichtliche Korrumpierung tragen müssen. [Karl]

11. Eine gute Nachricht, allerdings mit einem bitteren Beigeschmack, findet sich in einem Artikel auf Zeit Online: Niederländischen Wissenschaftlern ist es gelungen, körpereigene Antibiotika durch Manipulation so zu stabilisieren, dass sie eventuell wirksam gegen multiresistente Keime eingesetzt werden könnten. Sollte sich dies tatsächlich als praktikabel erweisen (klinische Studien stehen noch aus), dann könnte das Ende des Antibiotikum-Zeitalters vielleicht noch nach hinten verschoben werden. Das Bittere daran: Eine solche technologische Lösung dürfte bei vielen dazu führen, ein stupides „Weiter so“ in Bezug auf das ganze Dilemma der multiresistenten Keime zu propagieren. [Karl]

12. Passend zum vorherigen Hinweis: Sollte sich eine derartige Lösung für das Problem der multiresistenten Keime nicht finde, dann stehen uns finstere Zeiten bevor, wie der Hygiene- und Umweltmediziner Martin Eikenberg in einem Interview mit der taz darstellt: Jeder von uns wird in absehbarer Zeit Freunde, Bekannte und Verwandte haben, die sterben, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Als hauptverantwortlich für die Misere macht Eikenberg die Massentierhaltung mit ihrer übermäßigen Abgabe von Antibiotika aus, die es daher einzuschränken gelte vonseiten der Politik. [Karl]

13. Und gleich noch was zum Thema Viehhaltung hinterher: In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung nimmt Markus Balser die zurzeit stattfindende Grüne Woche in Berlin als Anlass, um mal einen kritischen Blick auf die Zustände in der Landwirtschaft zu werfen. Diese habe seiner Ansicht nach zu wenig mit Land und zu viel mit Wirtschaft zu tun. Grund dafür ist ein eklatantes Versagen der Agrarpolitik seit vielen Jahren, da Missstände zwar bekannt sind, aber nichts Effektives dagegen unternommen wird. So leiden Tiere und Umwelt sowie letztlich auch der Mensch unter der mächtigen Agrarlobby. Wobei Basler auch die Verantwortung des Konsumenten betont, bei dem immer noch viel zu oft „Hauptsache billig und viel“ gilt. [Karl]

14. Der Professor für Gestaltungspraxis und -theorie Markus Caspers nimmt sich in einem Artikel auf Geschichte der Gegenwart dem Phänomen des SUV an. Dabei beleuchtet er zunächst dessen Historie und stellt danach einen Bezug zum Neoliberalismus her, als dessen typisches Fahrzeug der SUV bezeichnet werden kann, da diese Autos genau das widerspiegeln, was auch diese marktradikale Ideologie auszeichnet. Ausgesprochen interessante Analyse! [Karl]

15. In einem Kommentar im neuen deutschland befasst sich Roberto J. De Lapuente mit der Diskussion in den USA um eine mögliche Präsidentschaftskandidatur der Taklmasterin Oprah Winfrey. Die hat gerade bei der Golden-Globe-Verleihung entsprechend auf sich aufmerksam gemacht. Berechtigt ist nun allerdings die Feststellung, dass es schon ein bisschen absurd, in der US-Postdemokratie allerdings mittlerweile immer offensichtlicher ist, dass die Politik mehr und mehr an Menschen aus dem Showbiz „ausgelagert“ wird. Diese können dann die Hinterzimmerabsprachen mit Lobbyisten dem zunehmend verblödeten Wahlvolk entsprechend gut verkaufen. [Karl]

16. Jeremy Corbyn hat der britischen Labour Party zu einem unerwarteten Aufschwung verholfen. Wolfgang Michal stellt in einem Artikel auf der Freitag nun dar, wie Corbyns Authentizität und Prinzipientreue sowie seine Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen, diese Entwicklung herbeiführten, was der Unterschied zwischen ihm und anderen Sozialdemokraten wie Martin Schulz ist und warum Corbyn weitaus eher zum linken Hoffnungsträger werden könnte als Emmanuel Macron in Frankreich, der ja von vielen Medien absurderweise immer noch als sozialliberal bezeichnet wird. Es wäre schön, wenn die SPD auch irgendwo ihren Corbyn herbekommen könnte … [Karl]

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