Interessantes aus KW 9/2017

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Chemtrails sind ja so eine Sache, die nach wie vor viele Menschen vor allem im Internet beschäftigen, die tatsächlich etwas von einer großen bösen Weltverschwörung glauben wollen, die nun giftige Substanzen aus Flugzeugen diffus über unseren Köpfe versprühen lässt. Ein Mimikama-Artikel hat sich nun mal mit einigen der viel verbreiteten „Beweisfotos“ beschäftigt und kommt zu dem Ergebnis, dass die alles nichts mit Chemtrails zu tun haben, sondern meistens Lösch- oder Testflugzeuge zeigen und zum Teil auch noch bewusst manipuliert wurden. Denn mit Artikel über Chemtrails kann man viele Klicks generieren. [Karl]

2. Neues von der BILD: Wie aus einem Artikel von Roberto De Lapuente neulandrebellen hervorgeht, will Springers Schmierpostille nun etwas tun, um den ramponierten Ruf ein wenig aufzubessern, und stellt dafür einen Ombudsmann für Beschwerden von Lesern über einseitige und unausgewogene Berichterstattung ein. Klingt erst mal gut, doch wenn man sich anschaut, wer das sein wird, dann wird schnell klar, dass dort der Bock zum Gärtner gemacht wird. Na ja, ein Drecksblatt bleibt nun mal ein Drecksblatt … [Karl]

3. Dass SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz an der Agenda 2010 rütteln will, wird ja zurzeit in vielen Medien verlautbart. Dass es damit allerdings nicht allzu viel auf sich zu haben scheint und Schulz an der menschenunwürdigen Praxis des ALG II (auch Hartz IV genannt) bisher zumindest nichts ändern will, betont Sonja Vogel in ihrer Kolumne German Angst in der taz. Wieso aber genau dies dringend notwendig wäre, dafür findet sie auch deutliche Worte, indem sie Hartz IV als „namenlose Hölle“ bezeichnet und dies auch weiter ausführt. [Karl]

4. Die Demokratische Partei in den USA hat nach der Wahlniederlage von Hillary Clinton gegen Donald Trump einen neuen Vorsitzenden gewählt. Bei einer turbulenten Wahl konnte sich der Kandidat des Parteiestablishment Tom Perez gegen den Bernie-Sanders-Unterstützer und Reformer Keith Ellison durchsetzen, wie ein Artikel im neuen deutschland berichtet. Darin erfährt man auch einiges zu den Hintergründen der Kandidaten und warum vielleicht doch noch eine progressive Wende in der Parteipolitik der Demokraten möglich ist. [Karl]

5. In einem ausgesprochen lesenswerten Gastbeitrag auf Spiegel Online hält Gesine Schwan ein beeindruckendes Plädoyer für einen radikalen Wandel in der deutschen und damit auch der deutsch dominierten europäischen Flüchtlingspolitik. Dabei zeigt sie zunächst einmal deutlich auf, wie in vielerlei Hinsicht mangelhaft die derzeitige Flüchtlingspolitik gestaltet wird, und verweist dann auf Alternativen dazu, die in die ein stimmiges Konzept ergeben, von dem wohl nicht nur Flüchtlinge, sondern auch die EU-Bewohner profitieren würden. [Karl]

6. Wie weit unsere Bundesregierung allerdings von einer derartigen konstruktiven Flüchtlingspolitik entfernt ist (und sich immer weiter davon wegbewegt), wird aus einem Gastbeitrag von Niema Movassat (Die Linke) in der jungen Welt deutlich. Darin wird beschrieben, dass auf der einen Seite Zahlungen für Integrationsangebote nicht geleistet werden, aber auf der anderen Seite keine Kosten für Abschiebe- und Abschottungsmaßnahmen gescheut werden.  [Karl]

7. Einen weiteren Baustein zum Verständnis, wie es mit der AfD in unserem Land aussieht und weitergehen könnte, liefert ZDF Zoom in einem 30-minütigen Bericht. Interessant sind die Parteiwechsler von CDU und SPD und der Vergleich der unterschiedlichen Bundesländer: Es zeigt auch, dass es „die eine AfD“ nicht wirklich gibt. Allerdings kommen die weiteren Ausrichtungen der Partei, die neben der Islamfeindlichkeit noch eine tragende Rolle spielen, viel zu kurz. Wenn „der kleine Mann“ sich mal mit deren Parteiprogramm befassen würde, dann sähe der schnell, dass nur der „große Mann“ von der AfD profitieren wird. [Dirk]

8. Freihandel ist super – auch bei vielen Menschen, die gegen CETA und TTIP, die Freihandelsabkommen der EU mit Kanada und den USA, sind, scheint dies weitgehender Konsens zu sein. Dass Freihandel allerdings nicht zwangsläufig zu Wachstum und Wohlstand führt, zeigt Patrick Kaczmarczyk in einem ausführlichen Artikel auf Makroskop, in dem er historische Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Zeiten von Marktliberalität und Protektionismus heranzieht. Und ganz nebenbei erfährt man auch noch, warum wir als Bewohner eines westliche Industrielandes schon seit Langem und immer noch auf Kosten des globalen Südens leben. [Karl]

9. Emmanuel Macron, der als unabhängiger Kandidat zur Präsidentschaftswahl in Frankreich antritt und dem nicht schlechte Chancen auf einen Sieg eingeräumt werden, galt bisher als streng Neoliberaler. Nun hat er sich, wie Heiner Flassbeck in einem Artikel auf Makroskop dokumentiert, allerdings in einer Weise geäußert, die zwar noch lange nicht revolutionär ist, allerdings auch mit einigen Dogmen der bisherigen neoliberalen EU-Wirtschaftspolitik bricht. Das lässt Macron dann schon zu mehr als einzig und allein einem Le-Pen-Verhinderer werden. [Karl]

10. In seiner neusten Headlinez-Folge (ca. sechs Minuten) beschäftigt sich Rayk Anders mit Hollywood. Dort gibt es nämlich seit ein paar Jahren die zunehmende Tendenz, dass das wenig demokratische China und sogar Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate als lupenreine Mittelalter-Despotien in Filmen gut dargestellt werden. Der Grund: chinesische und arabische Investoren, die Anteile an Hollywoods Filmfirmen haben oder Zuschüsse bei entsprechenden Drehs bieten. So wird also auf mehr oder weniger subtilem Weg Propaganda gemacht, um positive Einstellungen gegenüber Diktaturen zu fördern. [Karl]

11. In der tazBuchvorstellung von „Neben uns die Sintflut“ findet sich eine interessante von Stephan Lessenich. In dem Buch geht es darum, wie sehr wir in westlichen Industrieländern auf Kosten von anderen Menschen im globalen Süden leben und dass wir vor allem auch unseren eigenen Lebensstil etwas zurückschrauben müssten, um hier ein besseres Gleichgewicht herstellen zu können. Von dem Autor hab ich schon öfter gute Beiträge gelesen, sodass sein Buch in jedem Fall sehr interessant zu sein verspricht. [Karl]

12. Ein Telepolis-Artikel beschreibt die Ergebnisse der Studie „Das Geschäft mit Bankenrettungen“. Darin werden nicht nur die bisherigen Gelder aufgeführt, die bisher von Staaten aufgebracht werden musste, um Banken, die sich verspekuliert haben, zu retten (insgesamt in der EU 747 Milliarden Euro), sondern es wird auch dargestellt, in welchem Maße die vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die im Rahmen der Finanzkrise 2008 allesamt komplett versagt haben, nach wie vor mehr als gut im Geschäft sind und quasi als Oligopol mehr und mehr Aufträge generieren. Daran sieht man, was in der europäischen Finanzpolitik komplett verkehrt läuft. [Karl]

13. Interessante Einsichten, wie sich das Leben in Deutschland als Nichtweißer gestaltet, bietet ein taz-Interview mit Mohamed Amjahid. Der Reporter vom Zeit-Magazin hat gerade sein Buch „Unter Weißen“ veröffentlicht, in dem er seine Lebenssituation als Person of Colour beschreibt. Daraus lassen sich einige interessante Erkenntnisse ableiten, was das Vorhandensein und Entstehen von Rassismus angeht, der sich oft in sehr alltäglichen Gewohnheiten und Gegebenheiten zeigt, die Weißen kaum auffallen dürften. [Karl]

14. Warum wundert einen das nun nicht? Der Untersuchungsbericht zur sogenannten Dieselaffäre um geschönte Angaben zur Schadstoffemission deutscher Autos wurde nach einem Artikel auf Spiegel online vom Automobilhersteller Porsche überarbeitet, sodass kritische Passagen geändert oder entfernt wurden. Mal wieder ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr die deutsche Politik nach der Pfeife der Wirtschaft tanzt. [Karl]

15. Peinlich, peinlich. In einem Artikel auf den NachDenkSeiten befasst sich Jens Berger mit einem Beitrag von Hendrik Zörner, den dieser als Pressesprecher des Deutschen JournalistenVerbands (DJV) auf dessen offiziellen Blog verfasst hat. Darin geißelt Zörner, dass Matthias Platzek (SPD) dem Sender RT Deutsch ein Interview gegeben hat, und begründet das damit, dass der russische Staatssender Fake-News in die Welt gesetzt haben soll im Fall der angeblichen Vergewaltigung einer 13-jährigen Deutschrussin. Von RT Deutsch kann man nun halten, was man will, allerdings weist Berger hier nach, dass der DJV auf seinem offiziellen Kanal selbst Fake-News verbreitet, was diesen Fall angeht. [Karl]

16. Fabrice Leggeri, Direktor der EU-Grenzschutzagentur Frontex, hat in einem Interview den im Mittelmeer tätigen NGOs, die Flüchtlingen in Seenot retten, vorgeworfen, sie würden Schlepper unterstützen. Die Absurdität dieses Vorwurfs wird in einem Artikel von Ärzte ohne Grenzen dargestellt und die Kritik des Frontex-Chefs deutlich zurückgewiesen. Die Unmenschlichkeit der europäischen Abschottung, die jährlich Tausenden von Menschen das Leben kostet, wird uns anhand dieses Beispiels mehr als deutlich vor Augen geführt! [Karl]

17. In der Rubrik „Samstagsbrief“ in der Mainpost wendet sich die Redakteurin Gisela Rauch an Sahra Wagenknecht, über die gerade ein Porträt in der Süddeutsche Zeitung erschienen ist, dass der Linken-Politikerin mal wieder Nähe zu rechtem Gedankengut unterstellt. Wie wenig daran tatsächlich wahr ist, weist Rauch nach, indem sie nicht nur die unsachliche und voreingenommene Tonalität des Porträts kritisiert, sondern auch ein wenig Recherche zu den dort geäußerten Vorwürfen betreibt und so die SZ der plumpen Stimmungsmache überführt. Leider ja nichts Neues in deutschen „Qualitätsmedien“ … [Karl]

18. Der neue Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist draußen. Darin wird diesmal nicht mir ein (leider) wenig überraschender Anstieg der Armut in Deutschland konstatiert, wie ein Artikel im neuen deutschland berichtet, sondern zudem ein weiteres Auseinandergehen der Lebenserwartung von Armen und Reichen festgestellt: Arme Männer sterben im Schnitt fast elf Jahre früher als reiche, bei den Frauen beträgt der Unterschied etwa acht Jahre. Das ist schon an sich skandalös, noch abartiger wird diese Tatsache, wenn man sich vor Augen hält, dass die so früh versterbenden armen Rentner im Prinzip durch ihre Beiträge, die sie nicht mehr empfangen werden, die Renten von Reichen mitfinanzieren. [Karl]

19. Mal wieder eine ausgesprochen lesenswerter Artikel des Sozialwissenschaftlers Götz Eisenberg auf den NachDenkSeiten: Darin beschäftigt sich der Autor, ausgehend vom Lebenslänglich-Urteil gegen zwei Fahrer von Stadtrennen in Berlin, bei dem ein Unbeteiligter zu Tode kam, und der Amokfahrt von Heidelberg, zunächst mit der Funktion des Autos als „Selbstwertprothese“ und Instrument für Amoktaten, um daraus ableitend dann auf die Entstehung von undifferenziertem Hass, der letztlich zu ebensolchen Amokläufen führt, zu beleuchten. Sehr interessant und aufschlussreich! [Karl]

20. Zum Abschluss noch etwas zum Schmunzeln: Oliver Kalkofe hält in der NDR-Sendung extra3Laudatio für den AfD-Poliitker Alexander Gauland eine . Viel Vergnügen bei pointierten vier Minuten! [Karl]

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