Interessantes aus KW 30/2023

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Malene Gürgen wirft in einem Artikel in der taz mal einen Blick auf des relativ neue rechte Medienportal Nius. Hier versammelt der ehemalige BILD-Hetzer Julian Reichelt einige bekannten Namen aus dem rechten journalistischen Spektrum, um dann, finanziert von dem CDU-nahen Milliardär Frank Gotthardt, Unwahrheiten, Hetze, Stimmungsmache und verkürzte Darstellungen von Sachverhalten zu verbreiten. Alles, um ein rechtslastiges bis stramm rechtes Publikum zu bedienen. Und leider sickert der dort publizierte Rotz dann zunehmend in den öffentlichen Diskurs ein. [Karl]

2. Der Polizeiwissenschaftler Rafael Behr hat 15 Jahre als Polizist gearbeitet, bevor zur Forschungs- und Lehrtätigkeit gewechselt ist. Und er hat einen durchaus kritischen Blick auf polizeiliche Strukturen, die Gewalt von Polizisten begünstigen und oft genug auch vertuschen, wie er in einem Interview mit fluter feststellt. Klar ist: Solange in einer Gesellschaft Gewalt existiert, wird auch die Polizei Gewalt ausüben müssen. Allerdings wäre es, so Behr, wünschenswert, wenn hier mehr deeskaliert würde, was wiederum eine bessere psychologische Ausbildung von Polizisten und auch mehr Transparenz vonseiten der Polizei erfordern würde. [Karl]

3. Jeder vierte Grundschüler hat in Deutschland nach Abschluss des vierten Schuljahres massive Probleme mit dem Lesen. Das ist insofern alarmierend, weil Lesen ja nun auch eine Grundfertigkeit für alle anderen Schulfächer ist. Die Politik zieht nun die Corona-Pandemie als Erklärung hierfür heran, wobei das zu kurz greift, denn dieser Negativtrend ist schon viel länger zu beobachten, wie Anja Bensinger-Stolze in einem Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik schildert. Vor allem bedenklich: Die soziale Selektion wird zunehmend größer an deutschen Schulen. Das heißt: Wer aus ärmeren Verhältnissen kommt, hat auch wenig Chancen, da über Bildung rauszukommen. [Karl]

4. Der niederländische Fahrradhersteller Vanmoof ist pleite – und das kann für dessen Kunden unschöne Folgen haben. Schließlich gibt es bei den E-Bikes etliche Funktionen, die über eine Cloud laufen, und wenn es die nicht mehr gibt, dann ist damit eben Schicht im Schacht, wie Nico Ernst in einem Kommentar auf heise online feststellt. Denn diese ganzen Abo-Modelle vom Smartgedöns, die auf eine Cloud zugreifen, ist eines gemeinsam: Dem Käufer gehören die Sachen nicht wirklich, und er ist somit auf Gedeih und Verderb von dem anbietenden Unternehmen abhängig. [Karl]

5. Eine Partei wird klarer Wahlsieger, darf aber dann nicht den Premierminister stellen. Klingt absurd? Ist in Thailand aber leider gerade Realität, wie in einem Artikel auf Spiegel Online erläutert wird. Das konservative Establishment im Lande und die Militärs haben nämlich keine Lust, dass Pita Limjaroenrat von der Partei Move Forward den ihm durch die Wahl angestammten Posten als Premierminister antreten darf. Das führt natürlich zu Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die jedoch vermutlich auch nichts an diesem Zustand ändern dürfte. Woran man mal wieder sieht: Konservative pfeifen auf die Demokratie, wenn es für sie darum geht, ihre Macht zu sichern. [Karl]

6. Adam Smith wurde vor 300 Jahren geboren, und aus diesem Anlass fasst Ulrike Herrmann in ihrer Kolumne in der taz mal dessen Wichtigkeit für die Volkswirtschaftslehre zusammen und zeigt auf, wie progressiv Smith war. Schließlich hat er schon damals Erkenntnisse niedergeschrieben, die sich im neoliberalen Ökonomie-Mainstream heute noch nicht durchgesetzt haben. Weswegen der Neoliberalismus eben auch nicht funktioniert, denn die rein egofixierte Denkweise mit Überhöhung der eigenen Ansprüche führt nicht zu einem gesunden Wohlstand für alle, sondern zu anfälligen und fragilen Handelssystemen. [Karl]

7. Dass mit künstlicher Intelligenz (KI) nicht alles eitel Sonnenschein ist, hat sich mittlerweile auch beim UN-Menschenrechtsrat herumgesprochen, sodass man eine Resolution verfasst hat, in der die Staaten aufgefordert werden, in Form von Gesetzen darauf zu achten, dass KI nicht diskriminierend entwickelt und eingesetzt wird. Das ist nämlich schon der Fall, sodass bereits aufgrund rassistischer KI-Entscheidungen in den USA Menschen einer Straftat verdächtigt und sogar festgenommen wurden, wie aus einem Artikel von Netzpolitik.org hervorgeht. Leider ist der Text der Resolution sehr vage, aber immerhin ist das ein Schritt mehr dahin, die Gefahren durch unkontrollierte KI-Entwicklung aufzuzeigen. [Karl]

8. Die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ werden ja immer wieder von Politikern und Medien kriminalisiert. Das hat nun zur Folge, wie ein Artikel auf rbb24 berichtet, dass die Aktivisten selbst immer häufiger das Ziel von kriminellen Handgreiflichkeiten werden, was sogar schon zu ernsthaften Körperverletzungen führte. Bisher wurden erst wenige dieser Fälle tatsächlich gerichtlich verhandelt, und die Dunkelziffer dürfte hier auch sehr groß sein, da die Aktivisten normalerweise keine Tätlichkeiten gegen sie anzeigen. Allerdings sieht man, wie skrupellos und aufwieglerisch vor allem konservative und rechte Neoliberale vorgehen, wenn es darum geht, die eigene kranke Ideologie zu verteidigen. Jonas Wahmkow findet in einem Kommentar in der taz die passenden kritischen Worte für diese Art von Selbstjustiz, die unverantwortlicherweise von vielen Politikern noch befeuert wird, obwohl sie das staatliche Gewaltmonopol untergräbt. [Karl]

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Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

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