Der klügste Satz der Weltgeschichte in meinen Augen und Ohren und auch der wichtigste Satz der Weltgeschichte. Gerade dieser Tage, in der Krise, unverzichtbar, meiner unbedeutenden Meinung nach.
Das Dümmste, was wir nämlich tun könnten, wäre, mit unserer Meinung statisch an den Fakten der Vergangenheit kleben zu bleiben, an unseren Vorurteilen, diese bei veränderter Faktenlage beizubehalten.
Das Dümmste wäre deshalb auch, wenn die, die diese Krise zu managen haben, dies tun würden. Ich hoffe nicht, dass sie so dumm sind; ich erwarte das auch nicht, außer von einigen unbelehrbaren Politikern, die sowieso in nichts anderem mehr denken können als in ihren ständigen Mantras von „der Markt wird es schon richten“, „die Steuern müssen runter“, „der Private kann es immer besser“.
Noch dümmer kann nur der sein, der es denen dann vorwirft, dass sie sich der Faktenlage anpassen in Meinung und Verhalten, dass sie sich angepasst haben.
Am Dümmsten sind die, die daraufhin einen Vorwurf konstruieren, die Anpassung dadurch in Zweifel ziehen und damit genau das Gegenteil von dem erreichen, was zu erreichen wäre, nämlich Anpassung an die Faktenlage.
Weder die Welt noch die Informationslage sind vollkommen, werden es nie sein
Niemand wird jemals über vollständige Informationen verfügen, niemand hat jemals über vollständige Informationen verfügt, nicht einmal ex post ist das möglich, ex ante schon gar nicht. Das muss man sich klarmachen, zumindest dann, wenn man einigermaßen objektiv bleiben will. Das muss man sich vor allem in Krisen klarmachen, denn in Krisen ändern sich die Fakten in einer horrenden Geschwindigkeit.
Vielleicht wäre deshalb auch ein wenig Nachsichtigkeit angeraten, dort zumindest, wo gerade gekämpft wird, mit denen, die kämpfen. Nachsichtigkeit heißt nicht, die Kritik nun einzustellen, sondern nur, auch die Kritik an die Gegebenheiten anzupassen, die ständig sich verändernde Faktenlage. Wenn nun heute morgen Herr Professor Wieler beispielsweise, der Leiter des RKI, einen Vorschlag macht, den ich schon vor drei Wochen machte, dass man den ÖPNV anstatt in der Taktung zu verringern, wie es die DB gemacht hatte auf den Regionalstrecken, in Taktung und Wagen erhöhen sollte, damit die Menschen sich voneinander besser trennen können, so kann man das mit Häme versehen oder erfreut zur Kenntnis nehmen. Ich mache Letzteres, schon aus Stilgründen, vor allem aber, weil es Keynes so von mir gefordert hätte.
Was sicher angeraten ist, immer, nicht nur in der Krise, ist, sich die Fakten auch wirklich anzuschauen. Allzu viele Fakten sind nämlich gar keine Fakten oder nur unbedeutende Fakten, die jetzt zu Fakten gemacht werden, die an Bedeutung ungerechtfertigterweise gewinnen. Die Kritikfähigkeit ist deshalb auch eines der höchsten Güter in einer Demokratie. Mir scheint diese sehr gelitten zu haben, mir scheint sie oft sogar verloren gegangen zu sein, mir scheint diese a priori nach der Krise wiederherzustellen zu sein. Allzu viel Hörensagen muss ich derzeit lesen, und hinterfrage ich das Geschriebene und Gesagte, so kommt schnell heraus, dass es auf Hörensagen beruht und die Faktenlage, sofern überhaupt noch vorhanden, doch recht dünn ist. „Eine Freundin hat mir das auch gesagt“ reicht nicht, um eine Aussage zum Fakt zu erklären, auch zwei Freundinnen reichen nicht aus. An Fakten sind andere Ansprüche zu stellen.
Deshalb: Glaubt nicht alles, was ihr lest und hört oder gar seht, sondern hinterfragt es. Gerade in einer Krise ist das wichtig. Zu viele Scharlatane und zu viele mit eigenen Projekten sind unterwegs, die sich gern in die Reihe der Nutznießer dieser Krise, die Karl eindrücklich aufzuzählen wusste, einreihen würden. Sie schaden meist nur, nützen uns wenig, meist gar nicht.
Bleibt gesund!