Stephan Weil und seine Mannschaft in Niedersachsen sind gezwungen, die Bau- und Gartenmärkte wieder zu öffnen, las ich heute morgen und war ganz baff. Was könnte der Grund dafür sein? Gibt es überhaupt einen vernünftigen Grund dafür?
Ja, es gibt gute Gründe, dies zu tun, und sie ergeben sich nur aus zwei Gründen: der Unvernunft der Bürger und Bürgerinnen Niedersachsens und der föderalen Dummheit, die ich weiterhin behaupte, weil sie sich auch hier wieder offenbart.
Die Bevölkerung in Niedersachsen, so sehr sie gelobt wird dieser Tage, hat in großen Teilen das Lob gar nicht verdient. Denn sie begibt sich auf Wanderschaft, lebt ihre Egomanie aus, ihren dummen Individualismus. Wenn eben der Markt in Braunschweig zu ist, fahren wir nach Bremen und kaufen dort ein, tragen wir das Virus dorthin, holen es von dort eben ab. Was schert mich das Leid der anderen, denken sie.
Nach der Krise wird nicht viel von dem, was uns jetzt belastet, besser werden, denn dieser Typ Mensch wird dafür sorgen, dass gar nichts besser werden kann, wird die politische Machtlosigkeit, die hier offenbar wird, weiterhin für seine Egozentrik, für sein eigenes Wohl und gegen die Gemeinschaft einzusetzen wissen. Und diese schwachen Politiker werden dem auch nichts entgegenzusetzen haben; ich denke sogar, nicht einmal etwas entgegensetzen wollen.
PS: Ich sah das voraus, nicht im Detail, aber in der Tendenz und schrieb das auch hier, und zwar sehr deutlich, weshalb ich auch keinen großen Plan hinter allem sehe. Im Gegenteil, ich sehe Planlosigkeit und Überforderung und Nutznießer, die es nur aus Zufall sind, weil die Planlosigkeit hier schon lange vorherrschend war, weder Marktwirtschaft noch Wettbewerb von den elitären Eliten hier verstanden worden sind. So wie die Opfer nun Zufall sind, es jeden treffen kann. Ein System, welches völlig überfordert ist, braucht nicht noch eine Verschwörung, um an den Rand des Scheiterns zu kommen. Das schafft es ganz von allein, mit gegebenem und vom System letztendlich selbst ausgesuchtem Personal, einer neuen Variante der Herrschaft des Niemands, die man in Anlehnung an Hannah Arendts großartige Analyse durchaus auch als solche bezeichnen kann, ohne Hannah Arendts Analyse damit zu entwerten. Im Gegenteil, diese Tage zeigen, wie wichtig und richtig ihre Analyse doch war, wie falsch, ein reines Untertanen-Denken zu postulieren, doch im Grunde ist – obwohl auch das sehr gut zu beobachten ist. Die Niemands, die Masse an Niemands, beherrschen uns, über ihre Bedürfnisse beherrschen sie uns.