Grüße von Don Quixote

Eigentlich bin ich ja ein glücklicher Mensch, ich habe eine wunderbare Familie, es geht mir gut und es fehlt mir eigentlich an nichts, auf das ich nicht verzichten könnte.

Aber ich bin auch Teil dieser Welt und Teil einer Spezies, die sie gerade blind zerstört und auch sonst jegliche Form von Mitgefühl, Empathie und Miteinander in irgendeine Schublade gesperrt zu haben scheint.

Das kann, will und werde ich nicht akzeptieren.

Unser Wohlstand basiert auf zwei wesentlichen Faktoren: Ausbeutung und Umweltzerstörung.

Selbst der Entwicklungsminister ist schon zu der Erkenntnis gekommen , dass sich jeder westliche Wohlstandbürger 50 Sklaven leistet, Menschen, die weit weg von ihm seine zum Teil komplett überflüssigen Wohlstandswaren produzieren, meistens unter unwürdigsten Umständen, sozial – und ökologisch sowieso.

Aber auch innerhalb unserer Gesellschaft selbst erlebe ich gerade eine seit meiner Geburt nie da gewesene soziale Spaltung. Ein paar Leute und Konzerne bedienen sich an der gesamten Gesellschaft und natürlich auch an der Umwelt und werden damit reicher und reicher, das beginnt bei der Gentrifizierung in Städten und hört damit auf, dass im großen Stil landwirtschaftliche Fläche, besonders in Ostdeutschland, aufgekauft und damit kleinen Bauern die Existenz genommen wird, um für Dividenden noch billiger Lebensmittel zu produzieren. Ein einzelner Konzern, BlackRock, besitzt Anteile an fast allen DAX-Unternehmen und nimmt so gezielt direkten Einfluss auf die Wirtschaft, Banken schreiben Gesetze, deswegen wurde Cum-Ex überhaupt erst möglich, Konzerne zahlen fast keine Steuern, und die Politik macht dabei mit, weil Lobbyisten in den Regierungen ein und aus gehen.

Dazu kommt noch Massentierhaltung, die nicht nur Tiere quält, sondern auch mitverantwortlich ist für Regenwaldabholzung und Antibiotikaresistenzen, gegen die nur wenig unternommen wird, obwohl weltweit jedes Jahr 700.000 Menschen daran sterben, auch weil es sich finanziell nicht lohnt, an neuen Antibiotika zu forschen. Überhaupt ist alles nur noch auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet, auch Krankenhäuser, Pflegeheime, eigentlich das ganze Gesundheitssystem in dem gilt: Profit vor Mensch. Dabei werden Kinderkliniken aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen, Notfällen wird auch schon mal die Aufnahme in Kliniken wegen Personalmangel verwehrt, alles ein ein absolutes Unding.

13 Millionen Menschen in Deutschland lebten 2017 unterhalb der Armutsgrenze, das war vor Corona,  die Rentenversicherung wurde mit fadenscheinigen Gründen auch von der Finanz- und Versicherungsindustrie ausgehöhlt, was eine immer weiter steigende Altersarmut mit sich bringt, die Tafeln melden Jahr für Jahr neue Rekorde.

Leider interessiert das die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung nicht im Geringsten, sie scheinen immer noch nicht bemerkt haben, dass es noch mehr gibt als ihre eigene kleine Welt und dass da ständig und immer wieder von Neuem Dinge passieren, die in keiner Weise mehr zu rechtfertigen sind.

Dafür sorgen leider auch die Medien, insbesondere die Privaten, selbst meist großen Konzernen wie Bertelsmann angehörend, die alles ausschweigen oder gar noch in erniedrigenden Unterhaltungssendungen die Armen in unserer Gesellschaft vorführen. Aber auch die ÖR sind leider oft nicht besser, wirklich aufklärerischen Dokus folgen dann unerträgliche Polit-Talkshows, in denen das ganze System wieder und wieder verteidigt wird und wirklich kritische Meinungen weggeredet werden. Die Meinungshoheit liegt in diesem Land ganz klar nicht aufseiten der Menschen, die für eine gerechte und nachhaltige Politik kämpfen.

Und dann der Klimawandel.

Artensterben, Rodungen, Plastikflut und all die anderen Umweltschweinereien, die wir für unseren Wohlstand geschehen lassen, das alleine müsste eigentlich schon reichen, um jeden Tag dagegen protestieren zu gehen, aber jetzt kommt auch noch hinzu, dass die Summe der ganzen Zerstörungen die Erde immer weiter aufheizt, sodass katastrophale Folgen drohen, die wir immer mehr am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Und was machen die Leute? Weiterkonsumieren, weiterfliegen, noch eine Spritschleuder kaufen, die nächste Kreuzfahrt buchen. Und man hat das Gefühl, dass auch die Corona-Krise überhaupt kein Umdenken bewirkt hat: „Da muss man eben einfach durch, und dann ist alles wieder gut.“

Ist es aber nicht.

Ich will ihnen ja keinen Vorwurf machen, sie kennen es nicht anders, bekommen es jeden Tag von den allgegenwärtigen Werbebotschaften eingetrichtert, Werbebotschaften, für die Unmengen für Werbepsychologen ausgegeben wird, damit sie maximal wirken. Dazu kommt neuerdings auch noch das völlig verlogene Greenwashing von immer mehr Konzernen oder auch dreiste Lügen wie von Amazon, welche die miserablen Arbeitsbedingungen in Hochglanzbildern einfach verneinen (s. dazu beispielsweise hier).

Nein, die Politik ist gefordert, endlich die Notbremse zu ziehen und endlich für eine nachhaltige, progressive und zukunftssichere Welt zu sorgen. Aber es sitzen ja eben genau die Leute an der Regierung, die diese beschriebene Situation herbeigeführt haben und sie weiterführen, bis es zu spät ist.

Aber nicht einmal das schaffen die Menschen, sie wählen weiter diese Parteien, diese teilweise unsäglichen Politiker, die mit ihrer Unfähigkeit, in der Gegenwart zu handeln, unsere Zukunft gefährden und die Gesellschaft weiter spalten.

Und was machen viele der Wähler, die eben doch die Nase voll haben? Sie wenden sich noch schlimmeren Demagogen sowie deren Hetze und Lügen zu: Klimaleugnern, der AfD,  die allesamt entweder mit Unwahrheiten glänzen oder nur anprangern und keine Lösungen anbieten, sondern den gleichen Weg gehen wie alle anderen, nur noch menschenverachtender, noch weniger nachhaltig und noch intoleranter.

Das hält man nicht mehr aus!

Ja, auch ich bin bei Weitem nicht perfekt, auch ich mache wirklich nicht alles richtig, aber ich versuche jeden Tag ein bisschen mehr sozialer und nachhaltiger zu leben. Wenn man das tut, merkt man es irgendwann nicht mehr, es wird irgendwann Normalität. Als ich mich entschloss, auf Fleisch zu verzichten, habe ich es mir selbst nicht zugetraut, länger als ein paar Wochen durchzuhalten, jetzt sind es bald vier Jahre.

Es ist eine Reise, eine lange Reise, aber sie lohnt sich.

Warum gehen wir nicht endlich alle auf diese Reise? Schritt für Schritt, Meter für Meter.

Für uns, für unsere Zukunft und für unsere Kinder.

Print Friendly, PDF & Email

Markus

Jahrgang 1967, Informatiker, pflegt und entwickelt 3-D-CAD-Software in einem kleinen Unternehmen. Träumt von einer progressiven, sozial gerechten und ökologischen Gesellschaft und verzweifelt manchmal an der Frage, warum die meisten Menschen das nicht auch wollen.

Schreibe einen Kommentar