Interessantes aus KW 36/2021

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Thema dieser Tage: 20 Jahre 9/11, die Anschläge auf die USA. Die Sendung Mit offenen Karten (arte) widmet sich mit einem 12-minütigen Beitrag der Entwicklung der Kräfteverhältnisse und den unterschiedlichen Ausprägungen des islamistischen Terrors. Auch der Terror der westlichen Nationen, allen voran die USA, wird nicht ausgeblendet, ist jedoch nicht Kerninhalt dieses kurzen Beitrags. Eine Sendung über den Nahen Osten und die Auswirkungen westlicher Politik auf die Region müsste einige Stunden bis Tage lang sein, um all die Ungerechtigkeit und Gewalt in einen angemessenen Rahmen zu bringen. Die Geschichte des Homo sapiens ist eine blutige Geschichte. [Dirk]

2. Das BAföG wird 50! Grund zum Feiern gibt es allerdings nicht so richtig, wie Andreas Keller in einem Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik feststellt. Nachdem die CDU-Regierung in den 80er-Jahren die ursprünglich als reine Unterstützung gedachte Zuzahlung für Studenten in einen Kredit umgewandelt hat, nehmen immer weniger diese Leistung in Anspruch – die dann oft auch noch nicht mal ausreicht, um in Großstädten die Miete für ein WG-Zimmer zahlen zu können. Da das Ganze nun durch die Corona-Pandemie und den dadurch bedingten Wegfall vieler Studentenjobs verschärft wurde, zeigt sich das deutsche Bildungssystem mal wieder ausgesprochen selektiv zugunsten von Kindern aus betuchten Elternhäusern. [Karl]

3. Die politische Mitte – das ist dort, wo eigentlich alle Parteien sich selbst verorten oder hinwollen. Dass es sich dabei aber um ein maßvolles und nicht ideologisches Revier handeln würde, ist ein ziemliches Märchen, wie Christoph David Piorkowski in einer Kolumne im Tagesspiegel feststellt. Zum einen sind die Werte und Vorstellungen dieser sogenannten Mitte durchaus variabel, zum anderen wird sie als Begriff instrumentalisiert, um durchaus radikale, zum Beispiel marktfundamentalistische, unsoziale und unökologische, Ansichten als gesellschaftlichen Konsens darzustellen. Und das dient vor allem dazu, neoliberale Positionen als Normalität zu etabliere – die sie beileibe nicht sind, wenn man sie mal rein rational betrachtet. [Karl]

4. Die Technik macht immer mehr Überwachung möglich, und das auch an Stellen, die man so gar nicht unbedingt erwartet. Wie aus einem Artikel von Netzpolitik.org hervorgeht, ist es wohl relativ problemlos möglich, über viele Bluetooth-Kopfhörer ein genaues Bewegungsprofil der User zu erstellen und noch weitere Information unbemerkt abzugreifen. Aus Bequemlichkeit nutzen wir so immer mehr technische Geräte, die wir im Grunde kaum verstehen und deren genaue Funktionsweise wir auch nicht nachvollziehen können, die aber ein immer umfassenderes Ausspionieren unserer Lebensgewohnheiten ermöglichen. [Karl]

5. In einem Artikel in der taz werden die Ergebnisse einer Studie zu den Folgekosten der Klimakrise vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) und dem Öko-Institut vorgestellt. Und die sind recht eindeutig, nämlich dass unter den Folgen der Klimakatastrophe vor allem die ärmeren Menschen zu leiden haben, da diese weniger Möglichkeiten zur Anpassung haben und eine stärkere Belastung durch höhere Kosten für Grundbedürfnisse erfahren. Na ja, dann wird ja auch klar, warum CDU/CSU und AFDP sich so wenig um dieses Thema scheren: Die Konsequenzen müssen eben vor allem diejenigen ausbaden, die nicht zur von diesen Parteien hofierten wohlhabendenKlientel gehören. [Karl]

6. Auf der Website vom BUND findet sich ein interessantes Interview mit Jens Hilgenberg. Anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung, die gerade in München stattfindet und an der Hilgenberg deutliche Kritik übt, zeigt der BUND-Mobilitätsexperte auf, wie sich der Verkehr zukünftig wandeln müsste, um wirklich effizienten Klimaschutz zu betreiben. Dass das nur wenig damit zu tun hat, was zurzeit vonseiten der Autoindustrie und der (dieser oft hörigen) Politik vollbracht wird, liegt auf der Hand. In jedem Fall wird klar, dass umfassende und weitsichtige Konzepte für eine Verkehrswende, die diesen Namen auch verdient, notwendig wären. [Karl]

7. Und noch mal was vom BUND: Die NGO berichtet in einem Artikel auf ihrer Website über eine aktuelle Studie, die ergeben hat, dass Mirkoplastik nicht nur indirekt über Schadstoffeinträge gesundheitsschädlich ist, sondern auch direkt die Zellmembranen beeinträchtigt – was dann zu Funktionsstörungen der Zellen führen kann. Und da Mikroplastik mittlerweile überall zu finden ist (in der Luft, im Wasser, in allen möglichen Lebewesen), sind wir quasi permanent damit konfrontiert. Mir ein Rätsel, warum man diesen Mist nicht schon seit Jahren verboten hat – aber klar, damit wird halt Geld verdient, und da stehen dann Gesundheits- und Umweltschäden hintenan. [Karl]

8. Der FPD-nahe Unternehmer Frank Thelen fabulierte 2019 in einem Podcast über mögliche Zwangssterilisierungen in Afrika. Als nun gerade die Comedy-Autorin Jasmina Kuhnke diese Aussage überspitzt umkehrte und auf weiße Männer bezog, dabei aber zugleich anmerkte, dass dies nicht ihre Meinung sei und nur zur Veranschaulichung der Absurdität von Thelens Aussage diene, gab es einen großen Shitstorm – gegen Kuhnke, wie ein Artikel von Belltower News berichtet. Als dunkelhäutige Frau und Aktivistin, die sich immer wieder selbstbewusst gegen Rassismus äußert, ist sie natürlich ein ideales Hassobjekt für das rechte Pack, das auch vor Mordaufrufen nicht zurückschreckt. Deutschland im Jahre 2021 – und da mahnen CDU/CSU und AFDP doch tatsächlich vor einem Linksruck … [Karl]

9. Ein Artikel von Antje Lang-Lendorff in der taz beschäftigt sich mit Wohnungslosen, die einer Vollzeittätigkeit nachgehen – und dennoch so gut wie keine Chance haben, eine eigene Wohnung zu bekommen. Das Problem ist zunehmend, wie die zwei in dem Artikel ausführlich geschilderten Beispiele genauso zeigen wie die Aussagen von Menschen, die in Einrichtungen für Wohnungslose arbeiten, nicht, dass kein Job vorhanden ist, sondern dass die Mieten in vielen Städten so hoch sind, dass sich selbst Menschen mit manierlichem Einkommen vergeblich um eine Bleibe bemühen, wenn sie denn erst mal wohnungslos geworden sind. Wie man hieran sieht: Die viel beschworene „Leistungsgesellschaft“ ist eine Lüge – und „der Markt“ regelt mal wieder gar nichts. [Karl]

10. Es wird ja immer gern behauptet, dass reichen Menschen die Leistungsträger unserer Gesellschaft seien, und damit gedroht, dass diese abwandern würden, wenn sie beispielsweise höher besteuert würden. Dass diese Drohung nur heiße Luft ist, da nämlich das Geld vieler Vermögender schon längst abgewandert ist, vorzugsweise in Steueroasen, geht aus einem Artikel auf Spiegel Online hervor. Und obwohl einige Länder keine diesbezüglichen Daten herausgeben (und damit Steuerhinterziehung begünstigen), wird schon anhand dessen, was vorliegt, klar, dass sich Reiche hier auf ganz (oder zumindest überwiegend) legale Weise vor ihrer Verpflichtung der Allgemeinheit gegenüber drücken, die Normalbürger nicht so nicht nutzen können. Schäbig! [Karl]

11. Um die Diskussion um tatsächlich hilfreiche Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels zu konkretisieren, empfehle ich diese Woche Quarks (WDR) mit seiner 45-minütigen Sendung „Raus aus der Klima-Krise“. Natürlich sollte jeder Einzelne mit seinem Verhalten Vorbild für andere sein, aber die wirklich großen Brocken können nur von Politik und Wirtschaft in Angriff genommen werden. Doch jede einzelne Konsum- und Wahlentscheidung gibt uns ein Werkzeug in die Hand, um zumindest den eigenen Beitrag zu leisten, anstatt immer nur auf die anderen zu zeigen. [Dirk]

12. Verschwörungstheorien gab es immer, sie scheinen derzeit aber Hochkonjunktur zu haben. Nun jährten sich die Anschläge vom 11. September zum 20. Mal, und das Thema wird wieder aktuell in den Medien behandelt. Bei Monitor (ARD) geht es in einem 10-minütigen Bericht um die tatsächlichen Geheimnisse der US-Regierung zu den Hintermännern und den Verbindungen zum saudischen Königshaus und dessen Geheimdienste. Es scheint so, als wären wirtschaftliche Interessen stets schützenswerter als eine Aufklärung im Sinne der betroffenen Opfer und Familien. [Dirk]

13. Minister und Staatssekretäre wechseln nach ihrer politischen Laufbahn oft in die Wirtschaft, und zwar nicht in einen Job, den sie auch vor ihrer politischen Karriere bereits ausgeübt haben, sondern oft in Positionen, die mit „Berater“ oder „Aufsichtsrat“ bezeichnet werden. Dass es dabei dann häufig nicht um die fachliche Expertise der Ex-Politiker geht, sondern vor allem um deren gute Kontakte zu noch aktiven Spitzenpolitikern und Ministeriumsmitarbeitern, geht aus einem Artikel von abgeordnetenwatch.de hervor. Passend dazu: LobbyControl hat gerade den Lobbyreport 2021 veröffentlicht – und stellt darin der Bundesregierung kein gutes Zeugnis aus. Die Zusammenfassung kann man auf der LobbyControl-Website lesen, dort findet sich auch ein Link, um den gesamten Report runterzuladen. [Karl]

14. 6,2 Millionen Menschen in Deutschland können nicht oder nur sehr ungenügend lesen und schreiben. Darüber berichtet ein Artikel in der Frankfurter Rundschau anlässlich des Alphabetisierungstages am 8. September. Viele dieser Menschen sind schon älter, haben einen Beruf und/oder Familie und sich irgendwie „durchgemogelt“, um ihre fehlende Fähigkeit zu überspielen. Auch wenn es Angebote zum Lesen- und Schreibenlernen für Erwachsene gibt, ist diese Zahl für ein wohlhabendes Land wie Deutschland schon erschreckend hoch, wie ich finde. [Karl]

15. Laut einem Artikel auf tagesschau.de befürwortet eine Mehrheit der Bundesbürger (69 %) die Einführung einer Bürgerversicherung, bei der dann alle Menschen in eine gesetzliche Krankenversicherung einzahlen, auch die, die das bisher nicht machen, weil sie selbstständig, sehr reich oder Beamte sind. Und so eine Reform wäre dringend notwendig, da das Gesundheitssystem zunehmend in finanzielle Schieflage gerät. SPD, Grüne und die Linke haben das Konzept der Bürgerversicherung in ihrem Wahlprogramm, FDP und CDU natürlich nicht. Also bitte umsetzen nach der Bundestagswahl! [Karl]

16. Ein Artikel auf Deutschlandfunk Kultur stellt die Dokumentarion „Slahi und seine Folterer“ vor, die auf arte lief, am Dienstagabend in der ARD gezeigt wird und auch in den Mediatheken aufgerufen werden kann. Mohamedou Slahi war jahrelang in Guantanamo inhaftiert und wurde dort gefoltert, da er angeblich drei der vier Attentäter von 9/11 rekrutiert haben soll. Mittlerweile ist Slahi auf freiem Fuß, da sich die unter Folter erzwungenen Geständnisse als nicht haltbar erwiesen haben, lebt wieder in Mauretanien und wird in der Doku neben seinen ehemaligen Folterern porträtiert. Ausgesprochen sehenswert! [Karl]

17. Die totale Überwachung schreitet voran, und der Einzelne kann immer weniger dagegen machen, wie man beispielsweise an der Spionagesoftware Pegasus sehen kann. Dieses Ohnmachtsgefühl wird von Sibylle Berg sehr treffend in ihrer Kolumne auf Spiegel Online beschrieben. Macht keine gute Laune, das zu lesen, aber ist eben mittlerweile die Realität – willkommen in der Ohnmacht! [Karl]

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