Interessantes aus KW 12/2022

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Jagoda Marinic spricht in einer Kolumne in der taz ein Phänomen an, das ich auch schon länger beobachte: die zunehmende Unfähigkeit, komplexe Themen auch entsprechend zu diskutieren. Das führt bei immer mehr Menschen zu einem Unverständnis von Geschehnissen, insbesondere in solchen krisenhaften Zeiten wie gerade jetzt. Resultat davon sind laut Marinic dann Verdrängen von Unangenehmem und Passivität. Dabei wäre genau das Gegenteil wichtig. [Karl]

2. In der Süddeutschen Zeitung findet sich ein interessantes Interview mit Leena Simon. Die IT-Beraterin und Netzpolitologin von Digitalcourage erläutert darin, warum sie Google nicht nutzt als Suchmaschine und was an der Datensammelei dieses Konzerns so gefährlich ist. Ein Thema, was uns fast alle betrifft, und zumindest jeder von Euch, der das hier liest, ist ja nun auch im Internet unterwegs. Schön auch noch, dass Simon erklärt, warum die Floskel „Ich hab ja nichts zu verbergen“ kompletter Blödsinn ist. [Karl]

3. Jens Berger kommentiert in einem Artikel auf den NachDenkSeiten recht treffend das Verhalten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der gerade auf Staatsbesuch in Katar war, um dort Gaslieferungen als Ersatz für das Erdgas aus Russland klarzumachen. Dabei verweist Berger sehr zu Recht darauf, dass trotz des völkerrechtswidrigen Einmarsches in der Ukraine Katar wohl doch ein deutlich fieseres und rückschrittlicheres Regime ist als Putins Russland, was er mit zahlreichen Beispielen belegen kann. Wo sind da noch mal die Ideale der Grünen geblieben, was Menschenrechte usw. angeht? [Karl]

4. Künstliche Intelligenz (KI) wird mittlerweile in vielen Bereichen eingesetzt, beispielsweise auch in der Medizin, um dort in der Medikamentenentwicklung für den Menschen gefährliche Nebenwirkungen auszuschließen. Nun haben, wie ein Artikel auf heise online berichtet, Forscher, die genau das machen, einfach mal die Zielsetzung für die KI genau umgedreht. Das Resultat: Innerhalb von sechs Stunden hat die KI die Formeln für 40.000 mögliche Chemiewaffen entwickelt, einige davon bereits bekannt, andere allerdings noch nicht. Wenn solche Daten in die falschen Hände kommen … oder wenn so eine KI das selbstständig entwickelt, um es dann selbst zu nutzen … Meine Skepsis gegenüber dieser Form der Technik ist durch diesen Bericht nicht gerade kleiner geworden. [Karl]

5. 100 Tage ist die neue Bundesregierung nun im Amt, und anlässlich dessen hat Netzpolitik.org mal mit zwei Bundestagspolitikern gesprochen, die das Thema Digitalisierung als Fachgebiet haben, nämlich mit Maik Außendorf (Grüne) und Anke Domseit-Berg (Linke). Was dabei deutlich wird: Es sind durchaus Vorhaben und Bemühungen zu erkennen, die 16 Jahre digitalen Stillstand unter Angela Merkel (CDU) hinter sich zu lassen, allerdings hakt und klemmt es doch noch in vielen Bereichen, vor allem da die Strukturen, wer wofür zuständig sein soll, noch nicht geklärt sind. Bleibt zu hoffen, dass sich hier in nächster Zeit einiges tut, damit Deutschland nicht weiter digitales Entwicklungsland bleibt. [Karl]

6. Es lohnt sich eigentlich immer, Harald Welzer zuzuhören, so auch seinem Kommentar im Stern zum Ukraine-Krieg. Darin äußert er sich nämlich sehr besorgt über die seit einigen Wochen zu beobachtende stete Verbreitung von Kriegsrhetorik und gewaltverherrlichender Sprache. Das Problem dabei ist nämlich, dass so die Sichtweise auf mögliche Lösungen, mit denen ein Ende der Gewalt herbeigeführt werden kann, verstellt wird. Und so suhlen sich gerade viele Medien und Politiker in einer Sprache wie vor gut 100 Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Schön, solche besonnenen und differenzierten Stimmen wie die von Welzer zu lesen – wenngleich sie viel zu selten geworden sind. [Karl]

7. In einem Artikel zum taz lab beschreibt Ute Scheub, wie die Landwirtschaft zum Klimaschutz anstatt zur Klimakatastrophe (was aktuell leider gerade der Fall ist) beitragen könnte: mit Humus. Darin wird nämlich sehr viel CO2 gespeichert, zudem ist das extrem wasserspeichernd und damit ein guter Schutz vor Überschwemmungen. Das Problem: Die industrialisierte Landwirtschaft vernichtet eher Humus, anstatt welchen zu schaffen. Hier böte sich ein sehr guter Ansatz, um durch eine kleinteilige und ökologische Landwirtschaft nicht nur Klima- und Artenschutz zu betreiben, sondern zudem auch noch Nahrungssicherheit herzustellen. [Karl]

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Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

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