Interessantes aus KW 9/2023

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. In einem Newsletter von foodwatch wird ein Problem angesprochen, das uns alle betrifft: der zögerliche Umbau der deutschen Landwirtschaft zu ökologischen und nachhaltigen Produktionsmethoden. Wer nun gedacht hat, mit einem grünen Bundeslandwirtschaftsminister würde sich daran was ändern, der sieht sich (mal wieder) getäuscht, denn Cem Özdemir wählt den für ihn am bequemsten weg und hofft darauf, dass einfach immer mehr Menschen Bioprodukte kaufen werden und deshalb auch mehr Landwirte auf Bioanbau umstellen. Leider sprechen die Zahlen dazu eine andere Sprache und zeigen, dass Özdemir wohl nur keine Lust (oder Courage) hat, sich mit Bauernverbänden und der Lebensmittelindustrie anzulegen. [Karl]

2. Die Aussagen von Angela Merkel, dass die Minsker Abkommen gar nicht deswegen geschlossen wurden, um den Bürgerkrieg in der Ukraine zu befrieden, sondern um der Ukraine Zeit zur Aufrüstung zu geben, wurden hierzulande von vielen Medien ja als eine Art Versprecher ausgelegt. Tja, und nun hat der damalige französische Präsident François Hollande genau diese Aussage noch mal bestätigt. Dass diese offensichtliche intransparente Lüge bei einem Vertragsabschluss nun die Glaubwürdigkeit des selbsternannten „Wertewestens“ massiv untergräbt, stellt Roberto De Lapuente in einem Artikel im Overton Magazin dar. [Karl]

3. Und noch was zum Ukraine-Krieg: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wollte bei den Vereinten Nationen eine Resolution durchbringen, in der Russland als Aggressor verurteilt wurde. Das wurde nur leider nichts, denn zum einen wurde der Text dieser Resolution erst noch einmal entscheidend entschärft, wie ein Artikel in der jungen Welt berichtet, und zum anderen haben zwar 140 Länder zugestimmt, aber einige sind gar nicht erst erschienen, andere haben sich enthalten, und zwar solche Länder, die insgesamt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren. Bezeichnend, dass darüber weder vonseiten der Bundesregierung noch von den meisten deutschen Medien entsprechend transparent berichtet wird. [Karl]

4. Wenig Überraschendes tut sich gerade auf dem Digitalmarkt: Die sich immer mehr monopolisierenden Anbieter von Dienstleistungen führen kostenpflichtige Funktionen ein oder erhöhen die Preise. Twitter hat damit angefangen, nun zieht Meta (Facebook und Intergram) nach, wenn auch zunächst testweise in Australien und Neuseeland, wie aus einer Meldung in der taz hervorgeht. Und auch Streamingdienste werden wohl in absehbarer Zeit von ihren Niedrigpreisangeboten abrücken. Klar, wenn die Konkurrenz erst mal ausgemerzt wurde, dann haben die Kunden ja auch keine Wahlmöglichkeiten mehr und müssen so was schlucken. War irgendwie ziemlich absehbar … [Karl]

5. Der rechtslastige Videoblogger Niklas Lotz macht sich selbst gern zum Opfer von angeblichen Morddrohungen – und bittet seine Follower regelmäßig um Spenden, damit er gegen die „Bösewichte“ juristisch vorgehen könne. Das Problem dabei: Einige der dort Erwähnten, die Lotz angezeigt haben will, wissen gar nichts davon, haben also gar keine Strafanzeige erhalten, wie aus einem Artikel auf t-online hervorgeht. Da nutzt jemand offensichtlich die Hasskultur, die sich in sozialen Medien leider verbreitet hat, um damit ordentlich Kasse zu machen und wenig reflektierten Zuschauern Kohle aus dem Kreuz zu leiern. Na ja, wundert mich bei Lotz‘ politischer Ausrichtung irgendwie auch kein bisschen. [Karl]

6. Zwar schon von Ende Januar, aber dennoch sehr interessant, weswegen ich das hier mal aufführe: In einem Artikel der jungen Welt befasst sich Stefan Heidenreich mit den sogenannten Twitter-Files, die beschreiben, in welch umfassender Art und Weise US-Geheimdienste die politische Meinungsbildung auf Twitter beeinflussen. Das Perfide daran: Die Nutzer merken nichts davon, und es muss wohl davon ausgegangen werden, dass auch andere soziale Medien derart von Geheimdiensten beeinflusst werden. Was mal wieder zeigt, dass derartige Kommunikationsinfrastruktur in öffentliche und demokratisch kontrollierte Hände gehört! [Karl]

7. Sebastian Erb befasst sich in seiner Kolumne in der taz mit dem aktuellen Gatronomiephänomen der Bowls. Das sind in Schüsseln angereichte Mahlzeiten mit exotischen Namen, die vor allem nicht richtig satt machen und dafür in der Regel recht überteuert sind. Auf pointierte Art und Weise beschreibt Erb den Unsinn dieser Dinger, wenn man tatsächlich in der Mittagspause Hunger hat und was Vernünftiges auf dem Tisch haben möchte. Bleibt zu hoffen, dass die Bowls sich nicht noch weiter ausbreiten. [Karl]

8. Wie sehr unser Lebensstil Menschen in anderen Teilen der Welt krank macht, wird überdeutlich am Fast-Fashion-Bereich. Die Billigklamotten, die oft nur wenige Wochen getragen werden, sind nicht nur in puncto Herstellung katastrophal, sondern werden auch bei der Entsorgung zum Problem. So berichtet ein Artikel des RedaktionsNetzwerks Deutschland darüber, wie die alten Textilen nach Ghana exportiert werden, dort zunehmend aufgrund ihrer mangelhaften Qualität nicht mehr recycelt werden können und so zum Umweltproblem werden. Ach ja: Die Lebensgrundlage von vielen Menschen dort wird ganz nebenbei auch noch zerstört. [Karl]

9. Antje Vollmer war lange Zeit in wichtigen Ämtern bei den Grünen tätig und auch Bundestagsvizepräsidentin. In einem lesenswerten Essay in der Berliner Zeitung erläutert sie nun, warum sie auch in diesen Zeiten, in denen ihre Parteigenossen lautstarkes Kriegsgetöse verbreiten, Pazifismus als einzig gangbaren Weg erachtet. Dazu wirft sie einen historischen Blick zurück, der einem beim Verständnis der aktuellen geopolitischen Situation hilft. Wie schön wäre es, wenn solche klugen Stimmen bei den Grünen nicht mehr nur eine Randerscheinung wären. [Karl]

10. Wenn Privateigentum zugunsten der Allgemeinheit enteignet werden soll, dann krakeelt die FDP ja stets, dass das die Freiheit untergraben und nicht zur Marktwirtschaft passen würde. Außer es geht dabei um Enteignungen für den Bau von Autobahnen. Dann haben die FDP-Heuchler damit gar kein Problem, wie Jasmin Kalarickal in einem Artikel in der taz feststellt. Klar, die Autoindustrie zahlt dann eben wohl doch noch etwas besser als andere private Landeigentümer. Womit mal wieder deutlich wird, dass das einzige politische Konzept der FDP ist, sich selbst meistbietend zu verhökern. Braucht echt niemand, diese Kaspertruppe. [Karl]

Print Friendly, PDF & Email

Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

Schreibe einen Kommentar