Schon mal etwas vom „Global Terrorism Index“ gehört? Da haben sich amerikanische Einrichtungen zusammengetan, um die terroristischen Aktivitäten weltweit (124 Länder) zu erfassen und ein Ranking zu erstellen. Es gibt auch ein schönes Beispiel, wie sich die Punktevergabe im Einzelnen zusammensetzt. Was mich dabei aber besonders interessieren würde: Wer legt wie fest, was ein „terroristischer Anschlag“ eigentlich ist?
Da haben wir also die USA, die in den vergangenen Jahren mehr Menschen getötet haben als weltweit alle Bombenanschläge von radikalisierten Terroristen zusammengenommen. Sie töten ohne Gerichtsverhandlung oder ohne direkt bedroht zu werden (ob mit Drohnen oder dem Geheimdienst), fallen ohne NATO-Mandat militärisch in Länder ein und foltern weltweit in ihren geheimen „black sites“. Ist das nicht Terror?
Wie die Ärzte es so schön besangen: „Gewalt erzeugt Gegengewalt – hat man dir das nicht erklärt?“ Wenn wir also schon nicht die Toten durch direkte Angriffe der USA als Terroropfer zählen, dann können wir uns vielleicht mal überlegen, woher wohl der sprunghafte Anstieg im Global Terrorism Index kommt? Im Spiegel finden sich ein paar deutsche Zeilen zu besagtem Index, die (aus dem Originalbericht) die US-Außenpolitik dafür verantwortlich machen. Das ist kein Wunder, wenn ein Großteil der Anschläge sich gegen eben diese Kriegsbesatzer (USA) im eigenen Land (Irak, Afghanistan) richten.
Wenn man uns hier jahrelang Bomben auf die Köpfe wirft und alle möglichen Gruppen mit Waffen versorgt, dabei unverhältnismäßig viele „Unschuldige“ umbringt (hier), dann würden sicher auch hier die Leute nicht nur Diskussionsrunden bilden. Die Terroranschläge in Europa sind meist von vorbestraften und kriminellen Radikalen verübt, die nichts mit religiösem Glauben zu tun haben. Diese machen einen verschwinden geringen Anteil am „Terror“ in besagtem Index aus, denn was hier im Bericht als Terror dargestellt wird, haben wir im Zweiten Weltkrieg Widerstand genannt (siehe z. B. „Weiße Rose“).
Um das noch einmal klarzustellen: KEINE, absolut keine einzige Tötung/Ermordung kann oder sollte als gerechtfertigt angenommen werden, denn der Wert des Lebens steht über allem. Ich verurteile jede Art von Terror und halte Diplomatie für den einzigen bestreitbaren Weg. Ob jemand für uns „Terrorist“ oder „Freiheitskämpfer“ ist, legt nur unsere Parteilichkeit und Voreingenommenheit fest (oder die Medien tun das für uns), dabei bleibt ein Mord immer ein Mord.
Noch eine Anmerkung zum Verständnis des Textes: Wenn ich schreibe „die USA“, dann meine ich die Regierung und deren Handeln. Es ist weder ein einzelner Präsident noch das ganze Volk damit gemeint.