Transformation passiert häufig schrittweise und nicht durch eine Revolution. Viele Dinge in unser aller Leben ändern sich und die Veränderungen geben manchen Menschen auch Grund zur Hoffnung: Autos fahren elektrisch, der Konsum von BIO-Produkten steigt seit Jahren und in vielen Ländern setzen sich demokratische Prozesse durch. Aber was ist, wenn all diese Veränderungen keine wirklichen Entwicklungen sind, sondern nur ein Verschieben der Probleme? So scheint es mir bei vielen, grundlegenden Dinge zu sein.
Autor: Dirk
Den müsste man einfach abknallen!
So höre und lese ich es in den vergangen zwei Monaten häufig, und natürlich gilt das dem „Satan Putin“. Und ich verstehe das auch, scheint zumindest bei unseren „amerikanischen Freunden“ kein Problem zu sein, eine Gerichtsverhandlung zu umgehen und einfach Selbstjustiz walten zu lassen (Osama Bin Laden, Saddam Hussein …), und die „Lösung“ scheint so schön einfach und endgültig! Nur wer das ernsthaft fordert, der unterscheidet sich nicht von den George W. Bushs, Vladimir Putins, Baschar al-Assads oder Xi Jinpings dieser Welt! In Deutschland machen sich aktuell die Reichsbürger daran, die gewählte Regierung mit Gewalt zu entfernen, und es gibt eine laute Minderheit, die sogar jedem Flüchtling das „Absaufen!“ wünschen, was nicht weniger menschenverachtend ist als Selbstjustiz.
Oeconomia
Die meisten Menschen haben keine oder sehr veraltete Vorstellungen davon, wie Geld entsteht. War früher einmal das Drucken von Geld von den Goldreserven eines Landes abhängig, so kann mittlerweile jede Kreditbank Geld aus dem Nichts erschaffen, indem sie Kredite vergibt. Das Dilemma ist eigentlich klar, wenn man darüber auch nur zwei Minuten nachdenkt: Das so erschaffene Geld muss mit Zinsen zurückgezahlt werden, aber woher kommt dieses Geld? Das geht, gesamtwirtschaftlich betrachtet, nur: indem woanders Kredite aufgenommen werden! Das bedeutet, die einzige Option die Wirtschaft am Laufen zu halten, sind zunehmende Verschuldung, weiter und immer weiter, und Wachstum ohne eine Wachstumsgrenze.
Unser Leben als Objekt
Seit Tagen trage ich eine Satz in mir: „Konsum mach duum!“ Das ist einfach, das ist plakativ … das ist alles, was wir zu sein scheinen. Die Menschen rennen umher, haben Bilder von ihrer Umwelt und sich selbst im Kopf, die ihnen durch TV, Internet und Werbung vermittelt werden, und daran wird die Realität bemessen – leider. Wir orientieren uns an falschen Idolen, die sich als austauschbare und oberflächliche Projektionsfläche entpuppen, wenn wir nur einmal den Mut und die Offenheit haben, uns die Person hinter dem oberflächlichen Bild anzusehen (ja, auch Models und Schauspieler:innen haben Pickel und Probleme mit dem Selbstwertgefühl). Es ist so schön einfach, sich etwas zu kaufen und sich damit aufzuwerten! Wenn ich 100 kg zu viel wiege (um dem gesellschaftlichen Ideal zu entsprechen), dann lasse ich mir lieber die Nägel aufwendig machen, renne wöchentlich zum Hairstylisten und kaufe mir ein iPhone, um das Bild von mir aufzuwerten. Ein zweifelhafter Mehrwert.
NWO, wenn schon, denn schon!
Eine neue Weltordnung, diese Idee hatten schon viele Visionärinnen und Visionäre. Wenn es um ein Weltbild geht, dass einige Gruppen bevorzugt und andere entsprechend benachteiligt oder sogar auslöschen möchte, dann kamen diese Visionen meistens von Männern, die um ihren (nach ihrer Meinung geburtlich vorbestimmten) Status fürchten. Auch in Deutschland sind die es oft Reichsbürger, die letzten Endes nichts anderes wollen als einen Freifahrtschein für sich ohne Rücksicht auf die Gesellschaft (oder um es mit den Worten von Margaret Thatcher zu schreiben: „No Such Thing as Society“). Erinnert an den Adel im Mittelalter, ist im Prinzip auch genau das: Privilegien für mich, und der Rest soll halt sehen, dass er mir nicht auf die Nerven geht.
Das akkumulierte Leben
Wenn wir jung sind, dann beginnt es oft mit der Ansammlung von Klebeheften voller Fußball- oder Pferdestickern, mit immer mehr Playmobil oder Lego, mit dem Sammeln von Yu-Hi-Ho oder Magic the gathering oder auch Barbie und Autos von Hotwheels. Jede neue Anschaffung ist das aktuelle Schmuckstück, und je mehr ich habe, desto größer und vollständiger fühlen sich die kleinen Sammler:innen. Heute hat sich diese Akkumulation von Dingen längst auch auf die virtuelle Welt ausgedehnt, und es sind Skins, Pokale, Gems, Coins und Levels, die gesammelt und ungebremst angehäuft werden. Nicht selten investieren Kinder jahrelang ihr gesamtes Taschengeld in virtuelle Güter.
Treiben am sonntäglichen Morgen …
… ich bin müde, die egoistischen Partygänger:innen habe die halbe Nacht in Ottensen herum geschrien, sinnige Dinge wie „Wooooooo!“ und „Yeahhhhhhh!“, lassen alle Menschen an ihrem mitternächtlichen und späteren Treiben Teilhaben. Ich habe nur nicht das Gefühl, dass es im Sinne von sozialem Teilen stattgefunden hat, sondern eher im Sinne von egoistischem treiben lassen. Um kurz nach 2 Uhr geht jemand mit seinem Hund in den Garten (der ausgeschildert ist, ein Spielplatz, keine Hunde zugelassen), der Hund bellt irgend etwas an … und bellt, und bellt … Besitzer:in scheint nicht bestrebt diesem Treiben ein Ende zu setzen und ich denke mir meinen Teil, was ich dazu gerne aus dem Fenster brüllen möchte, doch ich möchte die Nachbar:innen nicht stören, die ich damit wecken würde.
Buchtipp: Wer beherrscht die Welt?
Wer Noam Chomsky kennt, der weiß um dessen kritische Haltung gegenüber Herrschaftsstrukturen, gerade auch in seiner Heimat, den Vereinigten Staaten von Amerika. So untersucht er in seinem 2017 erschienenen Buch die globalen Verwerfungen der amerikanischen Politik und stellt damit insbesondere die Wertevorstellungen und (Un-)Ethik der USA infrage. Und so viel kann ich an dieser Stelle schon verraten: Die kommen nicht gut weg … zu Recht!
Wissen ist eine Form der Vergangenheit
Das Internet ist ein Multiplikator für so viele Dinge, denn es hat unseren Ereignishorizont mal eben ins Globale verschoben (was vorher nur in Ausschnitten über das Fernsehen und die Zeitungen der Fall war). So ist es auch mit der Meinung: Sie wird auf vielen Kanälen kundgetan, und die (un)sozialen Medien bieten neben Blogs und Foren reichlich Raum und entsprechende Vielfalt. Was aber scheinbar immer wieder in Vergessenheit gerät, ist die einfache Tatsache, dass „Wissen“ sich auf die Vergangenheit bezieht. Es ist eigentlich einfach, denn wissen kann man nur, was bereits passiert ist, alles andere ist und bleibt spekulativ. Das wird aus meiner Sicht nicht wirklich so gelebt, wenn ich sehe, wie viele Expert:innen es auf den verschiedenen Plattformen (inkl. TV und Radio) so gibt. Sämtliche Meinungen, die heute noch richtige Prognosen sein könnten, werden morgen von der Realität eingeholt, egal wie logisch oder emotional sie zustande gekommen sind.
Offener Brief: Einknicken vor Putin? | Gert Scobel
Text unter dem Video: „Waffenlieferungen an die Ukraine – ja oder nein? Die Verfasser:innen des offenen Briefes an Olaf Scholz sind dagegen. Und hoffen auf baldigen Frieden. Gert Scobel argumentiert, warum wir vor Putin nicht einknicken dürfen. Gert Scobel bezieht sich auf ein „Handbuch zum Völkermord“, wie der Historiker Timothy Snyder einen Artikel bezeichnete, den die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti veröffentlichte. Nach der Lektüre dieses Textes steht zu befürchten, dass die derzeitige Kremlführung getrieben ist von einem nationalen Willen zur Macht und Umwälzung der Welt. Der Wunsch nach Frieden ist ein guter und richtiger Wunsch. Gerichtet als Forderung in einem offenen Brief an den Bundeskanzler bleibt er wirkungslos.“