Interessantes aus KW 24/2018

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Ungleichheit, eines der Themen unserer Zeit. Die 44-minütige Dokumentation „Ungleichland – Wie aus Reichtum Macht wird“ im ARD bietet eine Menge Stoff zu diesem Thema und zeigt diverse Akteure aus dem Bereich der Forschung, aber auch sogenannte Superreiche. Zwischen den Zeilen wird klar, wie egoman das Verhalten der letzten Gruppe gegenüber der Gesellschaft ist und mit welcher Skrupellosigkeit da vorgegangen wird. Diese Doku ist kein Fest der Empathie, aber mit einer Menge wichtiger Fragen … [Dirk]

2. Wer als Vegetarier (oder auch sonst gern) Tofu isst, der sorgt dafür, dass der Regenwald abgeholzt wird, um Soja anzubauen. Das ist zumindest eine gängige Argumentation von passionierten Fleischessern, wenn sie auf die Folgen ihrer Ernährung für die Umwelt angesprochen werden. Ein Artikel der Albert Schweitzer Stiftung zeigt auf, dass es nicht ganz so einfach ist, denn der Großteil vom in Regenwaldgebieten angebauten Soja wird zu Tierfutter für die industrielle Landwirtschaft verarbeitet. Interessante Zahlen und Infos rund um eine wichtige Nahrungspflanze! [Karl]

3. Harald Welzer, zum Ersten: In einem Gastbetrag für die Zeit setzt sich der Sozialpsychologe mit dem Phänomen der immer offener zutage tretenden Menschenfeindlichkeit in Deutschland auseinander. Dabei macht er dies sinnvollerweise nicht nur an der AfD fest, sondern eben auch an anderen öffentlichen Akteuren, die aus unterschiedlichsten Gründen menschenfeindliche Ressentiments befeuern. So kommt es dann zu der Absurdität, dass trotz sinkender Kriminalitätszahlen sich immer mehr Menschen unsicher fühlen und deshalb nach Sündenböcken dafür suchen. Gute Analyse! [Karl]

4. Harald Welzer, zum Zweiten: Wer mal eines seiner Bücher gelesen hat, weiß ja, dass Welzer gern Dinge in einen größeren Zusammenhang stellt, und genau das macht er auch in einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung. Hier bringt er Klimawandel, Kriege und gewalttätige Konflikte, Fluchtursachen sowie Kapitalismus zusammen und zeigt auf, dass man diese Phänomene nicht gesondert betrachten darf, auch wenn nicht immer gradlinige Kausalitäten zwischen ihnen bestehen. Eine Lösung hat er auch parat: ein großes globales Wiederaufforstungsprogramm, dass zwar viel Geld kosten würde, aber immer noch weniger, als zurzeit schon für die Behebung der Folgen von Extremwetter reignissen wie Hurrikanen ausgegeben wird. [Karl]

5. In einem Artikel auf neulandrebellen befasst sich Roberto J. De Lapuente mit dem kürzlich über die Bühne gegangenen Parteitag von Die Linke. Und sein Fazit fällt nicht gerade positiv aus, denn er bemängelt zu Recht, dass eine dermaßen starke Fokussierung auf das Thema Einwanderung dort stattgefunden hat, dass sich die Partei auf diese Weise garantiert nicht so darstellt, als würde sie Angebote für diejenigen haben, die im Niedriglohnsektor schuften, mit Hartz IV nicht mehr über die Runden kommen oder dank Altersarmut ihre Miete nicht mehr zahlen können. Auf diese Weise erfüllten die Delegierten leider genau das Klischee, was der Linkspartei eben immer anhaftet: ein zerstrittener Haufen von Intellektuellen zu sein, die abgehoben von der Realität der Menschen debattieren. Schon traurig … [Karl]

6. Politik verkommt immer mehr zum Theaterspiel: Selbstdarstellung und populistischer Stimmenfang, aber Inhalte fehlen. Die etablierten Parteien verlieren Stimmen an die Populisten, weil sie den Mächtigen und Reichen in den Hintern kriechen, und anstatt ihre eigenen Positionen zu überdenken, verhalten Sie sich wie Kids, die auf YouTube berühmt werden wollen, bestenfalls Symbolpolitik. Das hat Christoph Süß aus meiner Sicht in zwei Beitrag auf quer (BR) gut widergespiegelt: das Treffen von Donald und Kim und die finanzielle Unterstützung für häusliche Helfer. [Dirk]

7. Passend dazu ein siebenminütiger Bericht bei ZAPP (NDR) über die Selbstdarstellung von Donald Trump und dem Einfluss von Fox News. Wie im vorherigen Beitrag von quer (BR) wird auch hier die Realität zur Parodie kaum unterscheidbar. Es ist so paradox, wie die Populisten die öffentlich-rechtlichen Sender diffamieren und als „Staatsfernsehen“ bezeichnen, um diese Sender dann über Steuern zu finanzieren und so den eigenen Einfluss zu nutzen, um wirklich Staatsfernsehen zu betreiben (siehe z. B. Ungarn). Lächerlich, aber es funktioniert scheinbar bestens mit uns leicht zu manipulierenden Lämmern, und am Ende bekommen die Flüchtlinge die Schuld auch dafür. [Dirk]

8. Berechtigte Zweifel an den vermeintlichen Vorgängen am Bremer BAMF äußert Panorama3 (NDR) in einem knapp 13-minütigen Bericht. Viele der Vorwürfe sind haltlos oder einfach komplett falsch ausgelegt. Wollte man die Chefin des BAMF loswerden? Bedurfte es einer Nebelkerze bis zum Start der WM? Oder hat die Berichterstattung einfach nur versagt? Es ist ein bisschen wie mit Russland: viele scheinbar offensichtliche Vorwürfe, aber mit logischen Schwächen und fehlenden Beweisen für die Thesen (und nö, ich halte Putin nicht für einen „lupenreinen Demokraten“, wie Alt- und Konzernlakei Schröder ihn nannte). [Dirk]

9. Die AfD hatte auch in der vergangenen Woche mal wieder eine ausgesprochene Dämlichkeit zu bieten: So berichtet ein Artikel im neuen deutschland, dass Landtagsabgeordnete der Rechtspartei auf einem interfraktionellen Treffen die Forderung formuliert haben, dass „die Antifa“ als terroristische Vereinigung eingestuft und verboten werden sollte. Dass es eine homogene Vereinigung Antifa gar nicht gibt, sondern dass sehr viele unterschiedliche Gruppierungen darunter zusammengefasst werden, und dass es die Rechtsextremisten mit der Wahrheit bei ihrer Begründung auch mal wieder nicht so genau genommen haben, ist schon wieder mal bezeichnend genug für die AfD, dass derartiger dummpopulistischer Mist allerdings dann von Medien wie dem MDR einfach unkommentiert so weitergetragen wird, wie ein Artikel auf BILDblog. berichtet, ist dann schon eine andere Hausnummer. [Karl]

10. Skripal? Da war doch was … Ach ja, der Doppelagent, der auf britischem Boden von Russland mit Nervengas attackiert wurde, das gab ja mächtig viel Aufregung vor einigen Wochen. Nun ist gerade ein neuer Bericht zum Stand der Ermittlungen von der britischen Polizei veröffentlicht worden, wie ein Artikel auf Telepolis berichtet. Und die Erkenntnisse sind aus Sicht der britischen Regierung (und der anderen Regierungen, die aufgrund des Vorfalls sogleich russische Diplomaten ausgewiesen haben) ausgesprochen ernüchternd: In dem Bericht wird Russland nicht einmal mehr erwähnt, und es bleiben vielmehr sehr viele Fragen offen: Warum hat das Gift Nowitschok nicht tödlich gewirkt? Warum werden die Opfer des Anschlags, die mittlerweile wieder genesen sind, vor der Öffentlichkeit versteckt? Mit riesigem personellen und finanziellen Aufwand wurde bisher ermittelt – und es gibt nichts an Ergebnissen. Was für eine Farce! [Karl]

11. Alexander Gauland von der AfD hat mal wieder gezielt provoziert, indem er die Zeit des Nationalsozialismus als „Vogelschiss“ in der tausendjährigen deutschen Geschichte bezeichnete. Anstatt sich nun einfach plump darüber zu echauffieren (was Gaulands Intention gewesen sein dürfte), nimmt sich Christian Stöcker in seiner Kolumne auf Spiegel Online nun mal der mit spitzer Feder der vermeintlich glorreichen deutschen Geschichte an – und stellt fest, dass diese eben gerade nicht immer so richtig super war. Dazu listet er dann auch noch sarkastisch seine deutschen „Lieblingserfolge“ auf. Touché! [Karl]

12. Fatma Aydemir findet in ihrer Kolumne in der taz passende Worte zum medialen Trubel bezüglich der Ermordung der 14-jährigen Susanna F., die aller Voraussicht nach von dem Flüchtling Ali B. umgebracht wurde. Der Fall wurde natürlich von AfD und ihren medialen Buddys von BILD und Co. aufs Ekligste ausgeschlachtet. Dabei sollte man nur berücksichtigen, dass derartige Femizide immer nur dann in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, wenn der Täter kein Weißer ist. Dieses rassistische Märchen vom „schwarzen Mann, der die weißen Frauen schänden will“, erlebt also leider gerade wieder eine Renaissance – und ist zugleich auch noch sexistisch, da es die Frauenmorde von deutschen Tätern verharmlost. Aber Sexismus und Rassismus gehen im rechten Spektrum ja eh fröhlich Hand in Hand. [Karl]

13. In seiner Kolumne auf Spiegel Online geht Georg Diez hart mit den deutschen Fernseh-Talkshows ins Gericht: Nicht nur, dass diese durch ihre einseitige Themenfixierung einen erheblichen Anteil am Rechtsruck haben, so ist dieses Format mit den ewig gleichen Gästen, denen es nicht um argumentativen Austausch, sondern um Rechthaberei geht, doch ausgesprochen vorgestrig. Neue Formate, die einen emanzipierten politischen Austausch von Bürgern fördern, müssten her – doch ich fürchte, dass genau das eben gar nicht gewollt ist. [Karl]

14. Victor Orbán dreht in Ungarn weiter auf dem Teller und schafft demokratische und rechtsstaatliche Strukturen ab, um sie durch oligarchisch-kleptokratische zu ersetzen und nebenbei noch den Sozialstaat zu schleifen, wie ein Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik berichtet. Und das mitten in der EU. Und als Teil der Europäischen Volkspartei (EVP), zu der auch die CDU/CSU gehört. Sein Vehikel, um dafür in erster Linie bei der Bevölkerung Stimmen zu sammeln: Fremdenfeindlichkeit. Wenn wir nach Ungarn schauen, dann dürften wie sehen, was uns hier in den nächsten Jahren erwartet, wenn die Unionsparteien (zumal unter dem Einfluss der AfD) weiterhin die politische Richtung bestimmen. Gruselig! [Karl]

14. Ein Artikel auf Pinkstinks befasst sich mit einem ausgesprochen unappetitlichen Phänomen unserer Zeit: dem ironischen Sexismus. Gerade in der Werbung findet dieser Anwendung, wenn sexistische Klischees bedient, aber dabei so überzeichnet werden, dass man bei Kritik sagen kann: „Ach, was seid ihr humorbefreit!“ – und im Zweifelsfall darauf beharrt, dass das doch offensichtlich alles nicht so gemeint sei. Das ist alles andere als harmlos, da es nämlich letztlich (nicht nur übers Framing) reaktionär-chauvinistische Weltsichten und Rollenmodelle bestärkt. Ekliger Trend! [Karl]

15. Irgendwie war es ja schon immer klar, jetzt wurde es durch die Studie „The Missing Profits of Nations“ belegt, wie ein Artikel des Blogs OXI berichtet: Transnationale Konzerne verschieben 40 Prozent ihrer Gewinne in Steueroasen und bescheren damit insbesondere Entwicklungsländern und EU-Staaten etliche Milliarden an Minuseinnahmen. Leider unternehmen Politik und Steuerbehörden so gut wie nichts gegen diese Praxis – teils, weil das keinen Erfolg versprechen würde, teils bestimmt auch, weil sie es nicht wollen. Was man mit dem so den Staatshaushalten entgangenen Geldern Sinnvolles machen könnte, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, oder? [Karl]

16. In einem Artikel in der taz wird beschrieben, wie nach einem Sturm die pestizidbelastete Abdrift eines konventionellen landwirtschaftlichen Betriebes die Ernte von benachbarten Biobauern vernichtet. So was kommt anscheinend häufig vor in Deutschland, zumal bei den zunehmenden extremen Wetterereignissen, in diesem Fall eben Sandstürmen. Dabei erfährt man auch einiges über das Prinzip der „Solidarischen Landwirtschaft“ (Solawi), bei dem Endverbraucher eine festen Betrag an die Landwirte überweisen, um dann in den Genuss von Biolebensmitteln direkt vom Hof zu kommen. Und dieses Solawi-Prinzip ist es auch, was den im Artikeln geschilderten jungen Biobauern erst mal das Überleben sichert. [Karl]

17. Das kommt davon, wenn man Wahlversprechen von Rechtsextremisten glaubt: Im letzten Jahr, als sie noch in der Opposition war, positionierte sich die österreichische Rechtsaußenaprtei FPÖ noch eindeutig gegen das Freihandelsabkommen CETA zwischen der EU und Kanada – auch weil man wusste, dass man so bei vielen Wählern punkten konnte. Mittlerweile in Regierungsverantwortung, stimmt die FPÖ geschlossen für CETA, wie ein Artikel auf Kontrast.at berichtet. Je weiter rechts, desto konzernfreundlicher – das gilt halt nach wie vor. Hätten die Österreicher ja auch wissen können, bevor sie zu Wahl gegangen sind. [Karl]

18. Kapitalismus tötet – unter anderem auch aufgrund der Tendenz, alles Märkten und dem dort vorherrschenden rein wirtschaftlichen Denken zu überlassen. Das führt dann dazu, wie ein Artikel im Tagesspiegel berichtet, dass keine Herzschrittmacher mehr für Babys hergestellt werden – weil es sich eben einfach nicht mehr lohnt, da diese extrakleinen Geräte nur sehr selten bei angeborenen Herzfehlern zur Anwendung kommen. Zukünftig können deshalb lebensrettende Operationen nicht mehr durchgeführt werden – wie sich da dann wohl die Eltern fühlen werden, wenn sie wüssten, dass ihre Kinder eigentlich vom rein medizinischen Gesichtspunkt her hätten gerettet werden können? [Karl]

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