Interessantes aus KW 28/2019

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Nun ist das, was man als interessierter Mensch schon seit Längerem weiß, auch bis zu den Massenmedien vorgedrungen: Ein Artikel auf Spiegel Online berichtet, dass der Ölkonzern ExxonMobil schon 1982 sehr genau wusste, welche verheerenden Auswirkungen das Verbrennen fossiler Energieträger auf das Weltklima haben würde. Das Resultat war dann allerdings nicht, ein neues, weniger schädliches Geschäftsmodell zu entwicklen, sondern dieses Wissen möglichst zu unterdrücken und eine großen PR-Kampagne zu starten, die genau das Gegenteil behauptet. Das dürfte wohl irgendwann zumindest retrospektiv als eines der größten Verbrechen aller Zeiten in die Menschheitsgeschichte eingehen. [Karl]

2. Die Ökonomisierung tritt für jeden neuen Trend früher oder später in Kraft: Ob nun Lifestyle-Produkte, Ernährungstrends oder selbst traditionelle Körpergymnastik wie Yoga und Co. Nun berichtet WELTSPIEGEL (ARD) in einem siebenminütigen Beitrag, wie in den USA die Einnahme von sogenannten Mikrodosen von LSD (sehr kleine Mengen) die Kreativität und Leistungsfähigkeit steigert und dies ebenfalls bereits ökonomisch ausgeschlachtet werden soll (obgleich LSD in den USA verboten ist). Die Behandlung von Psychosen und die Unterstützung bei Verhaltenstherapien ist mir LSD schon lange in der Erprobung und wird vonseiten der Medizin oft bestätigt. Aber sobald die Großkonzerne darin eine ökonomische Option sieht, wird es sicherlich bald auch Gesetze für die Einnahme von Mikrodosen geben. [Dirk]

3. Roberto J. De Lapuente beschreibt in einem Artikel auf neulandrebellen anhand des Beispiels „Blablabus“, wie ungeeignet der stets viel gepriesene Markt ist, wenn es darum geht, Klimapolitik zu gestalten. Dass nun nämlich tatsächlich ein Angebot existiert, für 99 Cent per Bus quer durch Deutschland zu fahren, mag der kranken Marktlogik entsprechen – dem Verstand all jener, die wissen, dass Verkehr eher von der Straße weg als zusätzlich dorthin gebracht werden sollte, widerspricht das in jedem Fall vehement. [Karl]

4. Rechte Kreise machen gerade in sozialen Medien ordentlich Stimmung gegen Geflüchtete, indem dort Videos verbreitet werden von Tumulten in Schwimmbädern, die von offensichtlich südländisch aussehenden Menschen ausgehen. Ein Artikel auf Mimikama klärt nun, was es damit auf sich hat – nämlich mal wieder nichts. Das eine Video ist bereits von 2014, das andere stammt aus Israel. Aber leider gibt es immer noch genug minderreflektierte Leute, die so was dann einfach glauben und auch noch weiterverbreiten. [Karl]

5. Rechtsextremismus bei der Polizei ist leider immer wieder ein Thema. Hier zwei weitere „Einzelfälle“ (da strukturelle Probleme ja nach wie vor stets abgestritten werden): Laut einem Artikel in der taz sind drei Polizeischüler bei einem Basketballspiel durch „Sieg heil“-Rufe aufgefallen. Das Verfahren läuft zwar noch, aber dennoch sind die drei nun nach Ablauf ihrer Ausbildungszeit in ein Beamtenverhältnis auf Probe übernommen worden. Sieht nicht eben nach einem konsequenten Vorgehen gegen rechte Tendenzen in der Polizei aus, oder? Ein bisschen weiter ist da schon ein Bundespolizist, von dem eine Meldung in Die Rheinpfalz berichtet: Dieser ist nicht nur Mitglied der AfD, sondern auch als Redner auf einer Demonstration des rechten „Frauenbündnisses Kandel“ in Erscheinung getreten – was (man ist versucht zu sagen: natürlich) keinerlei disziplinarischen Konsequenzen haben wird. [Karl]

6. Als ein ICE von Frankfurt nach Hamburg wegen der Entschärfung einer Weltkriegsbombe Verspätung hatte, wurde Folgendes im Zug durhcgesagt: „Liebe Fahrgäste, unser Zug hat wegen der Entschärfung einer Bombe, die die Westalliierten auf die unschuldige Bevölkerung Frankfurts abgeworfen haben, zur Zeit fünfundvierzig Minuten Verspätung.“ Eine Bahnkundin, die dies zunächst im Zug und später auf der Facebook-Seite der Deutschen Bahn monierte, erlebte daraufhin einen Shitstorm von AfD-Jüngern, Pegidioten und anderen Rechten. Deutliche Worte für diesen unglaublichen Vorfall und die widerwärtigen Reaktionen darauf findet Gerrit Wustmann in einem Artikel auf Telepolis. Es wäre wünschenswert, solche klaren Statements öfter zu hören, anstatt diesem braunen Pack mit Verständnis zu begegnen. [Karl]

7. Lobbyismus ist zumeist ein schmutziges Geschäft, und zuweilen auch im wahrsten Sinne des Wortes. So bei den Lebensmittelkontrollen von Gastronomiebetrieben. Deren Resultate werden nämlich nicht veröffentlicht, was sowohl die Betreiber von sauber geführten Restaurants als auch die Lebensmittelkontrolleure als nicht sinnvollen Zustand empfinden. Ein knapp neunminütiger Bericht von Frontal 21 (ZDF) zeigt nun, wie die NGO foodwatch ein Portal eingerichtet hat, um solche Prüfberichte öffentlich zu machen. Der Gastro-Lobbyverband DEHOGA läuft Sturm dagegen, die Politik bleibt weiterhin untätig – und das Beispiel Norwegen zeigt, wie gut mehr Transparenz in diesem Bereich funktioniert. [Karl]

8. Ein bisschen aktuelle Philosophie von Richard David Precht lief mir bei YouTube (shame on me) über den Weg, die ich als empfehlenswert hier platzieren möchte. Zuerst ein 16-minütiges Interview über künstliche Intelligenz im Rahmen eines journalistischen Experiments, welches das Verhältnis zum Denken und dessen Grenzen streift und als Anregung zum Selbstdenken eine gute Ausgangsposition bietet. Der zweite Beitrag ist im Rahmen des BIOTOPIA-Festivals zum Thema Essen und Ernährung mit künstlich produziertem Fleisch. In diesem 20-minütigen Beitrag geht es vor allem darum, wie die aktuelle Landwirtschaft abgelöst werden wird und das Silicon Valley davon mehr als profitieren könnte, indem es entsprechende Patente für sich sichert. [Dirk]

9. Dass thüringische Themar war in den letzten Jahren ja nicht gerade für gute Nachrichten bekannt, denn dort fand ein großes rechtsextremes Musikfestival statt. Dieses Jahr allerdings waren Bürger und auch Polizei mehr auf Draht, sodass das Event ein ziemlicher Reinfall wurde: Es gab keinen Alkohol, was für Rechtsextreme schon mal ein großes Problem zu sein scheint, es waren wenige Besucher da, und einige Bands durften nicht spielen, weil sie sich nicht an Vorgaben gehalten haben, wie ein Artikel auf Zeit Online berichtet. Sehr gut, so entzaubert man das braune Pack! [Karl]

10. Die Wirtschafts- und Verwaltungsjuristin Isabel Wiest befasst sich in einem Gastartikel auf Die Kolumnisten mit dem System der V-Männer des Verfassungsschutzes. Und sie stellt dieser Praxis kein gutes Zeugnis aus, denn es ist aus diversen Gründen fragwürdig, Personen in der rechtsextremen Szene zu bezahlen, damit diese Straftaten begehen, für die sie hinterher nicht verurteilt werden. Zudem: Wenn Rechtsextreme tatsächlich ausstiegswillig sind und ihrer Szene den Rücken kehren wollen, dann benötigen sie wohl eher Resozialisierungsprogramme als finanzielle Motivation, weiter mit ihren Kameraden abzuhängen und diese dann eventuell anzuschwärzen. Ein krankes System, auf das sich der Verfassungsschutz da gründet – und zudem noch grandios ineffektiv. [Karl]

11. Unschönes über rechtsterroristische Netzwerke in Deutschland berichtet ein Artikel in der taz. Darin werden einige Verbindungen beschrieben zwischen Uniter, dem Prepper-Netzwerk Nordkreuz und Todeslisten von Rechtsextremen in Polizei, Justiz und Politik, die alles andere als beruhigend sind. Vor allem weil immer noch in allen Fällen in Richtung Einzeltäter ermittelt und sich beharrlich geweigert wird, rechtsterroristische Strukturen, die im Grunde offensichtlich sind, zu erkennen. [Karl]

12.  Und noch was zum Thema Rechtsextremismus: Wie weit dieser mittlerweile schon ein Stück weit normal ist, geht aus einem Artikel von Der Volksverpetzer hervor. Darin wird nämlich geschildert, wie sehr AfD-Fans Morddrohungen gegen Anton Hofreiter (Grüne) feiern, gutheißen und wünschen, dass diese auch umgesetzt werden. Und hinterher weisen genau solche Gestalten dann jede eigene Verantwortung für tatsächlich begangene Gewalttaten von sich. Woran man mal wieder sieht: Die AfD und ihre Jünger sind Rechtsextreme, die auch Mord als legitimes Mittel ansehen. [Karl]

13. Das Weltwirtschaftsforum und die Vereinten Nationen (UN) haben ein Memorandum of Understanding zur Intensivierung ihrer Zusammenarbeit unterzeichnet. Das klingt erst mal nicht besonders aufregend, wenn man jedoch die Erläuterungen dazu von Norbert Häring dazu in seinem Blog liest, dann erahnt man, was das Weltwirtschaftsforum (das ist der Lobbyverein der 1000 größten multinationalen Konzerne) damit beabsichtigt: Konzerne sollen quasi staatlichen Regierungen gleichgestellt oder sogar übergeordnet werden, um selbst Regierungsgewalt ausüben zu können. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Marktradikalismus und Demokratie nicht zusammenpassen: Hier ist er. [Karl]

14. Mikroplastik ist nicht nur in (viel zu vielen) Kosmetikprodukten vorhanden, sondern gelangt auch beim Waschen von Kleidung aus synthetischen Fasern in die Gewässer. Um das zu verhindern, hat ein 15-jähriges Mädchen, wie ein Artikel von BR24 berichtet, einen Filter konstruiert, mit dem das Mikroplastik aus dem Abwasser der Waschmaschine herausgefiltert werden kann. Solange also immer noch Klamotten hergestellt werden, die Mikroplastik absondern, eine sehr sinnvolle Sache. [Karl]

15. Fluchtursachen zu bekämpfen ist etwas, was man immer wieder in Sonntagsreden von Politikern hört. Jens Berger hat nun in einem Artikel auf den NachDenkSeiten mal analysiert, wie es denn in den vergangenen vier Jahren tatsächlich damit in der Praxis ausgesehen hat, die Gründe, warum Menschen sich auf die Flucht begeben, zu minimieren. Sein Fazit fällt ernüchternd aus, denn in den drei wichtigen Bereichen Friedenspolitik, Waffenexport oder unfaire Welthandelsordnung hat sich nicht nur nichts verbessert für die Länder des globalen Südens, sondern es werden zunehmend politisch mehr Fluchtursachen geschaffen. Aber solange man dann auf die Details von Seenotrettung im Mittelmeer fokussieren kann, interessiert das eben auch kaum jemanden. [Karl]

16. In einem Gastartikel in der Frankfurter Rundschau bezeichnet der grüne EU-Abgeordnete Sven Giegold das gerade abgeschlossene Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) eindeutig als das, was es auch ist: eine klimapolitische Katastrophe. Billigere Autos für Südamerika und damit mehr umweltschädlicher Autoverkehr dort, billigeres Rindfleisch und Soja für Europa und damit mehr Preisdruck auf die hiesigen Bauern, was sich in weniger Tierschutz und Rücksicht auf Biodiversität niederschlage dürfte. Und zudem dafür sorgt, dass in Südamerika noch mehr Regenwald abgeholzt wird. Was für eine idiotische und destruktive Politik! [Karl]

17. Dass Ibiza-Video von Heinz-Christian Strache (FPÖ), an dem die schwarzblaubraune Regierung von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gescheitert ist, zieht immer weitere Kreise. Ein Artikel auf Spiegel Online berichtet nun, dass mittlerweile die Wiener Korruptionsstaatsanwaltschaft ermitteln will, ob an die FPÖ, aber auch an die ÖVP und die SPÖ Spenden illegalerweise über Tarnvereine geflossen sind. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn derartige Korruptionsstrukturen aufgedeckt und dann auch entsprechend sanktioniert würden. [Karl]

18. Cargill – kaum jemandem dürfte der Name dieses Konzerns etwas sagen. Dabei werden die meisten regelmäßig Produkte von Cargill kaufen, nur werden diese eben nicht mit dem Firmennamen ausgezeichnet, sondern finden sich bei zahlreichen Supermärkten und Restaurantbetrieben. Das Problem dabei: Laut eines Berichts der Umweltschutzorganisation Mighty Earth, über den ein Artikel auf Spiegel Online berichtet, ist Cargill ein richtig übles Unternehmen, bei dem Luftverschmutzung, Umweltzerstörung, Kinderarbeit und Landgrabbing zum Tagesgeschäft gehören. Mighty Earth kommt so zu dem Schluss, dass Cargill das zurzeit schlimmste Unternehmen der Welt sei – gegen das Endverbraucher kaum Boykottmöglichkeiten haben. [Karl]

19. Klare Worte findet der Ökonom Heinz-Josef Bontrup in einem Interview mit dem Deutschlandfunk für das wirtschaftliche Politikversagen der letzten Jahre, das dazu geführt hat, dass immer mehr Regionen in Deutschland abgehängt wurden. Die Ursache dafür liegt seiner Aussage nach in fehlenden staatlichen Investitionen, die nun durch die unsinnige Schuldenbremse noch mal erschwert wurden. Daraus schließt Bontrup dann nachvollziehbar, dass der Neoliberalismus gescheitert sei. Leider dürfte auf solche Experten, die unbequeme Wahrheiten verbreiten, nur vonseiten der neoliberalen Betonkopf-Politiker nicht gehört werden. [Karl]

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