Mangelverwaltung – warum so mutlos?

Mangelverwaltung hier mal zu Ende gedacht. Ganz im Sinne Adornos, die Folgen des Tuns auch zu Ende zu denken – eine Glosse.

Die neueste Sau im Dorf heißt Wohnungsmanagement. Zu viele Menschen, die auf zu großer Wohnfläche leben in den Ballungsräumen, die man „umzusiedeln“ gedenkt, um weniger neu bauen zu müssen, um dem produktiveren Teil der Bevölkerung – denn „umzusiedeln“ gedenkt man die unproduktiven Alten – billigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Klingt logisch, ist logisch, rein rational jedenfalls betrachtet kann man sich dieser Logik kaum entziehen. Denken wir es mal zu Ende.

Streichen wir das Freiwillige und machen wir es zum Projekt

Warum sollten wir auf Freiwilligkeit setzen? Lasst uns konsequenter sein!

Das Wohnungsmanagement muss Sozialgesetzgebung werden. Wir müssen auch erzwingen, was vernünftig ist. Und alte Menschen in übergroßen Wohnungen scheint doch unvernünftig zu sein, der Logik zu widersprechen. So jedenfalls sehen das viele intelligente Menschen derzeit, nur eben die Alten meist nicht. Die wollen sich einfach nicht von der lieb gewordenen Umgebung, ihrem Bekanntenkreis, ihrem Kiez, ihren Andenken aus ihrem produktiven Leben trennen.

Geht doch gar nicht! Wie egoistisch! Deren Uneinsichtigkeit in Zeiten des Mangels an gentrifizierbarem Wohnraum nicht endlich Grenzen zu setzen, deren Egoismus keine Grenzen setzen zu wollen, widerspricht jeglicher ökonomischer Logik, ist deshalb falsch. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir auch hier dem Idealbild des Homo oeconomicus Entsprechungen schaffen, und wenn die Alten schon so uneinsichtig sind, so müssen wir sie eben dazu zwingen können. Tun wir doch beim „arbeitsscheuen Gesindel“ auch. Warum nicht hier? Es wäre doch unlogisch, es nicht auch hier tun zu wollen.

Wir sollten aber mehr tun

Wir sollten die Arbeitszeiten neu strukturieren, auch um Wohnraum zu beschaffen, nicht nur um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, wie der BDI es lange schon fordert. Auch hier sollten wir endlich konsequenter werden im Denken und Handeln, die Salamitaktik beenden.

Warum sollen Wohnungen, die tagsüber leer stehen, nicht von denen genutzt werden, die tagsüber nicht arbeiten müssen, und umgekehrt. Zwölf Stunden Arbeit, zwölf Stunden Freizeit, und die Wohnungen würden endlich effektiv genutzt werden können, unnötige Leerstände wären vermieden, Neubauten obsolet, Klima und Wirtschaft kann es nur guttun.

Mehr noch, Zwölfstundenschichten für eine gute Maschinenauslastung, weniger Personalnebenkosten pro benötigten Arbeitnehmer, und schon geht es der Wirtschaft wieder gut, und den Ballungsräumen ist eine große Last genommen. Warum also nicht? Was spricht dagegen? Rational wäre es allemal.

Wir können sogar noch mehr tun, müssten es sogar gleichzeitig tun

Weg mit den Wochenenden, denn wozu? Die Kirchen sind leer, und die Kultur wird überbewertet. Der kleine Mann und seine Frau wissen die Kultur sowieso nicht ausreichend zu schätzen. Zwölf Stunden zur Reaktivierung der Arbeitskraft sollten den meisten ausreichen, zu viel Freizeit schadet nur, nicht nur dem Produktionsprozess und damit der Wertschöpfung. Die meisten Unfälle und die daraus folgenden großen Kosten passieren im Haushalt und in der Freizeit. Es wird Zeit, diese Kosten endlich in den Griff zu bekommen, und was wäre da logischer, als die Freizeit einfach auf ein Minimum zu reduzieren?

Wir erhöhen die Produktivität, schaffen sogar Wohnungsleerstand, es sinken die Preise, nicht nur die für Wohnungen, es werden Neubauten überflüssig und damit das Klima geschont. Win-win-win. Also, was hält uns davon ab?

Mehr Arbeit – höhere Einkünfte?

Quatsch! Natürlich dürfen die Löhne und Gehälter durch die Mehrarbeit nicht steigen. Nein, im Gegenteil, Löhne und Gehälter sollten eher durch noch höhere Verbrauchs- und Verkehrssteuern, am besten gleich durch eine höhere Umsatzsteuer, abgeschöpft werden, denn Verbrauch ist ja schlecht, eben nicht ressourcenschonend, jedenfalls der beim kleinen Mann und seiner Frau, die ganz oben kann man ja weiter verbrauchen lassen. Also, bitte schön, auch hier endlich mehr Konsequenz im Handeln! Die Wirtschaft und der Planet werden es uns danken.

Deshalb sollte man der Fantasie hier auch keine Grenzen setzen. Denn auch Flugreisen, Kreuzfahrten werden obsolet – für die meisten jedenfalls. Wer hat schon die Zeit dazu, wenn der Urlaub gestrichen wird? Denn natürlich können wir uns den auch nicht mehr leisten, wenn wir konsequent bleiben wollen. Wozu auch, stellt er doch nur Kosten für die Wirtschaft dar, mindert er die Wettbewerbsfähigkeit und bringt den kleinen Mann und seine Frau noch dazu auf dumme Gedanken, den etwa, wirklich bedeutsam zu sein. Letzteres ist schon viel zu weit getrieben worden. Auch hier sollten wir den Rotstift ansetzen!

Die Strände wären wieder leerer. Der Rotwein könnte wieder ungestörter durch die dann in der Zahl geringeren Kehlen fließen. Dem Klima hilft es, der Wettbewerbsfähigkeit hilft es, den Sozialsystemen könnte es helfen.

Denn wohin, wenn man krank wird und zu den Zwölfstundenschichtlern gehört? Die Wohnung ist belegt und die Parkbank nicht mehr da. Parks wozu? Die Reichen haben ihr Anwesen, und wir anderen keine Zeit mehr dafür. Man braucht die dann auch nicht mehr, weder Parks noch Bänke. Auch die kommunalen Haushalte wären wieder ein wenig entlastet von dann unnötigen Taten und Kosten. Weniger Krankheitstage sind wahrscheinlich, auch dadurch, wahrscheinlich dann auch eine kürzere Zeit des Rentenbezuges. Win, win und nochmals win.

Generelles Problem: die Rentner

Wobei die das größte ungelöste Problem sind, die Rentner, denn wohin mit denen tagsüber oder nachtsüber?

Aber ich bin sicher, auch da fällt den vielen intelligenten Menschen in der Mangelverwaltung noch etwas ein. Sie müssten es nur einmal zu Ende denken. Auch diesen Mangel kann man sicherlich lösen. Mein Vorschlag wäre Landverschickung. Raus aus den Großstädten, rein in die Dörfer – und schwupps auch das Dörfersterben bekäme eine neue Qualität.

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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