Interessantes aus KW 33/2022

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Die Globalisierung ist in Sachen Kapitalismus selten eine gute Sache. Die Staaten versuchen, in Konkurrenz das Beste für sich rauszuholen, und die Konzerne schieben Gewinne hin und her, um Steuern zu sparen und möglichst günstig zu ernten, zu fördern, zu produzieren und ihre gesetzlichen Auflagen zu minimieren. Bei frontal (ZDF) zeigt ein 8-minütiger Beitrag, wie die russischen Ölkonzerne das Embargo umgehen, indem vor der griechischen Küste das Öl auf hoher See von einem Tanker in den anderen geladen wird („Ship-to-ship“). Das ist wirtschaftlich und politisch fragwürdig und gefährdet die gesamte Region, da es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis dabei eine Menge Öl ins Meer gelangen wird (was bei jedem Transfer in geringen Mengen schon jetzt passiert). Und die Politik kann nur zuschauen. [Dirk]

2. Der Navagio-Strand auf der griechischen Insel Zakynthos ist sehr malerisch gelegen und aufgrund eines dort vor knapp 40 Jahren gestrandeten Schiffswracks ein Touristenmagnet. Und so geschieht, was immer geschieht, wenn Menschen sich in Massen irgendwohin aufmachen: Sie vermüllen die Idylle, wie ein Artikel vom RedaktionsNetzwerk Deutschland berichtet. Das führt nun vor Ort zum Streit, wer für die Müllentsorgung verantwortlich sei. Dabei wäre es so einfach: Jeder nimmt seinen Abfall wieder mit, anstatt ihn am Strand liegen zu lassen. Aber das scheint für neoliberal dressierte Konsumäffchen wohl ein bisschen zu kompliziert zu sein. [Karl]

3. Schöne Wahlversprechen, denen dann ganz andere Taten folgen: So kennt man mittlerweile die Ökopopulisten von den Grünen. Neustes Beispiel: die Handelspolitik, für die Sven Hilbig in einem Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik einiges an Kritik übrig hat. Die Grünen haben zwar einen freihandelskritischen Ansatz in die Handelsagenda der Koalition mit hineinbekommen, allerdings bezieht sich das alles nicht auf den globalen Süden, sondern steht unter dem Motto „Europa First“. So lässt sich nur ein globales Problem wie die Klimakatastrophe nicht lösen, wenn man weiter darauf setzt, andere Länder hemmungslos und neokolonial auszubeuten. Mal von der Missachtung von Menschenrechten, auf der solche Politik fußt, ganz abgesehen. [Karl]

4. Der Armutsforscher Christoph Butterwegge findet in einem Interview mit der taz deutlich kritische Worte zum Umgang der Bundesregierung mit den Armen in unserem Land. Zum einen gibt es da deutliche Unschärfen bei der „offiziellen“ Erhebung der Armut, die zu niedrigeren Zahlen führen, als tatsächlich real sind. Zum anderen werden keine tauglichen Maßnahmen umgesetzt, um tatsächlich diejenigen zu unterstützen, die sowieso schon zu wenig haben. Stattdessen landet immer mehr öffentliche Unterstützung bei denjenigen, die ohnehin schon wohlhabend und damit eigentlich gar nicht darauf angewiesen sind. Und durch die hohen Energiepreise werden bald auch Menschen in Armut rutschen, die sich noch in der Mittelschicht wähnen. [Karl]

5. In Deutschland macht vielen Menschen die anhaltenden Hitze und Trockenheit schon sehr zu schaffen, in Frankreich ist das Ganze dann noch mal eine Nummer schlimmer. Wie es dort zurzeit aussieht, wird in einem zweiminütigen Video der Deutschen Welle wiedergegeben: Über 100 Gemeinden haben keine Trinkwasserversorgung mehr, und die Landwirte rechnen mit massiven Ernteeinbußen. Die Klimakatastrophe schlägt da also schon mal voll zu, und das nicht mehr nur am anderen Ende der Welt, sondern in einem unserer Nachbarländer. [Karl]

6. Ein Gastkommentar des Schriftstellers Hans-Christoph Buch in der Neuen Zürcher Zeitung befasst sich mit Haiti. Der Inselstaat kann nämlich mit Fug und Recht als gescheitert bezeichnet werden, da die Macht im Land von schwer bewaffneten kriminellen Banden und einer korrupten Polizei ausgeübt wird. Insofern ist der Alltag in Haiti sehr gefährlich, da bei Schießereien und Revierstreitigkeiten zwischen Banden keine Rücksicht auf die Bevölkerung genommen wird, sodass es immer wieder zu Todesfällen kommt. Da Haiti aber weder wirtschaftlich noch geopolitisch besonders relevant ist, interessiert das dann eben in anderen Ländern kaum jemanden. [Karl]

7. Nele Behrens bezeichnet in einem Kommentar auf t-online. Gasversorger wie Uniper, die nun mittels der Gas-Umlage gerettet werden müssen, als „Quengel-Industrie“ – und trifft damit den Nagel ziemlich auf den Kopf. Schließlich wird es für die Unternehmen, die nun ihre Verluste einfach so von den Verbrauchern ersetzt bekommen, kaum Auflagen geben, um so ein Missmanagement zukünftig zu verhindern – man beruft sich eben auf Systemrelevanz. Aber das ist eben das Motto unseres Wirtschaftssystems: Gewinne für die Konzerne, Verluste für die Allgemeinheit. Und die Politik spielt immer wieder mit, ohne da mal regulierend einzugreifen. [Karl]

8. In einem Blog-Artikel von Campact erläutert Christoph Bautz, warum es keine gute Idee ist, die geplante Abschaltung der letzten Atomkraftwerke in Deutschland auszusetzen und die Laufzeit der Energiedinosaurier noch mal zu verlängern. Dafür hat er sich vier Argumente der Atomkraftbefürworter vorgenommen und diese mit Fakten widerlegt. Woran man dann sieht, dass bei diesem Thema (mal wieder) vor allem lobbygetriebener Populismus von CDU/CSU und FDP genutzt wird, um der blödsinnigen Kernenergie doch noch mal zu einem Comeback zu verhelfen. [Karl]

9. Patricia Schlesinger, Intendantin beim öffentlich-rechtlichen Sender RBB, war gerade negativ in den Schlagzeilen, weil sie sich einen üppigen Dienstwagen inklusive Chauffeur gegönnt hat und auch noch private Abendessen als dienstlich abgerechnet hat. Ulrike Herrmann setzt sich in einem Kommentar in der taz nun mit diesem Vorfall auseinander und kommt zu dem Schluss, dass der Fokus hier leider sehr verschoben wird, nämlich auf den Einzelfall Schlesinger statt auf strukturelle Probleme. Diese liegen nämlich laut Herrmann vor allem darin, dass in den ÖR-Sendern eine ziemlich fiese Selbstbedienungsmentalität herrscht, die nun erst durch Schlesingers kleinlichen Betrug bei den Abendessen ans Licht kam, und dass Autokonzerne Luxuskarossen zum „Regierungspreis“ an Politiker und Medienschaffende raushauen, was im Grunde schon deutliche Züge von Korruption aufweist. [Karl]

10. Der Jurist und Politologe Bijan Moini macht sich in einem knapp vierminütigen Einwurf auf Deutschlandfunk Kultur (liegt auch in transkribierter Form vor) ein paar Gedanken zum Thema Angeberei. Und da erfährt man einiges Interessantes über dieses Phänomen, das gerade in sozialen Medien immer mehr um sich greift, obwohl es den Angeber selbst nicht eben beliebt bei den meisten anderen Menschen macht, die mit der Angeberei konfrontiert werden. Und dennoch wird munter weiter angegeben, weil es dazu führt, dass man sich selbst besser fühlt. Interessantes Phänomen, das uns alle mehr oder weniger betrifft. [Karl]

11. Die Bürgerinitiative Berlin Werbefrei initiiert gerade ein Volksbegehren, das zum Ziel hat, beleuchtete und digitale Werbetafeln aus dem Stadtbild Berlins verschwinden zu lassen. Gründe dafür gibt es einige, so zum Beispiel die Lichtverschmutzung oder eben auch, dass durch solche Werbungen Städte immer gleicher aussehen. Und was gerade noch dazukommt, wie Fadi El-Gahzi von der Initiative in einem Interview mit der taz erläutert: Die Dinger brauchen auch irre viel Strom, sodass deren Abschaltung doch gut dazu passen würde, dass gerade überall Energie gespart werden soll. Na ja, ist wohl leider von der Politik nicht zu erwarten, da man dort genau weiß, dass Werbung wichtig ist, um die Konsumäffchen zum Kaufen zu animieren. [Karl]

12. Und gleich noch was zum Thema sparen und verzichten: Dies sollen vor allem „die anderen“, also in diesem Fall die normalen Bürger. Unsere Regierung hingegen sieht das wohl etwas anderes, denn das Kanzleramt, ohnehin schon das größte Regierungsgebäude der Welt, soll noch mal richtig groß ausgebaut werden, sodass zu den bisherigen 25.000 Quadratmetern weitere 23.000 hinzukommen. Kosten: in der Planung bis zu 600 Millionen Euro, mittlerweile werden aber schon 640 Millionen veranschlagt, wie aus einem Artikel von t-online. hervorgeht. Klar, die Herrschaften bauen sich ihre Denkmäler, und der Pöbel weiß nicht, wie er die Bude warm kriegen soll im Winter. Neofeudalismus in Reinkultur. [Karl]

13. Die Türkei unter ihrem Despoten Erdogan bereitet eine neue Militäroffensive gegen die Kurden in Nordsyrien vor. Diese haben dort mittlerweile vom Assad-Regime unabhängige demokratische Strukturen etabliert, Frauen und Menschen unterschiedlichster Abstammung haben dort im sogenannten Projekt Rojave gleiche Rechte wie alle anderen auch, was ja in der Region nicht eben selbstverständlich ist. Deswegen sind auch viele Frauen bereit, ihre Heimat gegen die Invasoren mit der Waffen zu verteidigen, zumal die Offensive der Türkei auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wieder stärken dürfte, wie aus einem Bericht von Deutschlandradio Kultur hervorgeht. Das Problem dabei: Die Türkei ist in der Nato, sodass sie auch von den Nato-Partnern entsprechend bewaffnet wird. Tja, da steht man dann plötzlich nicht mehr auf der Seite der Verteidiger der Demokratie, wenn es einem nicht mehr in den geopolitischen Kram passt. [Karl]

14. Na, da machen aber einige einen richtig schönen Reibach! Bei den Gewinnen der Erdgasexporteuere aus den USA, die in einem Artikel von Business Insider präsentiert werden, kann einem ganz schön schwindlig werden. Und auch europäische Energieunternehmen fahren reichlich Profite ein, weil die Menge der russischen Gaslieferungen zurückgegangen ist. Da lohnt sich der Ukraine-Krieg für diese Branche also so richtig. Und das auch noch mit so richtig tollem Fracking-Gas – da freut sich die Klimakatastrophe, dass ihr so gut zugearbeitet wird. [Karl]

15. Na so was! Laut einer Meldung auf t-online. sind alle Tesla-Ladesäulen für E-Autos in Deutschland illegal. Der Grund: Die Dinger haben keinen geeichten Zähler, sodass niemand genau weiß, wie viel Strom er da eigentlich gerade getankt hat und ja auch bezahlen muss. Eingeschritten wird dagegen aber offensichtlich erst mal nicht, da die E-Autos diese Ladeplätze ja benötigen. Und dann betrifft das auch noch die Ladesäulen vieler anderer Anbieter, was bedeutet, dass die Kunden durchaus mehr Strom bezahlen, als sie eigentlich tanken – es kann ja niemand nachprüfen. So richtig super, wie der Markt hier mal wieder alles geregelt bekommt. [Karl]

16. Als die Taliban letztes Jahr wieder die Macht in Afghanistan übernahmen, hieß es ja, dass die afghanische Armee einfach aufgegeben hätte und geflüchtet wäre. Das war natürlich eine bequeme Erzählung, um das eigene Versagen der USA und der anderen dort militärisch vertretenen Staaten zu kaschieren – aber diese Erzählung stimmt so nicht, wie ein Artikel von SWR3 richtigstellt. Vielmehr wurden die afghanischen Streitkräfte ziemlich im Regen stehen lassen, wohingegen die Taliban sich starker Unterstützung aus Pakistan, Iran und Russland sicher sein konnten. Aber klar: Warum sich mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen, wenn man doch so schön billig einen Sündenbock haben kann? [Karl]

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