Interessantes aus KW 46/2023

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. In Hessen wird die CDU zukünftig nicht mehr mit den Grünen regieren, sondern eine Koalition mit dem zweiten Wahlverlierer, der SPD, eingehen. Was das nun bedeutet, bringt Friedrich Küppersbusch in seinem Montagskommentar auf Küppersbusch TV sehr treffend auf den Punkt. In vier Minuten alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Und auch der fünfminütige Wochenrückblick von Friedrich Küppersbusch ist mal wieder ausgesprochen sehenswert! [Karl]

2. Die Schriftstellerin Francesca Specter berichtet in einem Artikel für der Freitag von ihrem einjährigen digitalen Nomadendasein: dem  Arbeiten von immer wieder verschiedenen Orten auf der ganzen Welt. Und die Bilanz fällt nicht wirklich positiv aus, denn sie kommt zu dem Schluss, dass das sich zwar alles toll auf Instagram darstellen lässt, letztlich aber doch mit vielen Nachteilen verbunden ist, die man sich zunächst nicht so richtig bewusst macht bei der Vorstellung, an Orten zu arbeiten, an denen andere Urlaub machen, und dies mit quasi permanentem eigenen Urlaub zu verknüpfen. Interessante Einblicke! [Karl]

3. In seiner Kolumne auf Zeit Online kritisiert Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sehr eindeutig die immer weiter um sich greifende Stigmatisierung von Armen. Wurde das vor einigen Jahren noch vor allem von rechten Parteien wie der AfD populistisch ausgeschlachtet, findet sich das Ausspielen von Armen gegen noch Ärmere nun auch bei anderen Parteien und Kreisen, die sich eigentlich noch als demokratisch bezeichnen. Allerdings gefährdet dies nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern auch die Demokratie in unserem Land. Fratzscher appelliert daher, solchen Scheindebatten mit Fakten und Zahlen entgegenzutreten. [Karl]

4. Kriegsverbrechen sind immer dann o. k., wenn sie ein befreundetes Land begeht. So ist die Türkei immer noch dabei, in Nordsyrien einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die kurdisch selbstverwaltete Region Royave zu führen, und das auch mit ständigen Attacken auf Zivilisten, wie aus einem Artikel auf tagesschau.de hervorgeht. Kritik gibt es daran vom selbsternannten und sogenannten Wertewesten nicht, denn die Türkei ist ja NATO-Mitglied, und deren Despot Erdogan muss dementsprechend hofiert werden, zumal er ja auch viel Geld für die Abwehr von Geflüchteten von der EU bekommt und immer wieder eine wichtige Rolle als Vermittler im Ukraine-Krieg spielt. Im Grunde reichlich schäbig, oder? [Karl]

5. Ein Artikel auf Spiegel Online berichtet, wie gerade internationale Firmen versuchen, Wald in afrikanischen Ländern aufzukaufen, um diesen dann nicht abzuholzen (wobei auch gar nicht klar sein muss, ob dieser Wald denn überhaupt gerodet werden sollte) und deswegen dann CO2-Zertifikate an Unternehmen verkaufen können, damit diese damit ihren eigenen CO2-Ausstoß kleinrechnen. Das geht oft genug an den Bedürfnissen der Menschen vorbei, wie am Beispiel Liberias, eines Landes mit circa 70 % von Wald bedeckter Bodenfläche, geschildert wird. Doch das alles tut der derzeitigen Goldgräberstimmung keine Abbruch, sodass hier auch mal wieder „der Markt“ ein verschlimmbessernder Faktor des Klimaschutzes sein wird. [Karl]

6. Casper Shaller beschäftigt sich in einem Kommentar in der taz mit Hochstaplern. Diese finden sich nämlich immer häufiger in der Geschäftswelt und in der Politik, und das nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Da werden dann Start-ups mit ominösen Geschäftsmodellen hochgejazzt von einer Presse, die vor allem daran interessiert ist, tolle Sachen zum Besprechen und Kontakte mit der High Society zu bekommen, ohne dass mal geschaut wird, wie seriös das Ganze denn überhaupt ist. Aber das ist eben typisch für unseren Zeitgeist, dass solche Blender nach wie vor Hochkonjunktur haben, auch wenn immer wieder welche von denen aufgeflogen und sogar in den Knast gewandert sind. [Karl]

7. Filterblasen sind ein Phänomen des Internets? Offensichtlich nicht, wenn man den Ergebnissen des ersten Zusammenhaltsberichts des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) glauben schenkt, über die ein Artikel in der taz berichtet. Demnach finden sich auch in der analogen Welt haufenweise Menschen, die sich vor allem mit Gleichgesinnten umgeben und anderen sehr skeptisch gegenüberstehen. Interessanterweise ist das auf politischer Ebene besonders bei Anhängern der AfD und der Grünen zu beobachten. Das Problem dabei: Sozialer Zusammenhalt wird so immer mehr erschwert. [Karl]

8. In den USA geht es weiter rückwärts in Richtung Manchesterkapitalismus: So werden nun laut einem Artikel auf tagesschau.de in immer mehr Bundesstaaten die Regelungen für Kinderarbeit gelockert. Viele Stellen können angeblich nicht mehr von erwachsenen Bewerbern besetzt werden, sodass nun Minderjährige nicht nur Zeitungen austragen, sondern zunehmend auch im Servicebereich, in der Landwirtschaft oder sogar auf Baustellen arbeiten. Forciert wird das natürlich mal wieder Vermögenden und konservativen Thinktanks, die eifrig für solche Lockerungen lobbyieren. Gruselige Entwicklung! [Karl]

9. Das umstrittene Ackergift Glyphosat ist auf EU-Ebene für weitere zehn Jahre zugelassen worden. Das ist zu einem nicht unerheblichen Teil auch dem deutschen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zu verdanken, der sich bei der Abstimmung der EU-Staaten auf Druck von der FDP enthalten hat, statt gegen die Verlängerung zu stimmen, wie es der Koalitionsvertrag eigentlich vorgesehen hat, wie Jost Maurin in einem Kommentar in der taz feststellt. Mal wieder zeigen sich die Grünen damit extrem rückgratlos und mit null Engagement bei ökologischen Themen – kein Wunder, dass denen zurzeit die Wähler weglaufen. [Karl]

10. Die Beschlüsse, die beim Bund-Länder-Gipfel zur Flüchtlingspolitik gefasst wurden, sind vor allem durch eins gekennzeichnet: weniger Rechte für Geflüchtete und mehr Abschottung, wie ein Artikel von Pro Asyl beschreibt. Hier wird nun fast ausschließlich populistisch und menschenrechtlich fragwürdig vorgegangen, vermutlich in der Hoffnung, so der AfD den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dass so eine Übernahme von Ideen allerdings niemals hinhaut und eher immer die „Originalpartei“ stärkt, dürfte sich eigentlich auch in hiesigen Politkreise herumgesprochen haben. So bleibt eigentlich nur eine Erklärung: Auch Grüne und SPD sind mittlerweile so weit nach rechts gerückt, dass ihnen offen rassistische Politik keine Kopfschmerzen mehr zu bereiten scheint. [Karl]

11. Dass die Weltklimakonferenz COP28 Ende dieses Monats in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfindet, ließ ja schon nichts Gutes erahnen. Nun stellt Christian Stöcker in seiner Kolumne auf Spiegel Online fest, dass das auch tatsächlich so werden dürfte. Nicht nur, dass das COP28-Präsident zugleich CEO des staatlichen Ölkonzerns Adnoc ist, er holt sich auch noch die Beratungsagentur McKinsey mit ins Boot, die viele Großkunden aus der Fossile-Energien-Branche hat. Und daher wird die diese Konferenz auch eher zur Farce werden, zumindest was den Klimaschutz angeht, und den Weiter-so-Kurs von Erdöl- und Gasindustrie weiter bestärken. Hurra! [Karl]

12. Die Journalistin und Wall-Street-Expertin Heike Buchter hat ein Buch geschrieben mit dem vielsagenden Titel „Wer wird Milliardär? Vom großen globalen Abkassieren“. In einem Interview mit t-online erläutert sie nun, warum sie der Meinung ist, dass es vollkommen verkehrt sei, Milliardäre zu glorifizieren. Vielmehr stellen diese Menschen eine große Gefahr für unsere Demokratie dar, da sie quasi nicht mehr zu kontrollieren sind aufgrund ihres irrwitzigen Reichtums. Da das Geld, was Milliardäre anhäufen, anderen vorenthalten werden muss und an anderen Stellen fehlt, kommt Buchter zu dem Schluss: Wir können uns die Milliardäre nicht mehr leisten. Macht in jedem Fall Appetit auf ihr Buch! [Karl]

13. Australische Forscher der Flinders University in Adelaide haben laut einem Artikel vom RedaktionsNetzwerk Deutschland in einem Experiment mithilfe von KI Blogposts mit Fake News zu Impfstoffen und E-Zigaretten erzeugt. Und zwar mehr als 100 Stück in etwa einer Stunde. Inklusive entsprechender Bilder. Die Wissenschaftler sind allesamt keine KI-Experten, sondern haben sich dafür nur einiger Tools bedient, die sie im Internet gefunden haben und mit deren Hilfe sie die Sicherheitsmaßnahmen der Sprach-KI, die eigentlich verhindern soll, dass Falschinformationen verbreitet werden, umgehen konnten. Von dem Ergebnis, dass dies nun so einfach möglich war, zeigten sich die Forscher selbst überrascht. Und es zeigt, dass spielend leicht mittels KI unsere Wahrnehmung von glaubwürdigen Informationen erschüttert werden kann. [Karl]

14. In einem Artikel von t-online wird beschrieben, wie sich der rechtsextreme AfD-Jungspund Daniel Halemba mit Tricksereien, Einschüchterungen, Lügen und Intrigen einen Sitz im bayrischen Landtag verschafft hat. Das gibt zum einen einen interessanten Einblick in die AfD, bei dem deutlich wird, was für ein unintegerer Sauhaufen von Rechtsextremen und Hardcore-Karrieristen diese Partei ist, zum anderen aber zeigt es auch, wie dämlich die AfD-Wähler sind, dass sie nun einer politischen Nullnummer wie Halemba ein fette Abgeordnetendiät von 9000 Euro im Monat verschafft haben. [Karl]

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Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

Ein Gedanke zu „Interessantes aus KW 46/2023“

  1. Schweden gilt ja als Vorreiter von digitalisierter Bildung im Schulwesen. Nun hat man dort aber laut einem Artikel auf SWR Kultur festgestellt, dass die Grundkompetenzen in Lesen und Mathematik darunter doch sehr leiden würden, sodass nun wieder vermehrt auf das Lernen aus Büchern umgestellt werden soll. Natürlich können (richtig eingesetzt) auf Laptops gute Instrumente in der Schule sein, allerdings sollten die eben nicht als Allheilmittel verstanden werden und alle anderen Unterrichtsmaterialien verdrängen.

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