Interessantes aus KW 11/2024

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1a. Der indische Schriftsteller Pankaj Mishra hat sich in einem Artikel im London Review of books (übersetzt für das Schweizer untergrundblättle) mit der Instrumentalisierung des Holocaust beschäftigt, was ja gerade bei dem Massaker in Gaza zu beobachten ist. Dabei betrachtet er diese Entwicklung historisch seit 1945 und zitiert auch Holocaust-Überlebende sowie jüdische Schriftsteller und Intellektuelle, die das ebenfalls recht problematisch sehen. Ein beeindruckender Text, bei dem es wohl einen massiven Aufschrei in Deutschland (das bei Mishra so gar nicht gut wegkommt) gegeben hätte, wenn der hier veröffentlich worden wäre. Ausgesprochen lesenswert und differenziert!

1b. Und auch auf der Oscar-Verleihung wurde der Krieg in Gaza thematisiert, wie aus einem Artikel der Berliner Zeitung hervorgeht: Der jüdische Regisseur des Films „Zone of Interest“ Jonathan Glazer zeigte bei seiner umjubelten Rede, dass er zu einer wesentlich differenzierteren und weniger einseitigen Sichtweise fähig ist, als es beispielsweise bei der Berlinale vor ein paar Wochen noch der Fall gewesen ist, wo jede Kritik an der aktuellen israelischen Politik für undifferenzierte Empörung sorgte. [Karl]

2. Auch wenn die Bundesregierung und die Opposition nicht so sehr bemüht sind, die Energiewende voranzubringen, so nimmt laut einer Meldung von heise online der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromerzeugung doch weiterhin zu: Im vergangenen Jahr lag er bei 56 Prozent. Nicht auszudenken, was also möglich wäre, wenn das schon mal in vorherigen Jahren vorangebracht und nicht unter der Merkel-Lethargie komplett verschlafen wurde. Was auch deutlich wird an den Zahlen: Der rezessionsbedingte Produktionsrückgang der energieintensiven Industrie trägt auch dazu bei, weniger CO2 zu emittieren. [Karl]

3. Konservativismus, wenn nicht gar reaktionäres Denken ist nach wie vor auf dem Vormarsch. So beispielsweise auch beim dem Trend der sogenannten Tradwives. Darunter versteht man Frauen, die vor allem auf TikTok und Instagram ein sehr rückschrittliches Hausfrauenbild idealisieren und in unkritischen, schönfärberischen Tönen darstellen, wie aus einem Artikel auf tagesschau.de hervorgeht. Das geht so weit, dass dabei dann auch gern mal vollkommen patriarchalische Aussagen und Rollenmodelle wiedergegeben werden. Was das mit Kids, die sich so was anschauen, anstellt, kann man sich nur allzu gut vorstellen. [Karl]

4. In einem kurzen Kommentar in der Frankfurter Rundschau benennt Joachim Wille klipp und klar das Versäumnis der Politik der europäischen Staaten, ausreichende Mittel für den Klimaschutz bereitzustellen. Die Europäische Umweltagentur hat nämlich gerade umfassend die Risiken analysiert, die in der EU durch die Veränderung des Klimas drohen, und das Ergebnis ist niederschmetternd: Nahezu jeder Bereich unseres Lebens wird Beeinträchtigungen erfahren. Leider sind die bisherigen Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichend – insofern wäre eine Abkehr vom wirtschaftspolitischen Unfug der Schuldenbremse mehr als sinnvoll. Was allerdings die neoliberalen Voodoo-Ökonomen leider nicht sonderlich interessieren wird. [Karl]

5. Bitcoin erfreut sich ja zurzeit eines Rekordhochs. Warum es dennoch nicht sinnvoll ist, in diese „Kryptowährung“ zu investieren, erläutert Maurice Höfgen in einem Artikel seines Blogs Geld für die Welt. Bitcoin hat nämlich keinen realen Gegenwert, sondern der Preis steigt nur so lange, wie immer mehr Menschen das nachfragen. Wenn das mal nicht mehr der Fall ist und dann die Bitcoin-Investoren ihre Gewinne auch tatsächlich realisieren wollen, wozu sie dann Bitcoin abstoßen, dann gibt es nichts, was den Kursverfall aufhalten könnte – ein wichtiger Unterschied zu tatsächlichen Währungen und Aktien. Insofern ist das nichts anderes als ein Glücksspiel – bei dem jeder gewinnen kann, aber eben nicht alle. [Karl]

6. Der Genozid im Irak an den Jesiden, der zur Ermordung, Verschleppung und Flucht vieler Menschen dieser Religionsgemeinschaft führte, war vor einigen Jahren medial sehr präsent. Und obwohl die Situation dort vor Ort immer noch nicht sicher ist, werden nun vermehrt Jesiden aus Deutschland abgeschoben – nur um dann in Flüchtlingslagern zu landen, in denen sie keine Perspektive für ein menschenwürdiges Leben haben, wie ein elfminütiges Video von Zeit Online berichtet. Dabei ist es dann auch komplett egal, ob die Geflüchteten mittlerweile gut integriert sind, Deutsch können und eine Arbeit haben. Einfach nur beschämend, wie die Bundesregierung hier rechten Hetzern in den Hintern kriecht mit ihrer menschenverachtenden Asylpolitik. [Karl]

7. In einem sechsminütigen Video vom Volksverpetzer wird die AfD-Strategie auf YouTube beleuchtet. Dort sind die Blaubraunen nämlich leider sehr erfolgreich und sprechen mit ihrer Hetze und Desinformation vor allem junge Menschen an. Dabei geht man ziemlich durchdacht vor, indem man beispielsweise AfD-Inhalte oft über Drittaccounts verbreitet, die nicht sofort als AfD-nah zu erkennen sind, um so auch Leute anzusprechen, die der AfD an sich kritisch gegenüberstehen. Hat man sich so was dann erst mal angeschaut, sorgt der Algorithmus dann dafür, dass man immer mehr von dem Schmutz zu sehen bekommt. Dabei geben die rechten Hetzer sogar recht offen zu, letztlich genau so zu agieren wie die Nazis in den 1920er-Jahren, als diese das neue Medium Radio verstärkt nutzten. [Karl]

8. Eine Recherche des Bayrischen Rundfunks (BR), über die ein Artikel auf tagesschau.de berichtet, hat ergeben, dass die AfD-Bundestagsabgeordneten mehr als 100 Rechtsextreme als Mitarbeiter beschäftigen. Mehr als jeder zweite Abgeordnete der Blaubraunen hat somit jemanden in seinem Stab, der aus einer Organisation kommt, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Was mal wieder zeigt, dass die Bürgerlichkeit bei der AfD nur Fassade ist. Und es wird auch deutlich, dass es ein Schwachpunkt unserer Demokratie ist, dass solche Verfassungsfeinde dann mit öffentlichen Geldern alimentiert werden. [Karl]

9. Gerhard Schröder, Oskar Lafontaine, Annalena Baerbock, Alice Weidel und Marie-Agnes Strack-Zimmermann – sie alle bekommen in der letztwöchentlichen Folge von Küppersbusch TV ihr Fett weg – und das mal wieder auf sehr pointierte Art und Weise. Und natürlich auch sehr zu Recht. Friedrich Küppersbusch nimmt kein Blatt vor den Mund und liefert so regelmäßig mit die interessantesten Beiträge des deutschen Journalismus in kompakter Form. Sieben Minuten, die sich lohnen! [Karl]

10. Unschönes gibt es auch mal wieder von der Rüben-RAF zu berichten. Laut einer Meldung auf Golem hat ein Bauer syrische Glasfaserarbeiter im bayrischen Neukirchen erst rassistisch beleidigt und sie dann mitsamt ihrem Arbeitsfahrzeug mit Gülle aus seinem Anhänger bespritzt. Natürlich steht dieser Feigling dann nicht zu seinem Rassismus und streitet alles ab, was die Staatsanwaltschaft zum Glück anders gesehen und Strafbefehl erlassen hat. Vor allem sieht man, wie diese Treckerrüpel immer dreister werden, wenn man sie eben einfach gewähren lässt – und dass offenbar recht Anschauungen bei diesen Deppen auch noch durchaus verbreitet sind. [Karl]

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