Interessantes aus KW 30/2016

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Auf 3sat lief im Rahmen der Sendung nano ein sechsminütiger Videobeitrag zum Thema „Hass und Hetze“ im Internet. Der Gewaltforscher Andreas Zick widmet sich dem Thema seit Jahren und kommt hier viel zu Wort. Interessanter Beitrag, vor allem die breitbandige gesellschaftliche Verteilung solcher Hassautoren und deren Gewichtung auf unterschiedliche Zielgruppen bei der Diskriminierung sind interessant. [Dirk]

2. Da der Unmut über die Entscheidungen und Gesetze der EU in Sachen CETA (das Handelsabkommen mit Kanada) derzeit so hochkocht, hat sich die Europäische Kommission nun dazu entschlossen, weitere genveränderte Sojabohnen als Tierfutter zu genehmigen. Einen etwas tieferen Einblick geben uns die Netzfrauen mit einem Beitrag zur Genehmigung der Futtermittel von Monsanto und Bayer. Und das Umweltinstitut München hat bereits eine Online-Aktion ins Leben gerufen. [Dirk]

3. Sahra Wagenknecht steht mächtig unter Beschuss, da sie angeblich durch ihre Kritik an der Flüchtlingspolitik der Regierung am rechten Rand fischen würde. Diese Vorwürfe wurden vor allem auch von Parteikollegen und eigentlich eher lins stehenden Medien erhoben. In einem Artikel auf den NachDenkSeiten zeigt Jens Berger nun auf, was von diesen Vorwürfen zu halten ist – nämlich nichts. Aber wie man ja auch schon bei Jeremy Corbyn in Großbritannien gesehen hat: Wenn ein Politiker mit linken Ideen große Beliebtheit in der Bevölkerung genießt, dann wird eben auch aus dem eigenen Lager auf ihn eingeschlagen. [Karl]

4. Auf Deutschlandradio Kultur findet sich ein sechseinhalbminütiges Interview mit Julian Nida-Rümelin. Darin spricht sich der Philosoph und ehemalige Kulturstaatsminister für eine Enthysterisierug der öffentlichen Debatte aus nach den kürzlich erfolgten Amokläufen von Würzburg und München sowie dem Sprengstoffattentat von Ansbach. Dass viele Menschen nach solchen Vorfällen Angst haben würden, sei verständlich, sollte aber nicht zu eine Hyterisierung führen, sondern vielmehr sei eine Kultur der Gelassenheit zu praktizieren. Zu ähnlichen Schlüssen, allerdings aus einer mehr persönlichen Sicht geschildert, kommt Esther Göbel in einem lesenswerten Krautreporter-Artikel. [Karl]

5. Und noch was zum Thema Terror und Amok: Jens Berger beschäftigt sich in einem Artikel auf den NachDenkSeiten mit den geforderten Maßnahmen, die nun nach den jüngsten Anschlägen von vielen Politikern in die Öffentlichkeit getragen werden: mehr Überwachung des Internets, Bundeswehreinsätze im Inneren, Verschärfung der Waffengesetze und Verbot von sogenannten Killerspielen. Dass diese allesamt untauglich sind, zeigt Berger stimmig auf, zudem stellt er die Fragen, warum denn nicht mal wirklich an die Ursachen für derartigen Amokläufe herangegangen wird, die er mit Kriegseinsätzen in aller Welt und dem Druck der neoliberalen Leistungsgesellschaft auch konkret benennt. [Karl]

6. Michael Moore, Filmemacher und Politaktivist, fürchtet, dass Donald Trump der nächste Präsident der USA werden könnte, wie ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Für diese These führt er fünf Gründe an, die durchaus plausible anmuten. Umfragen, die Hillary Clinton ja schon länger gegenüber Trump im Hintertreffen sehen, gibt es ja schon länger und scheinen Moores Ansicht zu bestätigen. [Karl]

7. In einer Kolumne in der taz berichtet Lalon Sander von einer erstaunlichen Einsicht beim Internationalen Währungsfonds (IWF): Drei von dessen Ökonomen haben in einem Papier festgestellt, dass der Neoliberalismus nicht Wachstum und Wohlstand für alle erzeugt, sondern vielmehr das Wachsen von Ungleichheit beschleunigt und damit Wachstum reduziert. Für selbst denkende Menschen nicht gerade eine Neuheit, im Rahmen des IWF hingegen ist ein solches Statement schon eine kleine Revolution. Bleibt nur die Frage, ob diese nun auch Folgen haben und dem globalen ökonomischen Vernichtungsfeldzug des IWF Einhalt gebieten wird. [Karl]

8. Wir leben in der Zeit der Krisen, wie es scheint. Was die wahren Krisen unserer Zeit sind und wie wir damit umgehen, dazu hat Noam Chomsky (Sprachwissenschaftler und Intellektueller aus den USA) einen 16-minütigen Videobeitrag auf denkfunk veröffentlicht. Eigentlich kann ich den Beitrag nicht empfehlen, denn er trübt die Laune erheblich. Trotzdem anschauen! [Dirk]

9. Dass Unternehmen bei ihrem Geschäftsgebaren die Menschenrechte achten, sollte eigentlich selbstverständlich sein – sollte man meinen. Da das leider nicht so ist, wurde der Nationale Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) ins Leben gerufen. Nun berichtet die Frankfurter Rundschau, dass das von Wolfgang Schäuble (CDU) geführte Finanzministerium den bisherigen Entwurf torpediert, indem alles gestrichen werden soll, was Firmen verpflichtet, auch in ihren Produktions- und Lieferketten auf die Einhaltung der Menschenrechte zu achten. Bösartig und lobbyhörig – ich denke, so kann man Wolfgang Schäuble treffend und umfassen beschreiben. [Karl]

10. In einem Artikel auf seiner Webseite entlarvt Norbert Häring, wie die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung hemmungslos Propaganda im Sinne der Versicherungswirtschaft betreiben. Dazu nimmt er nicht nur inhaltlich „Die fünf größten Irrtümer der Rentendebatte“, die vollmundig in der SZ präsentiert werden, auseinander, sondern enttarnt den vermeintlich ökonomischen Experten als knallharten Lobbyisten mit zahlreichen Verbindungen in die Versicherungswirtschaft. So wird nicht nur die Glaubwürdigkeit von Ökonomen, sondern auch vom Journalismus ein Stück weiter untergraben. [Karl]

11. Und noch mal was zum Thema Amok und Terror: Jakob Augstein beschäftigt sich in seiner Kolumne auf Spiegel online mit der derzeitig zu beobachtenden Reaktion auf die Anschläge der letzten Zeit in Deutschland, die sich immer weiter weg von einer sachlichen Debatte bewegt, hin zu Anschuldigungen des gegnerischen politischen Lagers. Das auf diese Weise der demokratische Diskurs massiv beschädigt wird, wenn nur noch Eiferer die Meinungs- und Deutungshoheit haben, ist eine nicht ungefährliche Entwicklung. [Karl]

12. Und auch Rayk Anders beschäftigt sich in seinem aktuellen vieminütigen Headlinez-Clip mit den Anschlägen und der u sich greifenden Angst davor. Sein Fazit ist: Wir sollten uns nicht gegeneinander aufbringen lassen, weil dann ein paar durchgeknallte Arschlöcher genau das erreichen, was sie wollen. Ein schönes Plädoyer für mehr Gemeinsamkeit statt immer mehr Spaltung, wie ich finde. [Karl]

13. Marco Höne von der Partei Die Linke in Schleswig-Holstein ist nach Nordkorea gefahren und hat dort zehn Tage als Tourist verbracht, da er schon oft der Vorwurf zu hören bekam, er sei als Linker ein Fan von Nordkorea. Seinen Reisebericht kann man nun auch VICE lesen, und man erhält so einen Einblick in ein Land, in das man normalerweise aufgrund der Abschottung eben nicht hineinschauen kann. Höne schildert auf kurzweilige Art seine beklemmenden Erfahrungen, verliert dabei allerdings nicht einen differenzierenden Blickwinkel. Absolut lesenswert! [Karl]

14. „Zerstört die EU!“ – das klingt erst mal sehr destruktiv. Wenn aber eine ausgesprochen intelligente Frau wie Ulrike Guérot einen derart betitelten Artikel für die Zeit schreibt, dann wird da schon was anderes hinterstecken. So beschäftigt sich die Autorin mit der Dauerkrise in der EU, die ihrer Ansicht nach mit Reformen nach dem Weiter-so-Prinzip nicht zu lösen sein wird, und schlägt komplett neue Wege für ein demokratisches Europa vor. [Karl]

15. Noch mal die Zeit: Sascha Zastiral beschreibt dort in einem Artikel, wie seit der Brexit-Abstimmmung die Fremdenfeindlichkeit in Großbritannien zugenommen hat. Den Grund hierfür sieht er darin, dass die Brexit-Befürworter in ihrer Kampagne zur Abstimmung in erster Linie auf die Nachteile der Immigration abgestellt haben, sodass nun fremdenfeindliche Positionen in den gesellschaftlichen Mainstream gerückt sind, die vor einiger Zeit noch als öffentlich nicht akzeptabel galten. Parallelen zu Deutschland zu ziehen kann hier sehr sinnvoll sein, finde ich. [Karl]

16. Fliegen belastet die Umwelt in besonders großem Maße – soweit nichts Neues. Ein knapp siebenminütiger Bericht der ARD-Sendung plusminus zeigt nun auf, dass diese umweltschädigende Art der Fortbewegung auch noch mit fast 12 Mrd. Euro Steuervorteilen jedes Jahr gefördert wird. Diese Steuerprivilegien stammen noch aus dem Jahr 1944 – es wäre also vielleicht mal an der Zeit, sie zu überdenken, finde ich. [Karl]

17. Zwar schon vom April, aber gerade erst entdeckt und für wichtig und lesenswert befunden: Katharina Nocun beschreibt in einem Artikel ihres Blog Kattascha, wie sie sich testweise in das Vereinsgeflecht von Beatrix von Storch begeben hat, um mal zu schauen, wie es dort mit dem Datenschutz bestellt ist. Resultat: Die hochsensiblen Daten von Menschen, die dort zum Beispiel Petitionen zeichnen, werden einfach zwischen den verschiedenen Vereinen hin und her gereicht. Mal wieder sieht man, dass gerade diejenigen, die Law and Order am lautesten für andere Fordern, es selbst nicht so wirklich genau damit nehmen. [Karl]

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Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

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