Es geht in der Marktwirtschaft immer um die Mobilität

Mobilität ist von Anfang an das entscheidende Problem für die Marktwirtschaft gewesen, schon im 19. Jahrhundert ging es um die Mobilität. Die Arbeitskräfte mussten zu den Maschinen, die Maschinen brauchten die Arbeitskräfte. Deshalb hat die Marktwirtschaft auch genau hier eingegriffen, denn mit den bestehenden Gesetzen und der bestehenden Kultur, war der Kapitalismus nicht an die Marktwirtschaft anzupassen. Die Massen mussten entwurzelt werden, pauperiert werden, nur so waren sie bereit in den Fabriken zu schuften. Man holte sie vom Land in die Stadt, indem man die Lebensumstände des Landes so sehr verschlechterte, dass die Menschen gezwungen waren in die Stadt zu gehen. Mit Anreizen hatte das wenig zu tun, es war Zwang und der Hunger das Mittel zum Zwang.

Viel an dieser Art und Weise der Marktwirtschaft, sich die Menschen dienbar zu machen, hat sich nicht geändert. Nicht mehr Hunger treibt die Menschen – obwohl die Tafeln hier auch schon den Hunger mildern müssen -, man ist subtiler geworden die Menschen zu den Maschinen zu zwingen, die Mobilität aufrecht zu erhalten. Es werden Anreize und Ausgleiche gesetzt, Subventionen wie die Pendlerpauschale beispielsweise, um die wahren Kosten der Marktwirtschaftlichen Ordnung zu verschleiern. Würde man die Mobilität, die das System braucht, unbedingt braucht, mit in den Preis hineinnehmen – wie es eigentlich konsequent marktwirtschaftlich wäre -, so müsste diese in die Löhne hinein gerechnet werden. Das will man nicht von liberaler Seite, denn das würde ja den fiktiven Preis der Arbeit erhöhen, die Wettbewerbsfähigkeit mindern. Also verlagert man die Kosten der Mobilität auf die Gesellschaft, ebenso wie den Zwang dazu überhaupt mobil zu sein.

Katrin Göring-Eckardt hatte deshalb auch recht die Sanktionen bei Hartz-4 „Bewegungsmotivation“ zu nennen, sie verstand worum es wirklich ging bei dieser „Sozialgesetzgebung“. Es ging darum die Mobilität, sowohl die innere des Menschen als auch die zwischen den Branchen und auch die geographische Mobilität zu erhöhen, ohne dass das in den Preis der Arbeit mit eingerechnet werden musste. Hartz 1 bis 4 waren die Mittel dazu. Es ist gelungen, mit allen sozialen Folgen (die man durchaus auch als Preis der Mobilität verstehen kann) welche wir heute zu beklagen haben. Die Mobilitätsanforderungen an die Menschen sind deshalb zentral, sie müssen ins Zentrum der Debatte, nicht die Mittel des Transports, wie es die vielen Marktwirtschaftler hier fordern.

Deshalb nämlich, weil wir nur über die Mittel des Transports diskutieren, aber nicht über die Mobilität als solche, haben wir einen Kapitalismus bekommen, der wieder einmal die Gesellschaften zu sprengen droht, wie im 19. Jahrhundert schon einmal, dessen Explosion der 1. Weltkrieg im 20. Jahrhundert letztendlich war. Dieser Krieg war ein Krieg, der den gleichen Mustern der Marktwirtschaft geschuldet war, wie die Muster, die wir heutzutage erleben müssen. Die fiktiven Preise sind es, die diesen möglich machten, der Anspruch der Marktwirtschaft die Gesellschaft neu zu ordnen und ihren Ansprüchen untertan zu machen, macht diesen Kapitalismus zu einem wieder Kultur vernichtenden Kapitalismus. Sowohl bei uns, als auch weltweit, was dann auch die vielen weltweiten Gegenbewegungen erklärt, die nur noch nicht den richtigen Adressaten gefunden haben: die Marktwirtschaft.

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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