Bauernproteste

Die Bauern gehen ja gerade viel demonstrieren und machen mit ihren Treckern reichlich Alarm. Generell ist an der Landwirtschaft in Deutschland ja auch vieles kritikwürdig, aber dass nun die Bauern gegen Natur- und Tierschutz und für die weitere Verwendung von Pestiziden protestieren, zeigt dann schon, dass diese Probleme nicht nur politischer Natur sind, sondern leider oft genug auch die einzelnen Landwirte als Ursache haben.

Ich hab in letzter Zeit bei virtuelle Diskussionen viele komplett bescheuerte Bauern erlebt: CDU-Wähler, Glyphosat-Junkies, Tierquäler, teilweise noch mit rechter Schlagseite – und meinen dann immer, als Einzige die Weisheit gepachtet zu haben, was Landwirtschaft angeht, ohne dann auch nur mal ein Argument vorzubringen. Stattdessen wird gepöbelt und beleidigt.

Und diese Leute fallen dann auch noch auf einen Lobbyisten der Chemoagragindustrie wie „Bauer“ Willi rein (siehe dazu hier).

Da muss man sich doch nur die Bauernverbände anschauen als die Vertretung der Landwirte, das ist doch schon ein durch und durch ekliger Haufen, der nur die industrialisierte Landwirtschaft unterstützt und fördert. Deren Präsidiumsmitglied wurde ja vor einiger Zeit mal von Max Uthoff in Die Anstalt als das gezeigt, was er ist: eine klassische Lobbyistensau.

Diese Bauern – wohlgemerkt: nicht alle, aber eben diejenigen, die ich gerade beschrieben habe – merken eben jetzt, dass ihr Geschäftsmodell, was auf Umweltzerstörung und Tierqual basiert, nicht mehr so gut angesehen ist und auch nicht mehr so richtig funktioniert. Und was machen Menschen im Kapitalismus, wenn ihr Geschäftsmodell nicht mehr hinhaut? Sie schlagen wild um sich.

Die sollten lieber mal raffen, dass die Naturschützer eigentlich auf ihrer Seite stehen, aber dafür sind diese Bauern anscheinend zu dämlich oder zu vernagelt – oder beides.

Jeder dieser Bauern, der Konkurs geht, ist ein Gewinn für die Gesellschaft.

Schlaue Landwirte wissen nämlich, dass Landwirtschaft nur im Einklang mit der Natur funktionieren kann, dass Pestizide keine gute Idee sind und dass Tiere nicht gern gequält werden wollen. Aber diese Bauern sind leider offensichtlich in der Minderheit. Wichtig wäre es also, sie zu stärken und den umweltfeindlichen CDU-Bauern in aller Deutlichkeit den gestreckten Mittelfinger zu zeigen.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

2 Gedanken zu „Bauernproteste“

  1. Um es gleich vorauszuschicken, um nicht missverstanden zu werden, diese Proteste und vor allem die Forderungen, die dort aufgestellt worden sind, sind fast alle Blödsinn, gefährlicher Blödsinn sogar. Da beißt keine Maus einen Faden ab. Dieser Bauerverband ist ebenso verwerflich im Tun, wie der BDI, wenn es um die Industriepolitik im Lande geht. Dennoch muss man diesen Protest auch als Hilferuf begreifen, um ihn wirklich einordnen zu können.

    Hier schreien Menschen um Hilfe, lassen sich instrumentalisieren, weil sie mit dem Rücken an der Wand stehen. Man muss sich nämlich klar darüber werden, dass nicht die hier Betroffenen dieses System geschaffen haben, sondern andere. Die Bauern haben sich angepasst an dieses System und stehen nun vor dem Scherbenhaufen der Politik, ihres Verbandes, aber auch des generellen Politikverständnisse, alles auf Märkte auslagern zu wollen, dort die Entscheidungen treffen zu lassen, die besser andernorts getroffen worden sind noch vor Jahren, aber nicht mehr getroffen werden.

    Wer alles auf den Preis als Steuerungsmittel reduziert, schafft Anpassungen – für Ökonomen Allokationen -, die sich dann ausschließlich am Preis orientieren und nicht mehr an den gesellschaftlichen Anforderungen. Wer dann eingreift, eingreifen muss, der hat deshalb auch die Lasten zu tragen für diese Eingriffe und nicht diese Lasten – analog zum Diesel – denen aufzuerlegen, die sich an die Gesetzgebung in der Vergangenheit anpassen mussten und nun wieder vor neuen Anpassungen stehen, Anpassungen, die für viele dort sogar existenzbedrohend sind.

    Ich kann deren Wut also durchaus nachvollziehen, auch die Wut auf ihre Ministerin, nicht auf die des Umweltressorts (die macht noch viel zu wenig). Aber nachvollziehen heißt nicht, dass ich ihre Forderungen in Gänze nachvollziehen kann. Im Gegenteil, außer die Forderung in den Rückstellungen Kapitalgesellschaften gleichgestellt zu werden, teile ich keine ihrer Forderungen, halte sie für falsch.

    Forderungen nach mehr Plan und soziale Begleitung der Pläne könnte ich nachvollziehen und deshalb auch unterstützen. Nur leider werden solche Forderungen nicht gestellt. Warum auch? Im Interesse des Bauernverbandes, dem durch die industrielle Landwirtschaft dominierten Verbandes, sind Forderungen nach Plan und damit nach Kontingent- und Preiskontrolle, überhaupt nicht genehm. Und hier liegt die Krux des Problem im Eigentlichen. Auch hier wird die Masse missbraucht, um den Wenigen zu nützen. Marktwirtschaft eben!

    Nachklapp: Die Grünen übrigens sind auch nicht bereit hier auf Plan zu setzen, die glauben auch, dass man es dem Markt weiterhin überlassen kann, wollen nur ein wenig Stellschrauben drehen. Die Proteste und das Höfesterben gehen also weiter, auch nach einem Regierungswechsel.

  2. Aber wenn diese Bauern sich nun einerseits aufregen und dann andererseits nach wie vor CDU wählen, dann sind die in meinen Augen nur noch als komplett verblödet zu bezeichnen. Da geht es dann vor allem um die eigene Plauze und nicht um tatsächlich Missstände.

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