Atmosphäre

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Ein bisschen Atmosphäre gefällig?

Im ausgehenden 16. Jahrhundert hat man in England den Boden zur Ware gemacht; im 17. Jahrhundert hat man der Arbeit einen Warencharakter gegeben. Damit hat man den Kapitalismus zur Marktwirtschaft gemacht, was, angesichts der nun möglichen externen Energieversorgung durch die Erfindung der Dampfmaschine, den Kapitalismus entfesseln konnte.

Lange Zeit blieb es dabei, war die Marktwirtschaft zufrieden damit, nun auch Boden und Mensch handeln zu können, entwickelten sich Bewegungen zur Vermarktung des Bodens und des Menschen und dagegen. Gewerkschaften in England, Arbeitervereine in Deutschland sorgten dafür, dass die allzu großen Verwerfungen durch die Pauperisierung wieder ein wenig nivelliert werden konnten. Die Geschichte sollte bekannt sein, ihr Auf und Ab sollte im Wissen zur Allgemeinbildung gehören.

Seit einiger Zeit jedoch stehen wir vor einer neuen Herausforderung. Die Marktwirtschaft will seit Langem die Umwelt zur Ware machen, und viele von uns machen fröhlich dabei mit. Insbesondere die Atmosphäre soll zur Ware werden. Ob nun über Zertifikatehandel oder über CO2-Steuer, nichts anderes als zu einer Ware wird damit unsere Atmosphäre gemacht. Wer den Preis bezahlen kann, der darf die Atmosphäre nutzen, auch wenn er sie damit verbraucht, auch wenn er sie damit schädigt. Das ist Marktwirtschaft, und das ist ganz im Sinne des Neoliberalismus. Mission accomplished!

Die Falle ward gestellt. Die Falle hat zugeschnappt. Neben Boden und Mensch wird nun auch die Atmosphäre zu einer fiktiven Ware.

„Wann folgt das Meer?“, ist damit keine Frage mehr, sondern nur noch eine Frage der Zeit.

Print Friendly, PDF & Email

Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

Schreibe einen Kommentar