Interessantes aus KW 21/2020

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Unglaubliches berichtet ein Artikel auf ze.tt! VW hat auf Instagram einen Werbespot verbreitet, in dem ein dunkelhäutiger Mann von einer riesigen hellhäutigen Hand in eine Lokalität mit dem Namen „Petit Colon“ (kleine Kolonie) geschnipst wird. Und zu allem Überfluss sind dann die ersten Buchstaben, die vom Slogan „Der neue Golf“ zu sehen sind, auch noch diejenigen, aus denen das Wort „Neger“ gebildet wird. Da ich aus beruflichen Gründen weiß, wie akribisch in Werbeagenturen gearbeitet wird, dürfte das alles kein Zufall sein. Nach einem Shitstorm hat VW die Werbung auch erst mal wieder entfernt, aber nun ist das halt schon mal in der Welt. Was denken die sich dabei bloß? [Karl]

2. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Max Straubinger ist ja zuletzt sehr unangenehm mit seiner Äußerung aufgefallen, dass die osteuropäischen Schlachthofarbeiter ja selbst schuld an ihrer Corona-Infektion seien. Nun berichtet ein Artikel von abgeordnetenwatch.de, dass Straubinger es zudem mit den Transparenzregeln des Bundestages für Nebeneinkünfte nicht sehr genau nimmt und seine eigenen nicht unerheblichen Verdienst aus außerparlamentarischen Tätigkeiten trotz Mahnungen seit Jahren mit erheblicher Verspätung anzeigt. Da scheint jemand ja der Ansicht zu sein, dass rechtliche Verpflichtungen nur für andere gelten – was für ein widerwärtiges fast schon feudalistisches Denken. Na ja, CSU halt … [Karl]

3. Auf der Freitag findet sich ein Appell von Johanna Montanari, dass doch nun der Corona-Ausnahmenzustand bitte nicht dazu führen sollte, sämtliche feministischen Errungenschaften der letzten Jahre zu vergessen. Es droht nämlich in der Tat ein reaktionärer Backlash nach dieser Krise, und diesem gilt es, entschieden entgegenzutreten. Das werden natürlich gerade die alten weißen Männer nicht gern hören, die ja gerade in großem Maße zu einer konservativ-reaktionären Rolle rückwärts neigen, da Corona nun mal etwas ist, das sie selbst in besonderem Maße betreffen kann. Umso wichtiger, wie Montanari daran zu erinnern, dass die „Normalität“, zu der es zurückgehen soll, keine ist, die hinter bisher Erreichtes (in progressivem Sinne) zurückfällt. [Karl]

4. Nachdem das Bundesverkehrsministerium von Andreas Scheuer (CSU) sich verweigert hatte, die Unterlagen zum Pkw-Maut-Desaster der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat FragDenStaat gegen diese Mauertaktik Klage angedroht, was das Ministerium zum Einlenken bewegt hat, und veröffentlicht nun den Geheimvertrag zur Pkw-Maut. Und der hat es durchaus in sich, offenbart sich darin doch das deutliche Bestreben, die Finanzierung dieser ganzen Angelegenheit über eine Art Schattenhaushalt zu gestalten. Bleibt nach wie vor die Frage, warum jemand wie Andreas Scheuer, der so offensichtlich gegen die Interessen der Allgemeinheit agiert, immer noch seinen Ministerposten innehat … [Karl]

5. Leider wenig Überraschendes geht aus einem Artikel der jungen Welt hervor: Die Bundesregierung sträubt sich vehement dagegen, den Ärmsten im Lande Unterstützung aufgrund der Corona-Krise zukommen zu lassen. Dass gerade arme Menschen unter den Krisenmaßnahmen, zum Beispiel der Schließung der Tafeln, leiden, spielt dabei offensichtlich keine Rolle. Mit dabei ist natürlich auch die AfD, die zwar gern rumkrakeelt, dass sie für „die kleinen Leute“ da sein wolle, dann aber in der Praxis doch immer nur gegen diese agiert. Was für ein Trauerspiel! [Karl]

6. Heinz Hermann Thiele ist Multimilliardär und einer der reichsten Deutschen. Nun hat sich der Unternehmer (Knorr-Bremse) gerade ein riesiges Aktienpaket der Lufthansa gesichert – darauf spekulierend, dass der Konzern schon mit Staatsgelder gerettet wird. Er selbst hingegen beutet seine Arbeitnehmer aus (Tarifflucht, 42-Stunden-Woche) und gönnt sich selbst fette Dividendenzahlungen, obwohl auch sein Betrieb öffentliche Gelder fürs Kurzarbeitergeld erhalten wird. Ein siebeneinhalbminütiger Bericht von Panorama (ARD) befasst sich mit diesem Schmarotzer, der selbst zudem auch noch gern gegen den Sozialstaat wettert – da ist Brechreiz garantiert. Was für ein Widerling! [Karl]

7. Und gleich noch was zum Thema Ausbeutung, denn da ist die deutsche Fleischindustrie ganz vorn mit dabei, wie aus einem Interview mit Mohamed Boudih von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in der Süddeutschen Zeitung hervorgeht. Dass dort vor allem osteuropäische Arbeiter über Werkverträge zu indiskutablen Bedingungen schuften müssen, ist ja schon länger bekannt, genauso wie deren Unterbringung in oft überteuerten und beengten Massenunterkünften. Nun rückt das gerade wegen wenig überraschender Covid-19-Ausbrüche bei ebendiesen Arbeitern in den öffentlichen Fokus – und die Politik tut überrascht, während die Fleischindustrie das Unschuldslamm gibt. Kapitalismus wie im 19. Jahrhundert – ein Pfuhl von Ausbeutung, Menschenverachtung und Korruption … [Karl]

8. Dass gesellschaftliches Engagement erfolgreich sein kann, zeigt eine Meldung des Umweltinstituts München. Auch dank öffentlichem Druck und zahlreicher Unterstützer konnte nämlich die Beschwerdekammer des Europäischen Patentamtes (EPA) dazu gebracht werden, ein Verbot von Patenten auf konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere auszusprechen. Das ist zwar nur ein erster Schritt, auf den noch weitere folgen müssen, aber es geht in jedem Fall in die richtige Richtung, um weiteren Patentmissbrauch der Agrarindustrie konsequent zu unterbinden. [Karl]

9. Weniger Erfreuliches geht dann aus einer weiteren Meldung des Umweltinstituts München hervor: Beim Forschungsreaktor FRM II im bayrischen Garching wurde aufgrund eines Fehlers Radioaktivität freigesetzt. Problematisch vor allem, dass der Betreiber hier alles andere als transparent agiert und offensichtlich wird, dass die Kontrollmechanismen der Aufsichtsbehörde nicht wirklich funktional sind. Mal davon abgesehen, dass dieser Reaktor eh schon lange nicht mehr betrieben werden dürfte, da dort hoch angereichertes und damit atomwaffenfähiges Uran verwendet wird. Ein weiteres Kapitel in der unendlichen Geschichte namens „Irrsinn Atomkraft“. [Karl]

10. In einem Artikel auf Makronom werden die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit vorgestellt, die sich mit dem Rückgang der CO2-Emissionen während der Corona-Eindämmungsmaßnahmen beschäftigt. Diese zeigen, dass ein solche massiver Einschnitt, wie wir ihn gerade erlebt haben (und immer noch erleben) lediglich dazu führt, die ohnehin durch das Pariser Klimaabkommen vorgegebene Reduzierung der CO2-Emissionen zu erreichen. Somit sollte klar sein, dass eine Rückkehr zu einer „Weiter so“-Normalität dazu führen würde, die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten. Die Autoren äußern allerdings die Hoffnung, dass dieser coronabedingte Einschnitt nun ein Umdenken auslösen könnte – was ich mir allerdings bei den neoliberalen Betonköpfen in nahezu allen Regierungen leider kaum vorstellen kann. [Karl]

Print Friendly, PDF & Email

Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

Schreibe einen Kommentar