Interessantes aus KW 35/2021

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Eine Gruppe von Medizinern, Virologen und Epidemiologen fordert in einem Gastartikel auf Zeit Online ein Umdenken in Bezug auf die Corona-Maßnahmen für Schüler. Gerade junge Menschen haben seit Beginn der Pandemie besonders stark unter den Lockdown-Auswirkungen gelitten, dabei haben sie selbst nur sehr selten schwere Covid-19-Verläufe. So bieten die Experten einige Ansätze, um zukünftige Schulschließungen und damit weitere Belastungen für Kinder und Jugendliche zu vermeiden. [Karl]

2. Bertram Häussler, Leiter des unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen IGES, übt laut einem Artikel auf Publikum Kritik an den vom Robert Koch Institut (RKI) veröffentlichen Zahlen von Corona-Toten der letzten Monate. Diese seien seiner Ansicht nach nämlich deutlich zu hoch, und zwar um circa 80 %, da viele der Verstorbenen alte Menschen seien, die schon Wochen zuvor eine Covid-19-Infektion hatten und nun an etwas anderem, beispielsweise einem Herzinfarkt, verstorben sind. So würde Häusslers Ansicht nach eine Verzerrung der Sterbestatistik vorliegen. [Karl]

3. Das US-amerikanische Open Markets Institut hat eine Analyse zu den Überwachungspraktiken Amazons angefertigt. Und kommt dabei laut einem Artikel auf Krass + Konkret zu dem Schluss, dass eine möglichst umfassende Überwachung das eigentlich Geschäftsmodell des Internethändlers ist. Und dazu nutzt Amazon verschiedene Kanäle, um so seine Marktmacht weiter auszubauen. Nebenbei werden dann diese riesigen Datenmengen selbst auch noch versilbert, zum Beispiel indem sie an Polizeidienststellen weitergegeben werden. Es bleibt dabei (aus diversen Gründen): Finger weg von Amazon! [Karl]

4. Winfried Wolf wirft in einem Kommentar auf Telepolis einen kritisch-pointierten Blick auf das „Triell“ der drei Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne), das neulich im Fernsehen stattfand. Neue Erkenntnisse gab es dabei kaum, alle drei stehen auf Bundeswehreinsätze im Ausland und letztlich auch für eine Weiter-so-Politik. Keine wirklich guten Aussichten in Zeiten wie diesen, die radikale Änderungen notwendig machen, um den Erhalt der Biosphäre vielleicht doch noch irgendwie hinzubekommen. [Karl]

5. Ein bisschen schwere Kost in Sachen zwischenmenschlicher Beziehung gefällig? Bei Panorama (ARD) zeigt ein 16-minütiger Beitrag, wie ein ehemaliger Häftling im Foltergefängnis Guantanamo sich seiner Vergangenheit stellt und sogar aktiv den Kontakt zu seinen ehemaligen Folterknecht:innen und Gefängniswärter:innen sucht. Sehr intensiv, und auch die ehemaligen Soldat:innen zeigen eine menschliche Seite, die den Bericht zu einem Prozess machen, der auf Versöhnung, anstatt auf Rache setzt. [Dirk]

6. Aktuell keine Nachrichtensendung ohne Afghanistan. Die Sendereihe Mit offenen Karten (arte) zeigt in einer 12-minütigen Sendung einen Überblick, wie sehr das Land unter den fremdländischen Invasoren leiden musste und wie vielfältig das ethnische Erbe ist. Der Beitrag aus dem Jahr 2019 ist umso wertvoller, weil er eben nicht die aktuellen Ereignisse in den Vordergrund stellt. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es wäre, in einem Land zu leben, in dem so viel Unruhen, Kriege und Nöte herrschen und herrschten, und wie viel Anteil und Schuld die westlichen Länder dabei auf sich geladen haben. [Dirk]

7. Ein Gastbeitrag von Fred Grimm für der Freitag widmet sich der aktuellen medialen Schwerpunktsetzung im Bundestagswahlkampf. Da scheint es nämlich für viele nichts Dringlicheres zu geben, als dass vonseiten der Grünen und SPD ausgeschlossen wird, auch Koalitionsgespräche mit den Linken zu führen. Mal abgesehen davon, dass die Linkspartei nun nicht ansatzweise das Schreckgespenst ist, als das sie von CDU, FDP und diesen Parteien nahestehenden Medien dargestellt wird, ist die CDU doch im Grunde mit ihrem deutlichen Rechtsruck der letzten Jahre aus Sicht von Demokraten um einiges fragwürdiger. Zudem sollte man vonseiten der Journalisten besser auf inhaltliche Aspekte fokussieren, so zum Beispiel darauf, wie man die Klimakatastrophe noch ein wenig abmildern kann. [Karl]

8. Bürger können schwere Fälle von Steuerhinterziehung anonym melden, das ist schon seit Langem eine übliche Praxis. In Baden-Württemberg ist nun ein Portal von Landesfinanzminister Danyal Bayaz (Grüne) eingeführt worden, auf dem dies auch online gemacht werden kann. Eigentlich nichts besonders Erwähnenswertes, allerdings laufen sämtliche Rechte im Land, angefangen von BILD über CDU/CSU, FDP und AfD bis hin selbst zu SPD-Politikern, dagegen Sturm, schwafeln von „Steuer-Stasi“, und als Krönung setzt es für Bayaz auch noch etliche rassistische Kommentare, wie aus einem Artikel auf Spiegel Online hervorgeht. Woran man mal wieder sieht, dass rechte Politiker und Medien eben ein Herz für Steuerhinterzieher und keinen demokratischen Anstand haben. Abartig! [Karl]

9. Antibiotika sollen in der Tiermedizin verboten werden. Diese Meldung ging gerade durch viele Medien und sorgte bei Tierärzten und -haltern für viel Aufregung. Ein Artikel auf Mimikama beleuchtet die Faktenlage zu diesem Gesetzesvorhaben, das sich wohl in erster Linie gegen die massenweise Antibiotikagabe in der Massentierhaltung richtet, allerdings auch so ausgelegt werden könnte, dass Kleintiere keine Antibiotika mehr erhalten dürfen. Um da Rechtssicherheit zu schaffen, müsste eine EU-Richtlinie geändert werden, und das dauert erfahrungsgemäß sehr lange – und das neue Gesetz soll schon Anfang 2022 in Kraft treten. Heikle Situation für viele Tierbesitzer! Ich wäre ja dafür, stattdessen lieber die Massentierhaltung generell abzuschaffen, dann würde sich das Problem erübrigen. [Karl]

10. Im Wahljahr 2021 fließen die Parteispenden besonders großzügig, wie aus einem Artikel auf Spiegel Online hervorgeht. Die bisher eingegangenen Großspenden über 50.000 Euro, die sofort meldepflichtig sind, liegen in Summe jetzt schon höher als die Gesamtspenden der letzten Jahre mit Bundestagswahl, und das bis zum Jahresende! Auf diese Weise wird nicht nur Einfluss genommen auf die Möglichkeiten von Parteien, unterschiedliche Mittel zur Selbstpräsentation zur Verfügung zu haben, sondern ich kann mir auch nicht vorstellen, dass damit nicht häufig auch Ansprüche an spätere „Gefälligkeiten“ der so Alimentierten verbunden sind. Parteispenden sollten daher, wenn schon nicht verboten, so doch zumindest stärker eingeschränkt und reglementiert werden. Aber da vor allem die rechten Parteien davon profitieren, sträuben die sich natürlich total dagegen. [Karl]

11. LobbyControl und Corporate Europe Obervatory haben gemeinsam eine Studie erstellt, die sich mit dem Lobbyeinfluss von Digitalkonzernen auf die EU befasst. Und da wird richtig viel Geld ausgegeben, um Gesetzesvorhaben (wie gerade aktuell geplant) abzuschwächen oder gar zu verhindern, mit denen die Macht der großen Digitalkonzerne beschnitten werden soll. Nicht nur daran sieht man, wie gefährlich solche Megakonzerne und Quasimonopolisten für die Demokratie sind. Ein Artikel von LobbyControl fasst die Ergebnisse der Studie zusammen, zudem findet sich dort auch ein Link, unter dem sich die gesamte Studie runtergeladen werden kann. [Karl]

12. Die EU-Kommission hat im Juli sehr konkrete und auch ambitionierte Ziele der Emissionsverringerung zum Klimaschutz vorgegeben. So lobenswert das schon mal ist, so schlafmützig zeigt sich dabei dann gerade Deutschland, denn diese Ziele und Vorgaben werden von den Parteien im Wahlkampf gerade komplett ignoriert, anstatt darüber eine breite Diskussion anzustoßen, was Anke Herold in einem Kommentar im neuen deutschland kritisiert. Deutschland als führende Wirtschaftsmacht geht hier also nicht voran, wie es eigentlich sein sollte, sondern eiert irgendwie hinterher. Und droht damit, die EU-Klimaziele zu gefährden. [Karl]

13. Die Schattenseiten der Ökonomisierung der Wissenschaften werden immer offensichtlicher. So berichtet ein Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung über eine offensichtlich recht gängige Praxis, wissenschaftliche Artikel von Bots schrieben zu lassen. Dazu werden dann mitunter andere Artikel einfach von einem Programm umformuliert, oder aus mehreren anderen Artikeln wird automatisch ein neuer generiert. Das bringt natürlich nicht nur die Wissenschaft in Misskredit, sondern kann auch Leben kosten, wenn so falsch Daten in medizinischen Fachartikeln stehen. Für die Verlage lohnt sich das, viele Wissenschaftler gehen derart vor, um dem Druck, möglichst viel zu publizieren, gerecht werden zu können. Insofern wird sich an diesem Missstand wohl auch erst mal nichts ändern. [Karl]

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