Buchtipp: Eine kurze Geschichte der Menschheit

Der Homo sapiens ist seit ca. 300.000 Jahren auf der Erde unterwegs, die selbst ca. 4.500.000.000 Jahre alt zu sein scheint (es gibt uns also ca. 1/15.000 des Erdalters). Wie hat der Mensch es in dieser relativ kurzen Zeit an die vermeintliche Spitze der Schöpfung geschafft? Welche Wegpunkte haben wir passiert, welche entscheidenden Richtungen eingeschlagen und an welchen Stellen war es einfach nur Glück? Diese und viele weitere Fragen versucht der Historiker Yuval Noah Harari in seinem grandiosen Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ zu beleuchten. Selten hat mir ein Buch so viel bleibendes Wissen vermittelt und mich auf jede weitere Seite so neugierig gemacht!

Anfangs war der Homo sapiens eher ein unscheinbares Tier in der afrikanischen Savanne, aber die Bändigung des Feuers, die Ausbildung der Sprache und Schrift und nicht zuletzt auch Religion und Abstraktionsvermögen haben alle anderen Tiere zu Sklaven und Opfern degradiert. Wo der Mensch erschien, wurden die größten Landbewohner in kürzester Zeit ausgerottet, und die Landschaft wurde in Ackerfläche oder Stadt umgewandelt. Viele Errungenschaften waren kurzfristig nicht unbedingt vorteilhaft, aber langfristig trug z. B. der Ackerbau im wahrsten Sinne des Wortes „Früchte“. Einige Tiere haben durch die Domestizierung einen kometenhaften Aufstieg erlebt, um dann ein elendes Dasein als Fleisch-, Milch- oder Rohstofflieferant zu fristen (vom Haustier zur Massenware). So eröffnet das Buch ein Auf und Ab der Gefühle, denn auch menschliche Opfer gab es in der Geschichte der Menschheit mehr, als man sich vorstellen kann und möchte.

Nebenbei erfährt man eben auch Details, wie z. B. die Herkunft des Namen „Amerika“ oder andere, weniger populäre Geschichten. Zum Ende des Buches hin wird die Kritik am Kapitalismus und der modernen Lebensart lauter, wobei der Autor die meiste Zeit doch sachlich mit unterhaltsamem Unterton die geschichtlichen Fakten niedergeschrieben hat. Von der Auflösung der Familienbande, die Jahrtausende ohne heutige Institutionen wie Banken, Krankenhäuser und Versicherungen auskam, bis zum letzten Kapitel über das Glück an sich.

Ich freue mich schon auf das nächste Buch von Yuval Noah Harari („Homo Deus“), das hier bereits im Regal steht und darauf wartet, dass ich das aktuelle Buch von Noam Chomsky beende und mich dann darüber hermachen werde.

 

„Eine kurze Geschichte der Menschheit“
Im Pantheon Verlag 2011 erschienen, 528 Seiten
ISBN 978-3-570-55269-8

Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

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