Wir haben uns hier schon oft gegen die Privatisierung von öffentlicher Versorgung ausgesprochen und auch die PPPs (public privtae partnerships) fallen meistens zulasten der Steuerzahler und zur Freude der Bauunternehmer aus. Trotz allem scheint es ratsam, auch bei staatlicher Versorgung genauer hinzuschauen, denn das Wassermonopol wird scheinbar vielerorts zur Profitmaximierung genutzt.
Dazu lief gestern ein kurzer (etwas sensationsjounalistischer) Beitrag auf SWR mit dem Titel „Wie Versorger abkassieren“ (7:20 min). Dabei werden verschiedene Anbieter verglichen, und die Preisunterschiede liegen teilweise bei über 700 %! Das bedeutet: Für die Versorgung einer dreiköpfigen Familie haben wir Differenzen von 90 Euro bis 660 Euro im Jahr. Anbieter, denen das Bundeskartellamt auf die Finger geschaut hat, mussten ihre Preise um bis zu 68 % senken. Dann wurde zu einem Trick gegriffen: Statt eines Wasserpreises wurde nun eine Wassergebühr abgerechnet, welche nicht vom Bundeskartellamt überprüft werden darf (!), und die Preise blieben unverändert überhöht.
Ob die eigene Versorgung „im Rahmen“ liegt, lässt sich z. B. auf der Seite des Statistischen Bundesamt überprüfen. Da die Preise aber komplett intransparent sind (man also deren Zusammensetzung nicht erfährt), kann die Versorgung innerhalb eines Bundeslandes natürlich auch gut begründet stark schwanken (z. B. durch lange Leitungswege oder einem erhöhten Aufwand bei der Aufbereitung wegen Verschmutzung oder hohen Kalkgehalts).
Es gilt also, auch bei staatlichen Versorgern die Augen offen zu halten und sich gegebenenfalls mit einigen Leuten zusammenzutun, um auch hier Missstände anzuprangern. Allerdings glaube ich auch, dass auch hier eine Privatisierung die Sache eher verschlimmern würde! „Bürger, empört Euch!“
Trotz solcher Missstände ist die Privatisierung von Wasser bestimmt keine Alternative, denn sie würde die Zustände nicht nur eher, sondern ganz gewiss verschlimmern. Schon im Jahr 2013 berichtet Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung anlässlich der damals neuen EU-Richtlinie zu Wasserversorgung über zahlreiche schlechte Erfahrungen bezüglich Qualitätsminderung und Preissteigerung bei Privatisierungen der Wasserversorgung.
In der Sendung Frontal21 wurde nun in einem einminütigen Beitrag mal bezüglich der ÖPP (öffentlich private Partnerschaft) beim Bau und Unterhalt der A1 „nachgehakt“. Kurz: Es droht das Aus, und ich ahne schon, dass der Steuerzahler mal wieder die fehlenden Gewinne ausgleichen wird …