Interessantes aus KW 10/2018

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1.  Ausgehend vom SPD-Mitgliederentscheid, bei dem sich mit 66 % der Stimmen für eine GroKo ausgesprochen wurde, diagnostiziert Georg Diez in seiner Kolumne auf Spiegel Online eine grundsätzliche Krise der Demokratie, die sich nicht nur in Deutschland bemerkbar macht, sondern auch am vergangenen Sonntag bei der Wahl in Italien erkennbar wurde. Gerade die Parteien der linken Mitte haben einfach keine Lösungen für die aktuellen Probleme in einer globalisierten Welt, und so wenden sich immer mehr Menschen undemokratischen Parteien zu und wird immer mehr von nicht demokratisch legitimierten Institutionen entscheiden. Wahre Worte! [Karl]

2. Ein kurzer Beitrag aus extra3 zeigt unkompliziert und transparent, wie man seine Welt wieder ins richtige Licht rückt: „Werde Rechtspopulist!“ Es ist einfach, geht schnell und verlangt keine Studien der Philosophie oder Biologie. Klamauk, aber es trifft den Nagel auf den Kopf … leider bei den richtigen Leuten nicht „im“ Kopf. [Dirk]

3. Vor zwei Jahren geriet Olivier Ndjimbi-Tshiende, der Pfarrer aus Zorneding in Bayer mit afrikanischen Wurzeln, in die Schlagzeilen, da er aufgrund von rassistischen Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen von seinem Amt zurückgetreten ist. Ein Artikel in der taz beschreibt nun, was Ndjimbi-Tshiende heute macht und wie diese furchtbare Zeit von vor zwei Jahren immer noch bei ihm nachwirkt. Offener Rassismus ist also kein rein ostdeutsches Problem, wie uns ja immer wieder weiszumachen versucht wird. [Karl]

4. Wenn es nach dem Willen der SPD-Parteiführung geht, wird Andrea Nahles demnächst neue Parteivorsitzende. Nun hat sich allerdings die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange als Gegenkandidatin ins Spiel gebracht, und was die in einem Artikel in den Kieler Nachrichten so äußert, macht sie sehr sympathisch: Lange sieht nämlich sehr richtig die Agenda 2010 als Ursache für den Niedergang ihrer Partei und plädiert für eine soziale und fortschrittliche Politik. Ob sie mit derartigen sozialdemokratischen Positionen im ursprünglichen Sinne gegen die verknöcherten Seeheimer ankommt? Ich drück ihr in jedem Fall fest die Daumen! [Karl]

5, Dass Miethaie und gierige Investoren Mieter vergraulen und Mietshäuser verkommen lassen, um dann später mal höhere Rendite zu erzielen, ist ja nichts Neues. Dass sich allerdings auch öffentliche Träger wie die Hamburger SAGA solcher abartigen Praktiken bedienen, wie ein Artikel in der taz berichtet, ist dann schon verwunderlich. Zumal in einer Stadt wie Hamburg, in der bezahlbarer Wohnraum zunehmend knapper wird. Andererseits ist Hamburg ja auch für seinen politischen Filz und die Scholz-Regierung für ihre Korrumpiertheit nicht ganz unbekannt. Dennoch: Skandalös, wie hier vonseiten eines städtischen Unternehmens mit Mietern umgesprungen wird! [Karl]

6. Die Wahlen in Italien nimmt Jens Berger in einem Artikel auf den NachDenkSeiten zum Anlass, um festzustellen, dass das klassische europäische Parteiensystem doch arg am Bröckeln ist. Sozialdemokraten und Christdemokraten, die in der Nachkriegszeit bis vor wenigen Jahren stets die beiden dominanten politischen Lager bildeten, sind mittlerweile teilweise derart marginalisiert, dass sie zusammen nicht mal mehr auf 30 % der Stimmen kommen. Bisher profitieren davon vor allem die Rechtspopulisten – eine bedenkliche Entwicklung, wie auch Berger meint. [Karl]

7. Und noch mal die NachDenkSeiten: Dort findet sich ein ausgebrochen lesenswertes Interview mit Max Uthoff. Der Kabarettist dürfte den meisten vermutlich durch die Sendung Die Anstalt im ZDF bekannt sein, die er zusammen mit Claus von Wagner leitet. Nun steht er Markus Klöckner zu diversen Punkte des politischen und medialen Zeitgeschehens auf kritische und natürlich immer auch pointierte Art Rede und Antwort. [Karl]

8. Die neue Bundesregierung scheint ja wirklich ein wahres Gruselkabinett zu werden, zumindest aus Sicht von Menschen, die nicht nur absolute Wirtschaftshörigkeit als Maßstab politischen Handelns als sinnvoll erachten. Neustes Beispiel: Dorothee Bär von der CSU, die Bundesministerin für Digitalisierung wird. So berichtet ein Artikel von Netzpolitik.org, dass Bär so überhaupt nichts von Datenschutz zu halten scheint und diesen nur als Hemmnis für Unternehmen betrachtet. Miese Aussichten für die nächsten Jahre … [Karl]

9. Die USA haben Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte erhoben, was nun von vielen Politikern und Medien als Beginn eines Handelskrieges angesehen wird. Der Ökonom Heiner Flassbeck mahnt nun allerdings in einem Interview mit Deutschlandfunk erst mal ein wenig zu Ruhe und Besonnenheit. Zu Recht weist er darauf hin, dass ja schließlich diese Maßnahmen eine direkte Folge der europäischen (und da insbesondere der deutschen) Handelsüberschüsse sind, und erklärt die zugrunde liegenden ökonomischen Sachverhalte nachvollziehbar und verständlich. [Karl]

10. In einem Artikel auf Vorunruhestand beschreibt Helmut Achatz, wie CDU/CSU im Koalitionsvertrag dafür gesorgt haben, dass sich die Betriebsrenten für die meisten Menschen, die auf diese Weise zusätzlich fürs Alter vorgesorgt haben, nicht lohnen wird. Die Unionsparteien haben sich nämlich damit durchgesetzt, dass auf diese Auszahlungen dann fast ein Fünftel Krankenversicherungsbeiträge bezahlt werden müssen, sodass es für viele rentabler gewesen wäre, das Geld lieber unters Kopfkissen zu stecken. So geht Sozialabbau, und CDU/CSU sind mal wieder ganz vorn mit dabei! [Karl]

11. In einem sehr interessanten Artikel auf der Freitag beschäftigt sich Antje Schrubb mit dem Feminismus, der ja zurzeit von zahlreichen reaktionären Bewegungen unterschiedlichster Couleur (Rechtspopulisten, Islamisten, fundamentale Christen usw.) unter Beschuss genommen wird. Dabei zeigt Schrupp auf, dass Feminismus eben nicht nur bedeutet, in einer generell von Ungerechtigkeit geprägten Welt als Frau genauso ungerecht behandelt zu werden wie ein Mann, sondern eben immer auch Systemkritik beinhaltet. Links und progressiv zu sein bedeutet demzufolge auch, feministisch sein zu müssen. [Karl]

12. Und noch mal was zur SPD: In einem längeren (aber sehr kurzweilig zu lesenden) Artikel auf Rubikon befasst sich Roland Rottenfußer mit der derzeitigen Situation bei den Sozialdemokraten. Dabei geht er nicht nur auf die mediale Rezeption ein, welche die SPD-Führung deutlich härter rannimmt als beispielsweise das CDU-Personal, was ja nun auch genug Kritikwertes vorzuweisen hat, sondern stellt auch die Frage, wie denn eine Bundesrepublik aussehen würde mit einer darniederliegenden 5-%-SPD. Diese Aussichten wären wahrlich unschön, da dann nämlich die CDU/CSU, wahlweise mit den Rechtspopulisten von FDP oder AfD, ihren Marktradikalismus noch ungehemmter praktizieren könnte. Rottenfußer plädiert daher dafür, Veränderungsbestrebungen bei der SPD von linker Seite aus zu unterstützen. [Karl]

13. „Hast du Probleme? Da gibt es sicher was von Pharzioram oder ’ne App für dein Schmarrnfon!“ Dies hab ich manchmal bei passender Gelegenheit als Scherz eingebracht – gibt ja reichlich Medikamente und Handy-Applikationen für jeden Mist. Seit einiger Zeit gibt es Apps, die bei Depressionen helfen sollen. In diesem Interview auf Telepolis äußert sich die Sozialwissenschaftlerin Charlotte Jurk u. a. zur Digitalisierung der Psychotherapie. Lesenswert! [Gerald]

14. Derartige Apps, die im vorigen Hinweis genannt werden, werben u. a. damit, dass man mit ihnen zu mehr Achtsamkeit gelangen würde, was ich für sehr zweifelhaft halte, sodass und dem dieses Zitat aus einem Kurzartikel über den Glücksminister von Bhutan gegenüberstellen möchte: „Statt weiterhin Informationen zu pauken, müssten die Kinder daher verstärkt in urmenschlichen Fähigkeiten gelehrt werden, mit denen Roboter und Computer nicht konkurrieren könnten. Das seien Eigenschaften wie Kreativität, Innovationsfähigkeit und Mitgefühl. Aus diesem Grund wird eine Smartphone-App auch nicht Achtsamkeit „lehren“ oder gar Psychotherapie ersetzen können! Der besagte Artikel findet sich auf der Onlinepräsens des Stern-Ablegers Neon, und ich fand ihn auch sonst sehr anregend: Ein Glücksministerium wäre m. E. in Deutschland dringender nötig als ein Heimatministerium! [Gerald]

15. Wo wir gerade bei Innovationsfähigkeit sind: Dies ist eine Innovation, die sich von der ganzen Konsumgrütze, die uns als welche verkauft werden sollen, abhebt! Eine Konstruktion, die Wasser aus Luftfeuchtigkeit gewinnt zum Einsatz in Trockengebieten, die umweltschonend und günstig ist.  Eine Innovation, die aus Mitgefühl geboren wurde, würde ich sagen – beispielhaft! [Gerald]

 

 

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