Wie sieht die sogenannte „Realpolitik“ der AfD im Bundestag aus? Auch wenn ich mich weitestgehend aus der Aufregung und Berichterstattung über die AfD ausgeklinkt habe (denn davon lebt dieser rechte Haufen), lief gestern im Rahmen der Reihe Die Story im Ersten eine 45-minütige Dokumentation von Karin Dohr und Marie-Kristin Boese über die ersten sieben Monate der AfD im Bundestag.
Und wie nicht anders zu erwarten und hier auch in den Wochenhinweisen häufiger aufgezeigt: Es geht auch während der Sitzungen im Bundestag um Provokation und die Thematisierung des einzigen Themas: Flüchtlinge. So wird die Debatte um den Klimaschutz dahin gehend verbogen, dass ja Menschen in Europa zehnmal mehr CO2 ausstoßen als Menschen in Afrika (weshalb man die Flüchtlinge doch lieber dort lassen sollte). Oder die Gesundheitspolitik wird zum Anlass genutzt, durch Flüchtlinge eingeschleppte Krankheiten zu thematisieren (dann aber bitte auch jede Art von Auslandsurlauben und diplomatischen Auslandseinsätzen unterbinden).
Die AfD schneidet entsprechend schlecht in diesem Bericht ab, was aber auch im Interesse der Filmmacherinnen zu sein scheint. Aus meiner Sicht gibt es aber auch einen positiven Aspekt zum Einzug der AfD in den Bundestag: Es gibt wieder hitzige Debatten, und die Abgeordneten verstehen, dass sie wieder zahlreicher in den Sitzungen anwesend sein müssen, um den Populisten nicht das Feld zu überlassen. Die lautstarken Reden der Grünen (z. B. Britta Haßelmann oder Cem Özdemir) sind zwar inhaltlich eine nötige Richtigstellung vom Verhalten der AfD, sind aber für meinen Geschmack zu hitzig vorgetragen (denn Aufreger sind ja genau das, was die Partei provozieren möchte).
Kurzum: Diese Dokumentation bestätigt die Erwartungen in Bezug auf einseitige, provozierende und wenig konstruktive Zusammenarbeit mit der AfD im Bundestag. Leider lässt sie dabei wenig Raum, um auch die Sichtweise der AfD auf deren Verhalten zu beleuchten. Für mich am ekelhaftesten sind die Aufnahmen außerhalb des Bundestages: Hetz- und Hassreden im Stil der NSDAP vor einer grölenden Menge aus verunsicherten und vernachlässigten Anhängern der AfD und PeGiDa. Ich beginne hier nun aber ausnahmsweise kein Plädoyer für mehr Liebe und Verständnis …