Geld ist kein neutrales Gut. Geld ist auch keine Ware, welche man einfach mal so, ohne Folgen, beiseitelegen kann für die Zukunft. Geld ist Kredit, und damit stellt Geld auch Schulden dar. Dieses Wissen ist elementar, um die Folgen von Entscheidungen abschätzen zu können, welche auf dem Gelde beruhen.
Geld zu haben setzt also voraus, dass ein anderer Teilnehmer des Geldsystems sich verschuldet. Dabei können sich vier Sektoren verschulden: 1. Die privaten Haushalte 2. Die Unternehmen 3. Der Staat. Und 4. Das Ausland. Nur wenn dort die Bereitschaft besteht, sich zu verschulden, entsteht das, was wir Geld nennen.
Geld wird also geschaffen, indem sich Menschen und/oder Organisationen verschulden. Bauen hingegen die Sektoren ihre Schulden ab, so vernichten sie Geld. Die Bereitschaft der Sektoren, sich zu verschulden, setzt also der Geldmenge eine natürliche Grenze. Je höher sie ist, desto mehr Geld kann entstehen, je geringer, desto weniger Geld wird entstehen, im Falle des Schuldenabbaus von Sektoren wird die Geldmenge sogar kleiner werden, mit notwendigen Folgen für den Wirtschaftskreislauf.
Geld ist für den Wirtschaftskreislauf im Kapitalismus grundsätzlich. Geld wird investiert, um Waren und Dienstleistungen herzustellen, und das nur darum, um durch deren Veräußerung mehr Geld am Ende zu erhalten. Ohne den Profit in der Zukunft wird niemand im Heute einen müden Euro investieren. Geld ist also die treibende Kraft des kapitalistischen Wirtschaftens.
Geld, welches nicht für Konsum und/oder Investitionen ausgegeben wird, nennt man Ersparnis. Es ist also der Anteil an den Einkommen, der nicht von den Sektoren ausgegeben wird, von privaten Haushalten beispielsweise für Notzeiten oder größere Anschaffung in der Zukunft zurückgelegt wird.
Sparen die privaten Haushalte, zum Beispiel für die Rente, so müssen in gleicher Höhe Schulden bei den anderen Sektoren entstehen, also entweder der Staat, die Unternehmen oder das Ausland oder alle gleichzeitig verschulden sich entsprechend. Je mehr die privaten Haushalte sparen, desto mehr Schulden entstehen in den anderen Sektoren, erhöht sich deren Schuldenlast.
Was bedeutet das beispielsweise für die Vorschläge einer kapitalgedeckten Altersversorgung?
Geld muss thesauriert (gespart) werden, und für jeden Euro, der thesauriert wird, muss ein Euro Schulden gemacht werden. Die kapitalgedeckte Altersversorgung erhöht also die Verschuldung der am Geldkreislauf beteiligten Sektoren. Nimmt sich der Staat zurück – wie derzeit -, so müssen sich die Unternehmen und/oder das Ausland verschulden und/oder die privaten Haushalte. Was das für die Zukunft bedeutet, wenn die Schulden „eingetrieben“ werden müssen, um die Renten zu zahlen, ist offensichtlich: überschuldete Sektoren, welche dann unter der Last der Schulden leiden werden müssen, oder beständiges Neuinvestieren der Geldmenge in produktive Verwendungen. Ein Kapitalverzehr – wie oft vorgeschlagen von Befürwortern der privaten kapitalgedeckten Rente – würde Geld vernichten, welches dann dem Wirtschaftskreislauf fehlen würde. Es würde die Einkommen derer dann verringern, die am Wirtschaftskreislauf direkt beteiligt sind – egal, ob als Kapitalgeber oder Arbeitnehmer -, und würde damit der Rezession Tür und Tor öffnen. Dass die permanenten Neuinvestitionen auf immer höherem Niveau an Grenzen stoßen werden – sowohl vom zu schaffenden Kapitalstock her als auch von den Konsummöglichkeiten her -, dazu braucht man keine Glaskugel. Was das für die Umwelt bedeuten würde, mag sich jeder selbst ausmalen. Hier nur so viel: Wer auf die private kapitalgedeckte Rente als Alternative setzt, setzt auch auf mehr Konsum und damit Ressourcenverbrauch.
Die kapitalgedeckte Altersversorgung schafft mehr Probleme, als sie lösen kann, die der Altersarmut löst sie sicherlich nicht, schon gar nicht in einem Umfeld, in dem 31 % der privaten Haushalte heute schon nicht mehr sparen können, selbst für eine Rücklage für Notfälle kein Geld mehr haben.
Die Rentenproblematik, insbesondere die Altersarmut, zu lösen geht anders, geht über die Umlagenfinanzierung allein, geht nur dann, wenn wir uns entscheiden, anständige Renten auch zahlen zu wollen, gesamtgesellschaftlich finanziert. Wir brauchen keine neuen Systeme. Wir brauchen nur Mut, das bestehende Rentensystem, welches Generationen von Rentnern und Rentnerinnen gute Dienste geleistet hatte, endlich wieder auf gesunde Füße zu stellen; auch um der Verschuldung Grenzen zu setzen, die uns bald über den Kopf zu wachsen droht.
Denn Geld zu haben bedeutet auch, Macht über andere zu haben, und wie sehr die derzeitige Macht schon erdrückend ist, davon können die ein Lied singen, die nicht über die nötigen Mittel verfügen, die vielleicht sogar schon verschuldet sind, deren Mieten steigen, weil die Rentenfonds ihre Kunden zufriedenstellen müssen.