Buchtipp: CHANGE! Warum wir eine radikale Wende brauchen

Ich bin einer der leichtgläubigen Idioten, die an den Mensch gemachten Klimawandel glauben. Außerdem scheint es mir logisch, dass grenzenloses Wachstum in einer Welt mit begrenzten Ressourcen nicht möglich sein kann. Deshalb möchte ich hier ein Buch vorstellen, dass mich sehr beeindruckt hat und welches ich als Pflichtlektüre in sämtliche Schulen aufnehmen lassen möchte, besser gestern als morgen. Und auch Euch möchte ich das Werk wärmstens empfehlen, trotzdem es mich während des Lesens öfter deprimiert hat und ich die Menschheit als Ganzes zeitweise hassen konnte (was mehr an meiner gefühlten Ohnmacht lag, denn der Autor bleibt erfreulich sachlich und optimistisch).

Buchcover: Graeme Maxton - Change!Bereits vor 50 Jahren hatte der Club of Rome in seiner Studie Die Grenzen des Wachstums eine Prognose der Weltwirtschaft und deren Folgen für die Menschheit vorgestellt. Das hier vorgestellte Buch „CHANGE! Warum wir eine radikale Wende brauchen“ von Autor und ehemaligem Generalsekretär des Club of Rome, Graeme Maxton, bringt diese Prognosen mit aktuellen Erkenntnisse zusammen, versucht mögliche Folgen für die Menschheit zu skizzieren und nennt unvermeidliche Schritte, um zumindest noch den kompletten Untergang der Menschheit zu verhindern (die Erde wird sehr gut ohne uns zurecht kommen, die meisten Säugetiere sogar besser ohne uns). Klingt bedrohlich und reißerisch? Ist es ja auch. Trotzdem bleibt der Autor erstaunlich optimistisch, dass wir das Ruder noch rum reißen können und werden.

Auf der Homepage des Autors findet sich eine im Buch abgedruckte To-Do-Liste mit konkreten Handlungsvorschlägen für diverse Gruppierungen und Systeme, sowie ein Aufruf an jeden Einzelnen sein Recht auf Demonstration zu nutzen, um die eigenen und die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Eine Gruppe kommt dabei relativ schlecht weg, da es keine konkreten Handungstipps gibt, sondern nur Rüge: Ökonomen und Mitarbeiter in schmutzigen Sektoren. Für sie heißt es lediglich: „Wechseln Sie den Beruf. Was haben Sie sich bloß gedacht?“ Sehr schön. Ich würde allerdings noch einige Gruppen mehr mit gleicher Aussage abstrafen (z. B. die komplette Werbeindustrie).

Das Buch ist gut strukturiert, zügig und unkompliziert zu lesen und spart nicht an fundierten Fakten mit Quellenangaben. Und auch, wenn es den meisten Leuten nicht schmecken wird: Wir benötigen Verbote und nicht Handlungsanreize, um mit den Herausforderungen fertig zu werden und den Wandel der Gesellschaft im Umgang mit der Umwelt zu bewerkstelligen. Sehen wir der Tatsache ins Auge: Die meisten Menschen möchten nicht verzichten, es sind immer erst einmal die anderen dran, aber so wird das nichts! Das weiß auch der Autor.

Eine uneingeschränkte, sogar unbedingte Empfehlung!

 

„CHANGE! Warum wir eine radikale Wende brauchen“ von Graeme Maxton
In Deutschland 2018 im Verlag KOMPLETTMEDIA erschienen
ISBN: 978-3-8312-0474-8

Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

3 Gedanken zu „Buchtipp: CHANGE! Warum wir eine radikale Wende brauchen“

  1. Alle Ökonomen zu verteufeln, halte ich für übertrieben. Es gibt schon viele, auch unter den Ökonomen, die recht gute Ideen haben, die die Welt nicht endlos in ihren Ressourcen sehen, und die wir unbedingt in Zukunft auch brauchen werden, um nämlich einen besser Oikos zu schaffen, denn wirtschaften müssen wir immer, um das besser zu wirtschaften muss es deshalb gehen.

    Die to-do-liste ist gut, aber unvollständig. So würde ich mir wünschen – gerade im Bereich Gewerkschaften – dass sie sich wieder auf den Kern ihrer Aufgabe besinnen mögen: den Produktivitätsfortschritt auch den Arbeitskräften zuzuführen und nicht, wie derzeit, den Eigentümern von Boden und Kapital fast ausschließlich zu überlassen. Denn durch das derzeitige Verhalten, schaffen wir Reichtum und Armut zugleich, was den Druck zu immer Produktion nur erhöht, anstatt ihn – wie eigentlich wünschenswert – zu verringern.

    Deinen Hinweis auf die Werbeleute teile ich, möchte ich um den Hinweis auf die Mode erweitern. Werbung und Mode sind die treibenden Kräfte eine permanente Unzufriedenheit der Menschen zu erzeugen, denn die wird gebraucht in einem ressourcenverschwendenden System – egal ob Kapitalismus oder andere. Deshalb liegt der Schlüssel hier auch in der Zufriedenheit der Menschen. Zufriedene Menschen haben keinen Drang ihre Unzufriedenheit durch Konsum zu verringern!

    Danke für den Hinweis auf das Buch. Kommt auf meine Bücherliste.

    1. Danke für Deine Ergänzung. Vielleicht leite ich sie mal an den Autor weiter, sofern er den Beitrag hier nicht eh liest (er bat um den Link, wenn ich es online stelle, weil ich die To-Do-Liste eigentlich abdrucken wollte, anstatt einen Link zu setzen). Stellt sich die Frage, wie lang oder komplex so eine Liste sein sollte, damit sie noch als überschaubar gilt.
      Ich stimme natürlich zu, dass eine Verallgemeinerung auch bei den Ökonomen schwierig ist, aber hier geht es eher um eine Gruppierung, die selten vollständig oder gerecht ist. Die Anzahl der Bullshitjobs ist meiner Meinung nach größer, als man vermuten möchte. Und was Mode angeht, bin ich auch Deiner Meinung.

  2. Ein Satz sei mir noch erlaubt. Die To-do-Liste hat sicherlich Lücken, muss sie auch haben, weil es die des Autors ist. Aber eines ist sie, das wurde mir beim nochmaligen Lesen deutlich, sie kann als roter Faden der Diskussion dienen. Was ich meine, hier sind die Punkte zur Diskussion verifiziert, die abgearbeitet werden müssen, sicherlich auch nicht vollständig, aber doch recht umfangreich. Der Diskurs scheint mir nämlich derzeit wichtiger zu sein, denn je, gerade weil ich den Eindruck habe, dass sich die Positionen verfestigen, ein „Stellungskrieg“ mittlerweile stattfindet, mit wenigen „Geländegewinne“ auf beiden Seiten.
    Ooops, doch mehr als ein Satz geworden.

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