Interessantes aus KW 11/2023

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Wie bei so vielen Verleihungen von Film- und Medienpreisen, so wollte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auch bei der kürzlich stattgefundenen Oscar-Verleihung über Video zugeschaltet werden, um dort reden zu können. Doch daraus wurde nichts, denn die Veranstalter wollten das nicht – mit der Begründung, dass der Ukraine-Krieg im Gegensatz zu vielen anderen Kriegen nur deshalb so viel Aufmerksamkeit bekommt, weil dort Weiße gegen Weiße kämpfen. Jens Berger setzt sich in einem Kommentar auf den NachDenkSeiten mit dieser Begründung, der er durchaus einiges abgewinnen kann, auseinander. [Karl]

2. Das könnten sich die Schildbürger ja nicht besser ausdenken: In Brandenburg ist auf einem Autobahnstück vor 20 Jahren aufgrund der hohen Unfallzahl Tempo 130 eingeführt worden. Das erwies sich als erfolgreich, wie ein Artikel auf Spiegel Online berichtet, denn es gab in der Folge wesentlich weniger Unfälle und auch Unfalltote. Also gibt es dort nun, der Logik der SPD-CDU-Landesregierung folgend, die dabei allerdings auch das Verkehrsrecht auf ihrer Seite hat, keinen Grund mehr für ein Tempolimit – weswegen es entgegen polizeilichem Rat wieder aufgehoben wird. Nun kann dort also wieder schön gerast und gestorben werden. [Karl]

3. Mafia? Das ist doch ein italienisches Problem. Na ja, nicht so ganz, wie aus einem Interview mit Zora Hauser aus fluter hervorgeht. Die Mafia-Expertin erläutert darin, wie die kalabrische ’Ndrangheta in Deutschland agiert und warum das dringend mehr von der Politik beachtet werden müsste. Gerade in Kleinstädten bestehen nämlich vor allem in Hessen und Thüringen schon sehr vernetzte Strukturen von Mafiosi mit lokalen Politikern. So ist Deutschland mittlerweile das Land, in dem die ’Ndrangheta neben Italien am stärksten vertreten ist. [Karl]

4. US-Präsident Joe Biden hatte ja zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt, großen Wert auf Klimaschutz zu legen. Dass das wohl eher ein laues Versprechen war, wird leider jetzt gerade deutlich, wie eine Meldung auf tagesschau.de berichtet: So wird nämlich die Erschließung neuer Ölfelder in Alaska erlaubt, zwar in etwas geringerem Maße, als zuvor vom ausführenden Konzern geplant, aber eben entgegen Bidens Versprechungen, überhaupt keine neuen Ölbohrungen zuzulassen. Umweltschützer sind nachvollziehbarerweise nicht gerade amüsiert von diesem Wortbruch. [Karl]

5. Der aktuelle Newsletter von foodwatch weiß auch mal wieder Interessantes zu berichten. Man hat vonseiten der NGO nämlich mal getestet, was denn an der zurzeit weit verbreiteten Discounter-Marketingmasche dran ist, mit der sich Aldi, REWE und Co. als Vorkämpfer gegen die Preissteigerungen von Lebensmitteln gerieren. Und das Ergebnis ist ernüchternd: Die Eigenmarken der Supermarktketten sind im Vergleich zu Markenartikeln deutlich stärker im Preis gestiegen – was dann natürlich vor allem diejenigen trifft, die auf solche Billigmarken angewiesen sind, weil sie ohnehin schon nicht viel Geld haben. Da kommt dann so ziemlich alles zusammen, was der Kapitalismus an schäbigem Gebaren aufzubieten hat. [Karl]

6. Ein Artikel der Albert Schweitzer Stiftung befasst sich mit dem Bericht zum Antibiotikaverbrauch in der deutschen Nutztierhaltung, den das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Dezember 2022 veröffentlicht hat. Auf den ersten Blick sieht es darin so aus, als würden weniger Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt werden, doch bei genauerem Hinsehen erweisen sich diese Zahlen als Trugschluss. Zudem liegt Deutschland nach wie vor bei der Menge der Antibiotika bezogen auf das Körpergewicht der Tiere deutlich vor anderen europäischen Ländern. Es kann daher eigentlich nur heißen: weg von der Massentierhaltung – wenn wir nicht irgendwann keine wirksamen Antibiotika mehr haben möchten. [Karl]

7. Die Grünen ziehen ihren Ökopopulismus – umwelt- und klimaschützendes Verhalten versprechen und dann doch nicht praktizieren – ja ziemlich konsequent durch. Neustes Beispiel: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die beim Amtsantritt vollmundig verkündete, dass sie möglichst emissionsarm reisen wollte. Wie nun eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Viktor Perli zeigte, war das allerdings eher eine PR-Aktion, denn von 69 Dienstreisen hat Baerbock 67 wenig klimaschonend mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr gemacht und nur bei zweien einen Linienflug gewählt, wie aus einer Meldung der Berliner Zeitung hervorgeht. Tja … [Karl]

8. Ein Artikel auf tagesschau.de gibt Einblick darin, wie Unternehmen Gewinne zulasten der Öffentlichkeit machen. Dabei geht es in diesem Fall um das NRW-Landesarchiv in Duisburg, bei dem eine Essener Firma nicht nur einen enormen Reibach gemacht hat, indem sie das Grundstück relativ günstig kaufte und kurz danach für sehr viel mehr Geld an das Land Nordrhein-Westfalen verkaufte, sondern zudem auch noch die anfallende Gewerbesteuer nicht zahlte, weil man die Gewinne an eine extra gegründete Tochterfirma in der innerdeutschen Gewerbesteueroase Grünwald bei München auslagerte. Nun muss vor Gericht geklärt werden, ob das legal war oder nicht. Ich weiß gerade nicht, welche Möglichkeit ich schlimmer finde … [Karl]

9. Janina Lütt ist armutsbetroffen und schreibt über ihre Erfahrungen und ihren Blick auf die Sozialpolitik in ihrer Kolumne für der Freitag. In der aktuellen Folge schildert sie die Absurdität, dass sie sich als Armutsbetroffene für Ausgaben wie beispielsweise ein Buch für 15 Euro rechtfertigen muss, während gestiegene Managergehälter zurzeit der Pandemie nicht hinterfragt werden. Das ist eben ein Resultat der jahrelangen propagierten Verachtung der Armen und der Armut – zudem tritt es sich nach unten eben einfacher, während es sich nach oben bequemer buckeln lässt. Beschämend! [Karl]

10. André Mielke zeigt sich in seiner Kolumne in der Berliner Zeitung fassungslos ob der derzeitigen verbalen Kompletteskalation in vielen Medien gegenüber Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer wegen ihrer Friedensinitiative. Da werden nicht nur misogyne Beleidigungen vom Stapel gelassen, sondern es wird auch der Pazifismus generell diskreditiert, und als Krönung haut dann die Zeit auf den Tag genau 80 Jahre nach der Sportpalast-Rede von Joseph Goebbels den Wunsche nach einem „totalen Sieg“ der Ukraine raus. Was für ein Wahnsinn, wie da die Kriegsbesoffenheit dazu führt, dass immer mehr Schreiberlinge jeden Anstand fahren lassen. [Karl]

11. Ein Artikel im Tagesanzeiger aus der Schweiz berichtet über eine weitere unangenehme „Nebenwirkung“ von Streamingplattformen wie Netflix: In einer Doku-Serie über die Formel 1 wird dort in großem Stil Tabakwerbung gemacht, sodass auf diese Weise die eigentlich geltenden Werbeverbote dafür umgangen werden. Und das ist offensichtlich auch sehr schwer zu regulieren. So wird mit der erfolgreichen Serie nun ein junges Publikum anvisiert, damit es zum Rauchen animiert wird. Wenn zwei fiese Sachen – Netflix und die Tabakindustrie – gemeinsame Sache machen, dann kann ja eigentlich auch nichts Gutes dabei rauskommen. [Karl]

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