Interessantes aus KW 34/2016

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Das war ja leider nicht anders zu erwarten: Ein Artikel des Umweltinstituts München beschreibt, wie der vom Bundesumwelministerium erarbeitete „Klimaschutzplan 2050“ zusammengekürzt wurde, nachdem das Bundeswirtschaftsministerium und das Kanzleramt darüber hergefallen sind. Da feiert man sich bei Veranstaltungen wie dem Klimagipfel Ende letzten Jahres, und wenn es dann an die Umsetzung geht, dann dominieren doch wieder nur Wirtschaftsinteressen. Na ja, von dieser Regierung ist ja leider auch nichts anderes als derartige Verantwortungslosigkeit zu erwarten gewesen … [Karl]

2. Datenschutz verkommt immer mehr zu einer Farce, wie es scheint. Nun berichtet ein Artikel im PC Magazin, dass das PC-Betriebssystem Windows 10 selbstständig mit Microsoft kommuniziert – auch wenn der Nutzer dies explizit durch Einstellungen untersagt hat. Dabei werden zwar aller Wahrscheinlichkeit nur unverfängliche Daten ausgetauscht (was natürlich nicht immer so bleiben muss), aber trotzdem zeigt es, wie wenig Autonomie dem Einzelnen noch bleibt, wenn er seinen Rechner benutzt und dabei wirklich unbeobachtet sein möchte. [Karl]

3. In dieser Woche machte die Meldung die große mediale Runde, dass die Bundesregierung die Bevölkerung auffordern würde, sich Vorräte anzulegen und „Hamsterkäufe“ zu tätigen. Was es damit tatsächlich auf sich hat, dass das nämlich ziemlich klickgeile Panikmache und kein sauberer Journalismus ist, geht aus einem Artikel auf Mimikama hervor. Bezeichnend für die mittlerweile herrschende Panikkultur bei uns im Land, dass so ein eigentlich normaler politischer Vorgang zu so einer Meldung hochstilisiert wird. [Karl]

4. In einem sechsminütigen Beitrag der ARD-Sendung plusminus geht es um eigentlich unwirtschaftliche Sanierungsmaßnahmen an Miethäusern, die von den Investoren vor allem deswegen durchgeführt werden, um danach die Mieten exorbitant anheben zu können. sodass die Immobilie bei einem Weiterverkauf eine größere Rendite einbringt. Das Schlimme daran ist, dass das alles so ganz legal ist. Anhand von einigen Berliner Mietern wird gezeigt, welche Auswirkungen das hat und wie dabei vorgegangen wird. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch der Film „Die Stadt als Beute“ von Andreas Wilcke, der im September in die Kinos kommt und in einem sechsminütigen Beitrag in der ARD-Sendung titel thesen temperamente vorgestellt wird [Karl]

5. In einem Gastartikel in der Frankfurter Rundschau weist Xanthe Hall, Abrüstungsexpertin der Organisation „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ auf das widersprüchliche Gebaren der deutschen Bundesregierung hin, indem einerseits immer wieder in Sonntagsreden von einer atomwaffenfreien Welt gesprochen wird, andererseits aber konkrete Maßnahmen, wie jetzt gerade ein Vorstoß von einer Mehrheit der UN-Staaten zur Abschaffung und Ächtung von Atomwaffen, blockiert werden. [Karl]

6. Anlässlich der aktuellen Proteste in Chile gegen das privatisierte Rentensystem, das dort 1981 unter Diktator Pinochet eingeführt wurde und zur Verarmung breiter Bevölkerungsschichten im Alter geführt hat, stellt Albrecht Müller in einem Artikel auf den NachDenkSeiten die berechtigte Frage, warum die sogenannten deutschen Rentenexperten, die seinerzeit wissentlich und mit eigenen Profitinteressen die mittlerweile offensichtlich als fehlgeschlagen zu beurteilende Privatisierung des Rentensystems vorangetrieben haben, nicht rechtlich belangt werden. Interessant dabei auch ein zehn Jahre alter Videoausschnitt aus dem ARD-Morgenmagazin, in dem dies bereits deutlich benannt wird und der in dem Artikel ebenfalls verlinkt ist. [Karl]

7. In einem Statement in der österreichischen Zeitung Die Presse beschreibt Sibylle Hamann, wie eine Integrationsmaßnahme zur Einbindung eines neuen syrischen Schülers in einer Salzburger Volksschule sich eigentlich erfreulich gestaltete – bis dann die leider mittlerweile unvermeidliche Hetze vonseiten der rechten Partei FPÖ, entsprechender Medien und schließlich der unvermeidlichen Pöbler in sozialen Medien losging. Ein wenig ratlos wirft sie am Ende die Frage auf, wie es sich anfühlen mag, immer nur Hass und Bösartigkeit hinter allem zu sehen und dann auch noch zu verbreiten. [Karl]

8. Joerg Wellbrock zeichnet in einem Artikel auf der spiegelfechter ein düsteres, aber treffendes Bild vom Zustand unserer Sozialsysteme. Am Beispiel der bereits bestehenden und zukünftig in noch größerem Ausmaß drohenden Altersarmut in Deutschland zeigt er auf, dass es gar keinen politischen Willen gibt, solche Zustände zu ändern. Dies ist schlichtweg nicht mehr notwendig, da der Sozialismus als Konkurrenzsystem des Kapitalismus nicht mehr vorhanden ist und Letzterer deswegen kein menschliches und angenehmes Antlitz mehr benötigt. Desillusionierend, aber leider war … [Karl]

9. Der Stern-Autor Arno Luik hat einen Essay für die Kontext Wochenzeitung geschrieben, in dem er die derzeitige Situation in der EU treffend beschreibt. Luik analysiert, was alles verkehrt gelaufen ist, dass dieses einst so verheißungsvolle Projekt mittlerweile auf derart viel Ablehnung stößt, und zeichnet ein leider recht düsteres Szenario für die Zukunft. In sehr verständlicher Weise bringt er so das Dilemma, in dem Europa sich zurzeit befindet auf den Punkt – unbedingt lesenswert! [Karl]

10. Roberto de Lapuente widmet sich in einem Artikel auf der spiegelfechter der Handlungsfähigkeit linker Argumentation. Ausgehend von den kürzlich massiv gegen Sahra Wagenknecht erhobenen Vorwürfen, am rechten Rand zu fischen, erläutert er nachvollziehbar am Beispiel Kinderehen, wie eine linke Sichtweise auf problematische Themen aussehen sollte, um diese Bereiche nicht komplett den Rechten zu überlassen, und zeigt die Unterschiede zwischen den Intentionen beider Lager auf. Sein Appell dabei ist es, nicht in Passivität zu erstarren, nur weil Themen unbequem und unangenehm sein könnten. [Karl]

11. Gute Sache! Ein Artikel auf Netzpolitik.org berichtet über ein hilfreiches Tool, dass der Chaos Computer Club und die Freifunker anbieten: den Abmahnbeantworter. Es hat sich ja mittlerweile zu einem halbseidenen Geschäftsbereich einiger Anwaltskanzleien entwickelt, mit unberechtigten Abmahnungen viel Geld zu verdienen. Mit dem Abmahnbeantworter können nun juristische Laien ein entsprechendes Antwortschreiben generieren und den Abmahnern zukommen lassen. [Karl]

12. Das Wuppertal Institut präsentiert einen Ressourcenrechner, mit dem man seinen sogenannten ökologischen Rucksack ausrechnen kann. Das bedeutet, dass man anhand von einigen Angaben zum eigenen Lebensstil feststellen kann, wie viel Tonnen Rohstoffe man so verbraucht pro Jahr. Am Schluss kann man dann noch sehen, wie der eigene Verbrauch im Vergleich zum durchschnittlichen Verbrauch aller Nutzer des Rechners ist und wie dicht man am Verbrauchsziel für 2030 liegt. Zwar sind die Auswahlmöglichkeiten teilweise etwas grob gerastert, aber trotzdem ist das eine spannende Sache, die einem eine ungefähre Einschätzung gibt! [Karl]

13. Ein Artikel im neuen deutschland berichtet, dass eine rechtsextreme Gruppe auf Facebook dazu aufgerufen hat, am 9. November, also dem Jahrestag der sogenannten Reichskristallnacht von 1938, Pogrome gegen Flüchtlinge und Muslime durchzuführen. Der Tonfall ist dabei radikal, die Formulierungen sind eindeutig. Auch wenn das Posting mittlerweile wieder auf Facebook gelöscht wurde: schlimm genug, dass so was in Deutschland wieder möglich ist. [Karl]

14. Im Zusammenhang mit den Morden des rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ist es ja schon zu reichlich vielen Merkwürdigkeiten und angeblichen Ermittlungspannen gekommen. Nun beschreibt der Autor Wolf Wetzel („Der NSU-VS-Komplex“ in einem Artikel auf den NachDenkSeiten, dass nun gerade das Oberlandesgericht München die Ermittlungen bezüglich des V-Mannes Andreas Temme eingestellt hat, da es dessen Aussagen für glaubwürdig hält. Wie absurd diese Einschätzung ist, legt Wetzel mit etlichen Details dar, die den Mord am türkischen Internetcafébesitzer Halit Yozgat in Kassel im Jahr 2006 betreffen und die Temme eindeutig als Tatverdächtigen erscheinen lassen. Doch erfreut sich dieser weitgehender behördlicher Rückendeckung, sodass keine Anklage erfolgt, sondern aufgrund von dürftiger Beweislage die Tat den toten NSU-Mitgliedern Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in die Schuhe geschoben wird. Erschreckend … [Karl]

15. Groteskerweise nimmt das Thema Burkaverbot immer noch einen prominenten Platz im öffentlichen Diskurs ein. Die Absurdität dieser Debatte wird von Mely Kiyak in ihrer Zeit-Kolumne Kiyaks Deutschstunde nun sehr gut entlarvt, indem sie darstellt, dass dieser ganze Diskurs nur aus unserer eigenen Sicht geführt wird und das Befinden der muslimischen Frau mit Kopftuch dabei vollkommen unberücksichtigt bleibt. Sehr gut auf den Punkt gebracht, wie ich finde! [Karl]

16. Jens Wernicke führte für die NachDenkSeiten ein hochinteressantes Interview mit Walter von Rossum, Journalist und Autor. Darin geht es um die Ereignisse der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof, deren mediale Rezeption und öffentliche Wahrnehmung. Von Rossum legt mit einem fundierten geschichtlichen Blick auf die traditionell so empfundene, aber real nicht vorhandene Opferrolle des Europäers gegenüber dem Araber dar, warum es hier zu einem vollkommen verzerrten Bild kam, das immer noch die Sichtweise auf die Geschehnisse dominiert. [Karl]

17. kressNews präsentieren ein Interview mit Ulrich Teusch. Der Journalist hat gerade das Buch „Lückenpresse. Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten“ geschrieben und gibt nun einige interessante Auskünfte zu diesem Thema. Dabei kommen die Mainstreammedien nicht allzu gut weg, wobei Teusch eben nicht in pauschale Journalistenschelte verfällt, sondern recht differenziert argumentiert. Das macht Appetit auf das Buch, das im September veröffentlicht wird. [Karl]

18. Und auch von Rayk Anders gibt es mal wieder was Neues: In einem fünfminütigen Headlinez-Clip gibt er gute Tipps, was es für eine Karriere bei der AfD so braucht. Am Beispiel der Direktkandidatin Petra Federauer für die Landtagswahlen in Meckelenburg-Vorpommern zeigt Rayk: Man braucht nicht allzu viel dafür. Unglaublich, was die AfD da für Gestalten ins Rennen schickt – und unglaublich, dass es Leute geben wird, die diese auch noch wählen werden … [Karl]

19. Im NDR lief im Rahmen der Sendung Markt ein kurzer Bericht (ca. sieben Minuten) zum Verpackungswahn bei Biowaren im Supermarkt. Die Argumentationen der Anbieter hinter dieser Praxis sind abenteuerlich bis kreativ. Aus meiner Sicht geht es wie immer um eines: Gewinnmaximierung (da spielt Bio absolut keine Rolle). Wahrscheinlich haben die Märkte einfach die Befürchtung, dass die Leute sonst Bioprodukte nur als konventionelle Ware bezahlen. Ist das noch „Bio“? [Dirk]

20. Am Ende eine kleine amüsante Geschichte vom WDR: Ein chinesischer Tourist ließ sich am Flughafen Stuttgart die Geldbörse entwenden. Aus bisher unerfindlichen Gründen landete er für eine Diebstahlmeldung anstatt bei der Polizei in einer Aufnahmestelle für Flüchtlinge. Dort unterschrieb er einen Asylantrag anstatt der erhofften Diebstahlmeldung, und so ging die Sache ihren behördlichen Weg. Hier auch schön bei Abgehakt in extra3, auch wegen der anderen Zusammenschnitte sehenswert! [Dirk]

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