Interessantes aus KW 13/2017

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Von Jürgen Todenhöfer kann man ja halten, was man will (ich stimme auch nicht immer mit ihm und seiner Art der Publikation überein), aber er geht in jedem Fall oft dort hin, wo andere sich nicht (mehr) hintrauen. Nun war er gerade in Mossul im Irak und berichtet in einem Interview mit dem Deutschlandfunk über die Zustände in der Millionenstadt, in der sich noch einige Tausend IS-Kämpfer verschanzen und die wohl demnächst von der US-Armee und ihren Verbündeten erobert wird. Das hört sich alles nicht gut an und hat so richtig gar nichts mit einer „sauberen“ Kriegsführung (wenn es die überhaupt geben kann) zu tun. Bestätigt werden Todenhöfers Aussagen durch einen Artikel auf German-Foreig-Policy.com. [Karl]

2. Es stehen ja einige Wahlen an in diesem Jahr in Deutschland. Aus diesem Grund hat Thomas Laschyk vom Volksverpetzer in einem Artikel auf Mimikama mal mit der AfD beschäftigt und führt acht Gründe an, warum man diese Partei wählen sollte. Das ist natürlich durchaus ironisch zu verstehen, nur zeigt er eben auf, dass die Rechtspartei neben ihrer offensichtlichen Fremdenfeindlichkeit nämlich nicht die Partei des „kleinen Mannes“ ist, als die sie sich gern darstellt. [Karl]

3. Für ein vereintes und einiges Europa – kann daran etwas verkehrt sein? Die Initiative „Pulse of Europe“ wirbt bundes- und europaweit jeden Sonntag für die Gemeinsamkeiten in Europa. So treffen sich engagierte Bürger in den großen Städten und zeigen klar Flagge für Europa. Aber inwieweit ist das Credo: weiter wie bisher, nur noch verbissener!? Diese Frage warf Dirk Müller diese Woche in seinem Videoblog auf. In die gleiche Richtung zeigen auch die NachDenkSeiten und deren Leserschaft (hier in Form eines Leserbriefs). [Dirk]

4. „Big Data“ ist ein Thema, dass ein großes Streitpotenzial birgt (die Menschen haben sehr unterschiedliche Vorstellung, wo Privatsphäre aufhört und was die eigenen Daten an Wert und Beeinflussungsmöglichkeiten mit sich bringen). Wohin das im Extremfall auch führen kann, zeigt eine 30-minütige Dokumentation unter dem Titel „Der Daten-Dschungel“ im Rahmen von ZDFzoom. Ein kurzer Ausflug nach China zeigt, wohin der Datenzug auch fahren kann. [Dirk]

5. In der letzten Woche fanden die UN-Verhandlungen zum Atomwaffenverbot statt. Obwohl in Deutschland um die 90 % der Bevölkerung einer Forsa-Umfrage zufolge für ein Verbot dieser Waffen ist, hat die Bundesregierung beschlossen, als einer der wenigen Staaten nicht daran teilzunehmen. Was von einem solchen Verbot zu erwarten wäre und wieso sich die deutsche Regierung durch ihre Verweigerungshaltung unglaubwürdig macht, erläutert der Friedensforscher Sascha Hach in einem Interview mit Telepolis. Dass hinter dieser Weigerung das Interesse konservativer Kreise stecken könnte, Deutschland selbst Atomwaffen verfügbar zu machen, betont Andreas Zumach in einem Kommentar in der taz. [Karl]

6. Constantin Schreiber hat ein Buch veröffentlicht, das gerade viel Aufmerksamkeit erregt und auch eine ARD-Doku-Serie zur Folge hat. Der Autor besuchte 20 Moscheen in Deutschland, transkribierte und übersetzte die dortigen Predigten, um mal festzuhalten, was dort eigentlich so los ist. Nun zeigt ein Artikel in der taz auf, dass Schreiber nicht nur einige grobe Fehler dabei unterlaufen sind, sondern dass er zudem in Interviews zu seinem Buch dramatisiert und das Beobachtete verzerrt darstellt – sehr zur Freude von Rechtspopulisten, für die das ein gefundenes Fressen ist. Unverantwortlich, wie ich finde, die eh schon angespannte Stimmung im Land so noch weiter anzuheizen! [Karl]

7. Die Mieten vor allem in Ballungsräumen steigen und steigen – und was ist die Reaktion darauf? Immer kleiner Wohneinheiten, bis runter auf 7,2 Quadratmeter. Klingt grotesk, ist aber bereits Realität in Frankfurt. Wie absurd diese Entwicklung ist, bei der alltägliche Lebensqualität einer stumpfen Markthörigkeit geopfert wird, zeigt Roberto J. De Lapunete in einem Artikel auf neulandrebellen auf. [Karl]

8. Ein Artikel auf der Webseite gegen-hartz.de widmet sich einem Thema, das vielen so bestimmt nicht bewusst ist: Viele Dozenten an deutschen Universitäten werden für ihre Tätigkeit nicht bezahlt, sodass sie von Hartz IV leben müssen. Diese Menschen heißen dann Privatdozenten, und bevor sie eine dann tatsächlich mal bezahlte Professorenstelle bekommen, müssen sie eine lückenlose Lehrtätigkeit in ihrem Lebenslauf vorweisen können. Übelste Ausbeutung von hoch qualifizierten Menschen, und das mitten in Deutschland. Hier bestünde mal Handlungspotenzial für die politischen Sonntagsredner, wenn sie wieder vom „Bildungsstandort Deutschland“ fabulieren. [Karl]

9. Im österreichischen Kurier findet sich ein lesenswertes Interview mit Robert Menasse. Der Autor und ehemalige EU-Kritiker hat sich mittlerweile von den Vorteilen der Union überzeugt und sieht nun in erster Linie die Nationalstaaten als Blockierer einer demokratischeren Gestaltung der EU. Dabei gehen die Nationalisten so vor, dass sie sinnvolle EU-Politik blockieren, um dann hinterher proklamieren zu können, dass die EU nicht funktioniere. Interessante Sichtweise, über die es sich nachzudenken lohnt. [Karl]

10. Was passiert, wenn man privaten Konzernen die Zensurvollmacht überlässt, wie es zurzeit im Rahmen der Hate-Speech-Diskussion gefordert wird, zeigt ein Artikel von Netzpolitik.org auf. Darin wird berichtet, dass ein Video der Punkband Slime von YouTube gesperrt wurde wegen angeblicher Hassrede, und das, obwohl sich der Songtext (dieser ist auch mitsamt des verlinkten Videos in dem Artikel abgebildet) gerade genau dagegen wendet. Ist das nun einfach Dämlichkeit der YouTube-Zensoren oder aber Absicht, um politisch unliebsame Inhalte zu unterbinden? [Karl]

11. Neues von unseren Freunden, den lupenreinen Demokraten aus der Ukraine. Dort wurde gerade, wie ein Beitrag des Deutschlandfunks berichtet, ein neues Gesetz beschlossen, dass Nicht-Rergierungsorganisationen, die sich um die Aufdeckung von Korruption kümmern, in ihrer Arbeit massiv behindert. Auf diese Weise können sich dann die Oligarchen, die das Land regieren, noch hemmungsloser bereichern und ihre Macht sichern. Und solche Leute bekommen u. a. von der EU Gelder in Milliardenhöhe, damit das Land wirtschaftlich vorankommt … [Karl]

12. Ein Artikel in der Zeit berichtet von einer Untersuchung, die Arbeitnehmer zu ihrem Verhältnis und ihren Einstellungen zu ihrem Arbeitgeber befragte. Das Ergebnis zeigt, dass gerade das Führungspersonal sehr große Mängel aufweist, was zu enormen Produktivitätseinbußen aufgrund von Phänomenen wie innerer Kündigung führt. Na ja, ist ja eigentlich auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Führungskräfte heute überwiegend nicht vom Fach, sondern irgendwelche BWL-Pfeifen sind … [Karl]

13. „Lückenpresse“ oder „begründbarer Sachbezug“? Im Rahmen der NDR-Sendung ZAPP lief ein fünfminütiger Bericht zur Änderung des Pressekodex durch den Presserat. Dabei geht es darum, ob oder wann die Herkunft eines vermeintlichen Täters genannt werden sollte. Gerade wegen des Vorwurfs der „Lückenpresse“ scheinen sich viele Medien eher dafür zu entscheiden, der Diskriminierung lieber Futter zu liefern, anstatt selbst im Fokus solcher Vorwürfe zu landen. [Dirk]

14. Ein einfach zu verstehendes Magazin mit knappen Texten und vereinfachter Darstellung von Sachverhalten anhand symbolischer Grafiken, das sollte doch in Zeiten des erstarkenden Populismus laufen!? Laut einem kurzen Bericht von ZAPP ist das scheinbar auch der Fall. Allen Empfehlungen zum Trotz als Printmedium umgesetzt, aber mit einem komplett ungewohnten Konzept. Klingt zum durchblättern sehr interessant, und die Themen sind zeitgemäß … ich werde mir mal eines der vierteljährlich erscheinenden Exemplare sichern. [Dirk]

15. Ein bisschen off-topic: Ein neues (weiteres) Modell unseres Universums erklärt dessen beschleunigte Expansion ohne die bisher niemals nachgewiesene „Dunkle Materie“, berichtet grenzwissenschaft-aktuell. So berichtete z. B. die Süddeutsche Zeitung zuletzt im Juni über die Auswirkungen der „Dunklen Energie“, und ich finde es sehr spannend, denn: Ob unser Universum zu über 50 % aus einer bisher nicht nachgewiesenen Energie besteht oder das alles nur eine mathematische Denkhilfe ist (wie einst der Äther), ändert das astronomische Verständnis fundamental. Spannend! [Dirk]

16. Die Energie- und Klimawochenschau auf Telepolis beschäftigt sich als Hauptthema mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). So erhält man einiges an Hintergrundwissen zur EEG-Umlage und erfährt, warum diese in ihrer momentanen Ausgestaltung einer Subvention von Konzernen durch private Endverbraucher darstellt. Darüber hinaus geht es noch um die Erderwärmung, die nach wie vor voranschreitet, um US-Präsident Donald Trump, der die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Problem einfach ignoriert, und um die desaströse Atomenergie. [Karl]

17. Dass die Pkw-Maut, die gerade im Bundestag beschlossen wurde, mehr ist als eine Art Luftbuchung (zumindest für die deutschen Autofahrer), die irgendwo an CSU-Stammtischen ausbaldowert wurde, zeigt Jens Berger in einem Artikel auf den NachDenkSeiten auf. Zum einen geht es dabei nämlich um die Vorbereitung der umstrittenen Autobahnprivatisierung, zum anderen um eine Umverteilung des so eingenommen Geldes, für das die Bundesregierung nicht mehr, wie bei der Kfz-Steuer, rechenschaftspflichtig ist und das so recht unbemerkt in die Taschen von privaten Investoren statt in den Erhalt des Straßensystems fließen kann. [Karl]

18. Arbeit auf Abruf ist ein Phänomen, über das wenig berichtet wird, das aber allein in Deutschland etwa 1,5 Mio. Menschen betrifft. Die Arbeitnehmer bekommen einen Vertrag mit lediglich zehn Stunden Wochenarbeitszeit, müssen sich darüber hinaus aber stets verfügbar halten für eventuell anfallende Mehrarbeit. Dass diese Art der Beschäftigung hochgradig unsozial ist und das unternehmerische Risiko komplett auf die Angestellten abwälzt, moniert die Unternehmerin Sina Trinkwalder zu Recht in einem zweieinhalbminütigen Video auf der Stern-Webseite. Schade nur, dass sie das eher eine Ausnahme zu sein scheint … [Karl]

19. Marcus Klöckner führte für die NachDenkSeiten ein Interview mit dem Journalisten und Buchautor Markus Bickel zum Thema Rüstung. Die dort genannten Zahlen, die Bickel für sein aktuelles Buch „Die Profiteure des Terrors – Wie Deutschland an Kriegen verdient und arabische Diktaturen stärkt“ machen deutlich, warum es so viele militärische Konflikte gibt: Es lohnt sich schlichtweg, denn es werden Milliardenumsätze und -gewinne mit Rüstungsgütern generiert. Was geschehen müsste, um diese Aufrüstungsspirale zu durchbrechen, wird am Ende des Gesprächs auch noch angesprochen. Stellt sich nur die Frage, ob es Politiker gibt, die sich mit dem mächtigen militärisch-industriellen Komplex anlegen möchten. [Karl]

20. Was passiert, wenn man eine Unternehmensberatung die Abläufe einer Behörde organisieren lässt, geht aus einem Artikel in der Zeit hervor: Alles geht schneller, aber die Leistungsqualität sinkt rapide. Wenn es dabei, wie in dem geschilderten Fall, um das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geht, ist diese Veränderung besonders unappetitlich, da so menschliche Schicksale betriebswirtschaftlichen Effizienzprozessen unterworfen werden. Aber Hauptsache, die BWL-Fuzzies können ihre schönen Statistiken bewundern – die Gerichte freuen sich über eine enorme Mehrarbeit aufgrund von miserablen und fehlerhaften Bescheiden. Ein krasses Beispiel, das zeigt, wie untauglich betriebswirtschaftliches Denken ist. [Karl]

21. Der Nahostexperte Michael Lüders hat auf der Konferenz „Quo vadis Deutschland-Türkei?“ (organisiert von der Fraktion Die Linke im Bundestag) einen hochinteressanten etwa 22-minütigen Vortrag gehalten, in dem er beschreibt, wie die Entwicklung der Türkei in den letzten Jahren zur derzeitigen Situation eines sich zunehmend radikalisierenden Präsidenten Erdogan geführt hat. Daran sieht man, dass es ein kompliziertes Geflecht aus internationalen Beziehungen und Verstrickungen gibt, was dazu führt, dass eine einfache Umkehr auf dem nun eingeschlagenen Weg kaum zu erwarten sein dürfte. [Karl]

22. In der jungen Welt findet sich ein Beitrag zu der Verhalten unserer Sicherheitsbehörden im Falle Anis Amri … und wieder einmal wünscht man sich, es wäre ein Aprilscherz. Die Leute gehen wegen der unzureichenden Berichterstattung auf die Straße (berechtigt), aber was sich in Sachen Polizei (auf dem rechten Auge blind), Verfassungsschutz und BND so in den letzten Jahren offenbart, passt in keinen Krimi, sondern gehört vor Gericht. Wieso habe ich nur das Gefühl, dass sich in Sachen Aufklärung wieder einmal nichts Nennenswertes tut? [Dirk]

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